Freyung. Die Wolfsteiner Bühne ist die Theatergruppe des Freyunger Trachtenvereins Wolfsteiner Buam. Gegründet wurde sie 1979 vom damaligen Vorstand Max Mini. Seit 1981 sind ihre Aufführungen ein regelmäßiger Höhepunkt des Wolfsteiner Herbstes, den Kulturwochen des Landkreises Freyung-Grafenau. Viele Jahre lang leitete Roswitha Kratzer die Gruppe bis vor drei Jahren ihr Sohn Werner Kratzer die Regie übernahm. In diesem Jahr dürfen sich die Theaterbesucher auf die Komödie „Verrückte haben’s auch nicht leicht!“ von Bernd Spehling freuen. Schauplatz der Story ist Freyung. Genauer gesagt die Kurklinik am Geyersberg. Muttersöhnchen Jonas Doppelstein möchte unbedingt, dass ihn die Ärzte für verrückt erklären. Er hat die Arbeitswelt satt. Ein Leben nach Lust und Laune wäre doch viel angenehmer. Deshalb muss ein Attest her, das ihm das Bekloppt-Sein bescheinigt. Bei seinem Klinikaufenthalt begegnet er einer fragwürdigen Psychologin, einer hübschen Krankenschwester, einem honorarversessenen Chefarzt, einer flippigen Praktikantin, merkwürdigen Leidensgenossen und nicht zuletzt seiner Mutter.
Im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ berichten Regina Kasper, Werner Kratzer und Veronika Kloiber über die Gründung und das Erfolgsgeheimnis der Wolfsteiner Bühne, über Peinlichkeiten und Missgeschicke und das Gefühl, als Schauspieler auf der Bühne zu stehen.
Das Erfolgsgeheimnis: Freude und Lust zur Schauspielerei
Regina: …aus Lust und Laune! (grinsend)
Werner: In erster Linie wollte man eine weitere Einnahmequelle für unseren Trachtenverein, die Wolfsteiner Buam, schaffen.
Wer von den Pionieren ist denn heute noch aktiv?
Werner: Es gibt noch vier Gründungsmitglieder, die auch heute noch auf der Bühne stehen: Meine Mutter Roswitha Kratzer, Regina Kasper, Willi Friedl und ich selbst.
Seit 32 Jahren seid Ihr jetzt schon beim Wolfsteiner Herbst mit einem Theaterstück präsent. Was ist denn Euer Erfolgsgeheimnis?
Veronika: Wir haben eine sehr familiäre und doch professionelle Zusammenarbeit. Der gute Riecher von Roswitha trägt natürlich auch dazu bei: Ich bin nur eine von vielen, die es ihr zu verdanken haben, dass ich schon seit fünf Jahren immer wieder gerne mitspiele.
Regina: Es funktioniert nur wenn man mit Freude, Energie, Lust und Liebe zur Schauspielerei dabei ist.
Die größte Veränderung: Der Umzug ins Kurhaus
Was hat sich in den letzten 32 Jahren wesentlich verändert?
Werner: Die größte Neuerung war wohl der Umzug von der alten Stadthalle ins Kurhaus – die technischen und räumlichen Gegebenheiten haben sich dadurch merklich verbessert. Von einer geschlossenen Bühne wurde auf eine offene umgestellt. Selbstverständlich ist damit auch die Entwicklung der Bühne maßgeblich bestimmt worden. Allein die Wirkungsmöglichkeiten für die Schauspieler gaben uns ganz neue Möglichkeiten.
Ist Euch bei Euren Auftritten schon mal etwas richtig Peinliches oder ein Missgeschick passiert?
Werner: Da gibt es viele… Ich bin bei „Anton und Antonia“ mit einem Plastikstuhl komplett zusammengebrochen – und das nicht nur bei einer Aufführung. Oder bei „Die Falsche im Arm“ gab es eine Szene mit Weißwürsten… Da sprang eine Wurst von der Bühne direkt in den Zuschauerraum! Otto Christoph sprang hinterher und rettete die Wurst! (alle lachen)
Regina: Ich bin mal mit dem Textbuch während der Aufführung lesend über die Bühne gelaufen! (kichert vor sich hin) Aber das Beste war, als Willi eine Aufführung komplett vergessen hatte und er lieber zu Hause auf dem Dach stand. Ich musste ihn dann holen…(lacht)
Veronika: Der Herr Demm hat von mir mal aus Versehen ein paar Watschen mehr bekommen als eigentlich vorgesehen waren…
Regina: Von abgebrochenen Stöcken bis hin zu Schnittverletzungen ist uns schon alles passiert. Eines werde ich aber nie vergessen: Ein Schauspieler verkroch sich immer in den Spielpausen mit seiner damaligen Freundin im Parkhaus. Da ist es dann natürlich passiert, dass er seinen Einsatz verpasste und wir ihn dort unten suchen mussten. (alle stimmen lachend zu)
„Wenn wir auf der Bühne stehen, ist das Adrenalin pur“
Wann beginnt Ihr mit den Proben und wie oft müsst ihr Euch bis zur Premiere treffen?
Veronika: In der Regel beginnen die ersten Leseproben im Mai und die intensiveren Proben auf der Bühne dann im September. Wir treffen uns dazu immer mittwochs und sonntags. Die Woche vor der Premiere ist dann nochmals sehr kompakt: Da stehen wir dann täglich auf der Bühne und proben, und proben…
Ihr führt v.a. Lustspiele und Schwänke auf. Wieso wagt Ihr Euch nicht einmal an gesellschaftskritischere oder ernstere Stücke heran?
Werner: Die Aufführungen sollen sich ja für den Trachtenverein finanziell rentieren. Deshalb müssen wir versuchen, eine möglichst breite Bevölkerungsschicht zu erreichen – bei gesellschaftskritischen Stücken ist das nicht möglich. Alleine das Kurhaus mit 400 Sitzplätzen ist ein erheblicher Kostenfaktor, der dadurch nicht gedeckt werden könnte. Aber vielleicht gibt es zukünftig im alten Kino in Freyung eine Bühne für Kleinkunst und ernsteres Theater. Ich könnte mir schon vorstellen, dass das beim Publikum positiv angenommen wird.
Wie seid Ihr auf Euer aktuelles Stück „Verrückte habens auch nicht leicht“ gekommen?
Werner: Es sollte nicht mehr das typische Bauernstück mit Magd und Knecht sein. Es muss zu unserer Stadt Freyung passen. Und hierzu sind Boulevardstücke ideal. Diese werden zwar überwiegend im Hochdeutschen geschrieben, sind aber gut für unsere Region bearbeitbar.
„Im Kern geht’s um eine Kurklinik mit seinen Patienten“
Wieso passt denn das Stück so gut zur Stadt Freyung?
Werner: Im Kern geht’s in dem Stück um eine Kurklinik mit seinen Patienten und Angestellten. Und der Luftkurort Freyung hat ja auch so eine Klinik. Im Stück haben wir sie einfach „Klinik am Geyersberg“ getauft. So konnten auch weitere Personen und Orte gut zu uns verlegt werden.
Was darf das Publikum heuer bei diesem Stück erwarten?
Veronika: Spiel, Spaß, Spannung. Aber leider keine Schokolade… (lacht herzlich)
Regina: Für mich ist das Adrenalin pur , da kann ich erst richtig aus mir herausgehen und meine Rolle spielen.
…und wenn man dann mal den Text vergisst?
Veronika: Dann steigt das Adrenalin noch mal merklich und man ist froh, dass man eine Souffleuse hat.
Werner: Wir vergessen keinen Text! (lacht)
Vielen Dank für das nette Gespräch und viel Erfolg auch weiterhin!
Interview: Jason Ditshej
Die Vorstellungen im Freyunger Kurhaus finden an folgenden Terminen statt (Eintritt € 12,00):
Samstag, 09. November, 19.30 Uhr
Sonntag, 10. November, 14.30 Uhr
Freitag, 15. November, 19.30 Uhr
Samstag, 16. November, 19.30 Uhr
Es spielen mit: Roswitha Kratzer, Regina Kasper, Josef Jungwirth, Margit Fuchs, Bianca Röhrig,Veronika Kloiber, Walter Sagmeister, Uwe Wilhelm, Sabrina Brunner