
Martin, im August 2011 hast Du mit Deinem ersten Programm „Ich pubertiere“ Premiere gefeiert. Steckst Du noch immer in der Pubertät?
Nein (lacht). Ich habe mit 18 Jahren Premiere gefeiert, da hat es noch ein bisschen gepasst – mittlerweile bin ich aber 21 und das Ganze ist vorbei. Wenn mich die Leute darauf ansprechen, sag ich einfach, ich bin in der Spät-Pubertät (lacht).
„Mein verplantes Leben steht im Mittelpunkt des Programms“
Du lässt die Pubertät also langsam hinter Dir?
(lacht) Ich hoffe, dass das alles endlich mal ein Ende nimmt, ja. Eigentlich bin ich nie so richtig in der Pubertät gewesen. Von Pickeln bin ich zum Beispiel größtenteils verschont geblieben (schmunzelt) – auch bei großen Saufgelagen war ich nie dabei.
Der Inhalt Deines Programms setzt sich also eher aus Erzählungen Deiner Freunde und Klischees zusammen?
Es steht ja mehr mein verplantes Leben im Mittelpunkt als die Pubertät – ich führe kein normales 08/15-Leben. Ich bin auf einem Bauernhof in einer Männer-Wirtschaft aufgewachsen – gemeinsam mit meinem Papa und meinem jüngeren Bruder.

… und da ging es drunter und drüber?
Nein, nein – und das erkläre ich meinem Publikum auch immer wieder. Die Leute sollen nicht immer alles glauben! Kabarett und Comedy ist ja die überspitzte Darstellung der Realität. Wie es bei uns zu Hause zugeht, weiß letztlich keiner – und das ist auch gut so.
Wie reagiert Dein Vater, wenn er Teil des Programms ist – und Du erzählst, dass er jeden Sonntag eine andere Frau im Bett hat?
Das stimmt natürlich überhaupt nicht. Anfangs war er überhaupt nicht begeistert – vor allem, weil auf dem Land dann sofort auf der Straße diskutiert wird und er überall angesprochen wurde. Inzwischen hat er sich aber daran gewöhnt. Trotzdem stört es mich gewaltig, dass mein Programm direkt auf meine Familie projiziert wird.
Bist Du in Wirklichkeit genauso wie auf der Bühne?
Ja, zumindest wird es mir so nachgesagt (lacht). Ich selber denke von mir, dass ich ganz anders sein kann wie auf der Bühne. Zu Beginn meiner Karriere ist es mir sehr schwer gefallen, die Figur Martin Frank vom privaten Martin Frank zu trennen. Meine Klassenkameraden sagen, ich sei auf der Bühne genauso wie ‚in echt‘ – wahrscheinlich ist die Schule mittlerweile auch meine Bühne. Vielleicht hätte ich mir einfach einen Künstlernamen zulegen sollen.
Martin Frank: „Es gibt Auftritte, die gehen in die Hose“
Wie verhältst Du Dich gegenüber Kritikern?
Ganz einfach: Wenn ich es genauso sehe, dann höre ich auf sie – wenn nicht, dann nicht. Beleidigt bin ich aber nie. Man kann es sowieso nie allen recht machen. Jeder hat seinen eigenen Geschmack und jeder hat seine eigene Meinung. Ist eine Kritik berechtigt, dann lass ich mich darauf ein – und versuche, an mir zu arbeiten.

Das sieht man ja auch an Deinem Programm, das sich stetig weiterentwickelt hat …
Ehrlich gesagt ist inhaltlich nicht mehr viel übrig geblieben vom Premieren-Programm – da hat sich schon einiges verändert.
Hast Du vor Auftritten noch Lampenfieber?
Das ist sehr unterschiedlich – und hängt auch vom Auftrittsort ab. Kürzlich hatte ich zum Beispiel einen Auftritt in der Pasinger Fabrik in München, es ging um den Kabarett Kaktus – da war ich richtig nervös.
… warst Du da dann auch erfolgreich?
Leider nicht (traurig). Es gibt einfach Auftritte, die gehen in die Hose – und das war so einer. Ich habe mich zwar angestrengt, aber irgendwie habe ich das Publikum nicht erreicht.
Kurze Zeit war er Standesbeamter der Marktgemeinde Hutthurm
Hast Du irgendwelche Vorbilder?
Monika Gruber! Sie ist der Grund, warum ich mit dem Ganzen überhaupt angefangen habe. Zu meinen absoluten Idolen zähle ich auch Gerhard Polt. Nach einigen Auftritten habe ich aber gemerkt, dass ich das ’strenge‘ Kabarett eigentlich gar nicht will. Ich möchte vielmehr einfach nur unterhalten. Aus diesem Grund zählt auch Hape Kerkeling zu meinen Vorbildern.
Weg vom Kabarett und von der Comedy: Für einige Zeit warst Du Standesbeamter der Marktgemeinde Hutthurm. Wie viele Trauungen hast Du durchgeführt?
(überlegt) … es waren sechs Trauungen …
Viele Kritiker hat es gegeben, weil Du mit bereits 20 Jahren diesen Posten übernommen hast. War das einer der Gründe, warum Du dann letztlich damit aufgehört hast?
Nein, überhaupt nicht. Da sind viele Dinge zusammengekommen. In der Sitzung, in der ich zum Standesbeamten ernannt worden bin, hat eine Markträtin gefragt, ob ich nicht zu jung sei und ob ich nicht noch ein bisschen warten soll. Diese Anmerkung habe ich nicht persönlich genommen. Die Presse hat es dann aufgebauscht – eigentlich war es gar nicht so schlimm.

Mittlerweile hast Du einen anderen Weg eingeschlagen: An der BOS möchtest Du Dein Abitur nachholen. Das ist für einen Comedian eher ungewöhnlich, wenn man an Mario Barth oder Cindy aus Marzahn denkt, die keine Hochschulreife haben. Warum dieser Schritt?
Wenn es wirklich mit der Karriere als Kabarettist nicht klappen sollte, brauche ich ja ein solides Standbein. Und weil ich nicht mehr in die Verwaltung zurück möchte, möchte ich dann studieren – dazu brauch ich Abi.
Unser Vorschlag: Du könntest den familieneigenen Bauernhof übernehmen und Landwirt werden…
Ja, könnte ich – ich hätte auch nichts dagegen. Aber unser Hof ist ziemlich eingeengt und schon jetzt nur ein kleiner Betrieb mit 30 Milchkühen – in dieser Größenordnung ist die Landwirtschaft nur ein Nebenerwerb.
„Es ist komisch, wenn immer gelacht wird, wenn ich was sage“
Dein vorrangiges Ziel bleibt also die Karriere als Komiker.
Ja, genau. Nächstes Jahr beginne ich mit der Schauspiel-Schule, die drei Jahre dauert. Ergibt sich innerhalb dieser Zeit nichts – sprich: Ich kann nicht davon leben -, dann muss ich mich anderweitig orientieren.

Bruno Jonas erklärte kürzlich in einem Interview, die Unterscheidung zwischen Kabarettist und Comedian sei typisch deutsch. Wie siehst Du das?
Ich bin wohl eher Comedian. Ich bin nicht der Typ, der kritische Themen in seinem Programm verarbeitet. Den Titel als Kabarettist hat mir die Presse gegeben, obwohl auf meiner Website auch von Comedy die Rede ist.
Comedian wird man nicht, das ist man von Geburt an, oder?
Ja. Schon während meiner Zeit in der Wirtschaftsschule in Passau ist immer gelacht worden, wenn ich was gesagt habe. Anfangs hat mich das genervt, irgendwann hab ich daran aber Gefallen gefunden. Ich dachte mir: Wenn ihr lacht, lachen wohl andere auch über mich und meine Späße.
Manchmal ist dann aber die Schwelle zum „Lustig machen“ sehr niedrig.
Genau, das stimmt. Es ist schon eine Gratwanderung. Ich habe schon ab und zu gemerkt, dass nicht über das gelacht worden ist, was ich gesagt habe, sondern über mich selbst – da kommt man sich schon verarscht vor. Es ist komisch, wenn immer gelacht wird, wenn ich etwas sage – egal, ob beim Einkaufen oder in der Schule. Manchmal wird man einfach nicht ernst genommen…
CSU-Mitglied: „Die politische Karriere ist mir sehr wichtig“
… gerade als Politiker ist das jedoch sehr wichtig. Immerhin kandidierst Du für den Hutthurmer Marktrat auf der CSU-Liste.
Meine Hoffnung ist, dass ich dadurch ernst genommen werde. Ich möchte, dass die Leute sehen, was ich kann – und das sind nicht nur Späße.

Aber die Hutthurmer werden Dich sicher wählen, weil Du der Comedian bist – und nicht der Privatmann Martin Frank.
Ich möchte, dass die Leute in mir einen jungen Mann sehen, der frischen Wind in den Marktrat bringt. Es wird sicher nicht so sein, dass ich die Markträte während der Sitzung unterhalten werde.
Mal ehrlich: Wie wichtig ist Dir Deine politische Karriere?
Sehr wichtig – obwohl es sicher schwierig wird, Schule, Kabarett und Politik unter einen Hut zu bringen. Wie das Ganze dann genau abläuft, wird sich erst noch ergeben (schmunzelt).
Wie lange hast Du schon Dein Parteibuch?
Seit 2008 bin ich Mitglied in der JU, später auch in der CSU.
Wie werden junge Künstler innerhalb der konservativen CSU behandelt?
Generell unterstützt die CSU ihre jungen Politiker. Bisher habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht, der Nachwuchs wird innerhalb der Partei sehr gefördert.
Zur CSU kommt man, wenn man beim Bauernverband ist oder erzkonservativ erzogen worden wurde. Was trifft auf Dich zu?
Wahrscheinlich beides (lacht). Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen – und von meiner Oma streng-katholisch erzogen worden. Ich bin heute noch innerhalb der Kirche aktiv – sowohl als Kirchenmusiker als auch im Pfarrgemeinderat. Es stimmt schon: In der CSU gibt es viele Landwirte, die auch kirchlich engagiert sind.
Spontan sang Martin Frank während des Interviews „Panis Angelicus“ von Andrea Bocelli:
Am 16. März sind die Wahlen: Schaffst Du es in den Marktgemeinderat?
Ich kann es wirklich nicht sagen. Einige Leute werden sicher sagen, ich sei zu grün, zu jung – andere werden sich freuen, dass ein Junger angreifen will.
„Zu meinen Vorbildern zählen Gerhard Polt und Monika Gruber“
… und irgendwann wirst Du dann Bürgermeister?
Ich habe schon zum Hermann (Anm. d. Red: Hermann Baumann, Bürgermeister von Hutthurm) gesagt, ich werde 2020 Bürgermeister (lacht).
Du führst ein sehr abwechslungsreiches Leben- zumal Du auch Theater spielst.
Ja, genau. Ich zähle auch zur Hutthurmer Theatergruppe, mit der wir erst kürzlich einige Aufführungen hatten – auch im Jugendclub des Passauer Staatstheaters war ich aktiv.
Außerdem nimmst Du Gesangsunterricht.
So ist es. Gesang ist sogar Teil meines Programms (fängt zu Singen an …)
Sehr schön! Dann wünschen wir Dir alles Gute für Deine weiteren Vorhaben!
Interview: Helmut Weigerstorfer und Jason Ditshej
Echt ein prima Beitrag, Danke!
Ich würde ihn glatt heiraten. Er ist mir aber zu jung und ich wäre ihm
zu alt (75!!)Gut, als Oma würde ich taugen, aber er hat ja eine prima Oma.
Schade. Wenn ich mal nicht gut drauf bin, ein Viertelstündchen Martin
Frank und alles ist gut. Danke, danke, danke !
Hallo, ich finde den Martin Frank einfach super, wie Monika Gruber,sagte er
Ist der Sohn den sie nie hatte. Er ist Freund, Schwiegersohn, Enkel alles zusammen
Allein schon sein Auftreten ist gigantisch vor allem wenn er seine Oma zitiert
Mein Mann ist am 30.03.21 plötzlich verstorben und er hat immer Kabarett
gehört, was aber nicht meine Welt war und jetzt habe ich seit einpaar Wochen
Martin auf YouTube gesehen vorher nie von ihm gehört. Und jetzt sehe ich mir
den Martin Frank zu jeder Tages und Nachtzeit an und kann herzerfrischend
lachen, was mich auch ablenkt.
Danke Martin Frank