St. Oswald. Der Nationalpark Bayerischer Wald hatte vor Kurzem zur Vernissage der Ausstellung „Wer steckt dahinter? Masken und ihre Träger“ im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald geladen. Gut 100 Gäste kamen, um die dort präsentierten wilden Masken der Koishüttler Lousnachtgeister aus der Nähe zu bestaunen und sich mit Hilfe der Portraits von Fotografin Daniela Blöchinger ein Bild von denjenigen Menschen zu verschaffen, die die Masken Jahr für Jahr in der Lousnacht-Saison mit Leben füllen.
Ausstellung im Waldgeschichtlichen Museum bis Mitte des Jahres
Sie hausen in dunklen Höhlen zwischen Rachel und Lusen. Sie heißen Mühlhiasl, Schluderschlenz, Durandl, Wecklin, Lusen-Hex, Woidhaus-Mich, Dodama, Drud oder Räuber Heigl. In den Lousnächten zwischen Thomastag (21. Dezember) und Heilige Drei Könige (6. Januar) erwachen die Lousnachtgeister zum Leben. Normale Menschen bekommen die Teufel, Hexen und Sagengestalten des Bayerischen Waldes in dieser Zeit häufiger zu sehen mit ihren wilden Tänzen rings ums Feuer, begleitet von lärmenden Trommeln, Schellen und den schweren Glocken der Wolfsaustreiber. Epizentrum und Höhepunkt der alljährlichen Aktivitäten ist in Neuschönau, wenn die Lousnachtgeister am 5. Januar mit ihrem infernalischen Spektakel die Wintergeister vertreiben.
Im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald kann man seit diesem Wochenende die wilden Waldgeister erstmals von einer ganz anderen Seite erleben – lautlos und regungslos auf gestochen scharfe, großformatige Fotos gebannt. Und viele von ihnen zeigen ihre menschlichen Gesichter mit würdevollem, ruhigem Blick, kecker Grimasse oder einem verschmitzten Lächeln für die Kamera. Denn es sind Menschen, genauer: die Mitglieder des Neuschönauer Vereins Koishüttler Lousnacht e. V., die seit 17 Jahren die alte Tradition der tanzenden Lousnachtgeister wieder beleben und Jahr für Jahr in die Identität ihrer kunstvoll aus Lindenholz geschnitzten und bemalten Masken schlüpfen. Diese sind jetzt zusammen mit den Fotos bis Mitte des Jahres in St. Oswald zu sehen.
40 Fotografien zeigen die Beziehung zwischen Träger und Maske
„Ich war schon immer von der wilden Schönheit der Masken und Kostüme begeistert, das wollte ich einfach festhalten“, sagt Daniela Blöchinger bei der Vernissage am vergangenen Freitag. Die ausgebildete Meisterfotografin – selbst seit Jahren aktives Lousnachtwesen – hat die rund 40 Fotografien geschaffen, die nun gezeigt werden. Gelungen sind ihr beeindruckende Portraits, in denen Menschen unterschiedlichsten Alters und verschiedenster Aufgaben im Alltag eine ganz besondere Beziehung zu ihren Masken aufnehmen – und so mit Stolz über ihr Alltagsgesicht hinaus wachsen.
„Außerdem hat mich fasziniert, dass ich zunehmend Ähnlichkeiten zwischen den Trägern und ihren Masken festzustellen glaubte. Es war einfach spannend, das in den Fotos herauszuarbeiten.“ Überraschend und interessant ist dies insofern, da Männer mitunter Frauengestalten verkörpern, gesetzte Damen mittleren Alters dagegen wilde Teufel mit Leben erfüllen und sich auch bekanntere Persönlichkeiten – wie etwa der Feyunger Druckereibesitzer Hans Rosenthaler (alias Wecklin) oder Danielas Vater und Leiter des Agrarzentrums in Kringell, Hans Blöchinger (alias Dodama) – alljährlich an dem wilden Spektakel beteiligen.
Jede Maske wird individuell für ihren Träger geschaffen
„Unser Maskenschnitzer Josef Schmalhofer ist sicher nicht ganz unschuldig an dieser Ähnlichkeit, da jede Maske individuell für ihren Träger geschaffen und angepasst wird“, kommentiert Vater Blöchinger, der als Vereinsvorsitzender gemeinsam mit Hans Rosenthaler zu den Initiatoren der Koishüttler Lousnacht zählt. Als Vogelscheuche „Dodama“ hat er das Sagen über die Choreographie der rund 50 Masken und zusätzlichen Wolfsaustreiber. „Außerdem ist jeder Maskenträger für die Ausgestaltung seines Kostüms mit Fellen, Schellen und all den für die Figur typischen Accessoires selbst verantwortlich“ Da sei es kein Wunder, wenn man mit seiner Maskenidentität auch im Aussehen zusammenwachse …
Wichtig ist den Koishüttlern – so der altgediente Lousnachtgeist Blöchinger -, dass sie sich mit ihren Gestalten und ihren Aufführungen sehr genau an alte Überlieferungen halten und die Lousnächte nicht nur für inhaltsleeren wilden Klamauk missbrauchen. „Die Masken waren früher das ganze Jahr über in den Dörfern präsent. Sie hatten ihre speziellen Aufgaben und haben so das Gemeinschaftsleben mitgeprägt“, erläutert Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier den Hintergrund des Lousnachtbrauches. „Das war generationsübergreifend und hat den Zusammenhalt im Dorf gefördert.“
–> Gezeigt werden rund 20 Masken und 40 Fotos. Die Ausstellung ist täglich bis einschließlich 1. Juni 2014 zu sehen, der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr, ab 1. Mai bis 18.00 Uhr
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