
Was sie da genau auf der Staatsstraße in Haidmühle am Ortsausgang Richtung Frauenberg aufgelesen hatten, wusste die Familie Scherz nicht genau. Es war keine Ente, das war ihnen klar. Und ein Graureiher wohl auch nicht. Der seltsame Vogel saß auf der Straße und lief Gefahr, sein noch junges Leben im Straßenverkehr zu verlieren. Sie setzten das Tier kurzerhand in eine Kiste und nahmen es mit nach Hause. Er später erfuhren sie, dass es sich um einen – in unserer Region – seltenen Prachttaucher handelt.
„Da schlägt das Naturschutzherz höher“
Nachdem die Unterere Naturschutzbehörde am Landratsamt über diesen außergewöhnlichen Fund informiert worden ist, holte Naturschutzreferent Werner Simmet den Vogel ab. Sein Erstaunen war groß: „Unglaublich, beim Anblick dieses äußerst seltenen Vogels schlägt einem das Naturschutzherz sofort höher.“ Zur Untersuchung wurde der Seetaucher daraufhin zu Dr. Dennis Müller von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald gebracht. Dieser erklärte: „Seetaucher haben ihre Füße sehr weit hinten am Körper angesetzt. Sie können sich daher nur von einer Wasserfläche aus wieder in die Luft erheben. Der Vogel, der da auf der Staatsstraße saß, konnte schlicht und einfach nicht starten.“ Die genaue Untersuchung ergab, dass der Vogel unverletzt war, keine gebrochenen Flügel hatte und eigentlich gut genährt war. Dr. Müller brachte ihn nach einer „Gastübernachtung“ beim Nationalpark am nächsten Tag an die Donau und setzte ihn ins Wasser, wo er sich sofort wieder wohlfühlte und begann, nach Fischen zu tauchen.
Werner Simmet: „So einen Vogel habe ich noch nicht gesehen“

Der Prachttaucher gehört zur Familie der Seetaucher. Alle vier Seetaucherarten sind Brutvögel, beheimatet ausschließlich im hohen Norden. Der Prachttaucher überwintert gewöhnlich an den Küsten der Ostsee und der Nordsee, gelegentlich auch an den Mittelmeerküsten und am Schwarzen Meer. Ins europäische Binnenland verirren sie sich ausgesprochen selten. „So einen Vogel habe ich in zwanzig Jahren Naturschutzarbeit noch nicht gesehen bei uns im Landkreis. Und ich fürchte, dass es die nächsten 20 Jahre wohl auch nicht mehr vorkommen wird…“, trauerte Werner Simmet dem aufregenden Ereignis nach. Das beherzte Eingreifen der Familie Scherz aus Haidmühle lobte er ausdrücklich. „Wenn Sie nicht gewesen wären, dann wäre es womöglich sehr schnell um diesen schönen und seltenen Gast geschehen gewesen.“
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