Gsenget. Ein Jahresumsatz von knapp 6 Millionen Euro, 1.500 verschiedene Artikel, 4.000 Quadratmeter Produktionfläche – die Zahlen der Firma Kunststofftechnik Altendorfer aus Gsenget (Gemeinde Neureichenau) beeindrucken. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen erst vor 17 Jahren von Richard und Maria Altendorfer gegründet worden ist. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ blickt der zweifache Familienvater auf die rasante Betriebssentwicklung sowie das stetig wachsende Produkt-Portfolio seiner Firma. Außerdem hält er für alle Kommunalpolitiker einen zwar nicht neuen, aber dennoch gut gemeinten Tipp bereit, wie man Unternehmen in den Bayerischen Wald locken kann – und somit neue Arbeitsplätze schafft. Made in da Heimat!
1996 wurde die Firma in einer Garage in Gsenget gegründet
Herr Altendorfer, beschreiben Sie mit möglichst wenigen Worten Ihren Betrieb.
1996 ist die Firma von mir und meiner Frau Christina in einer Garage in Gsenget gegründet worden – wir hatten damals eine Produktions- und Lagerfläche von 120 Quadratmetern. Zwei Jahre später ist eine 500 Quadratmeter große Halle am jetzigen Standort entstanden. Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern haben wir dort Teile für Holzbearbeitungsmaschinen produziert, die im Caravan-Sektor eingesetzt werden, gebaut. Seitdem ist die Firma stetig gewachsen, unsere Halle wurde immer wieder erweitert. Inzwischen haben wir 4.000 Quadratmeter Produktionsfläche und 70 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb – wir sind platzmäßig somit wieder einmal am Limit angelangt. Zu unseren Kunden zählen weltweit agierende Unternehmen in der Automobil- und Elektro-Branche sowie in der Möbel, Freizeit- und Sportindustrie.
Die Firma Kunststofftechnik Altendorfer, kurz dargestellt in einem Imagefilm:
Ihre Palette ist mit rund 1.500 verschiedenen Artikeln sehr vielfältig. Was genau produzieren Sie hier?
Zum einen produzieren wir technische Teile wie Linsen für die Beleuchtung in Flugzeugen, Teile für Zahnarzt-Kameras und Bürobedarf – alles also sehr spezielle und kundenspezifische Artikel. Unser zweites Standbein ist die Verpackungsindustrie, das heißt: Wir produzieren unter anderem Verschlüsse und Dosen für sämtliche Inhaltsstoffe – die Verpackung für ein bekanntes Mineralsalz haben wir beispielsweise selber entwickelt.
„Wenn Du glaubst, wir schaffen es – dann probieren wir’s“
Hört sich alles sehr komplex an – wo lernt man das? Wie war Ihr persönlicher Werdegang?
Nach meinem Hauptschulabschluss habe ich von 1988 bis 1991 bei der Firma Parat in Neureichenau eine Lehre zum Verfahrensmechaniker Kunststoff und Kautschuk absolviert. Danach war ich bei verschiedenen Firmen angestellt – nicht nur im Kunststoff-Sektor, sondern auch im Holz-Bereich. Zum Schluss war ich Produktionsleiter in einer Kunststoff-Firma – 16 Stunden Arbeitszeit waren da keine Seltenheit. Doch: Wenn man so viel arbeitet wie ich, so lauteten meine Überlegungen damals, kann ich es auch gleich selber machen (lacht). Und meine Frau hat dann zu mir gesagt: ‚Wenn Du glaubst, wir schaffen es – dann probieren wir’s‘ – und genauso ist es dann auch gekommen. Selbstverständlich ist die Arbeit mit diesem Schritt nicht weniger geworden, aber: Der unternehmerische Erfolgt treibt einen immer weiter an.
Immer wieder werden kleine Firmen bei einer Insolvenz von großen Konzernen mit in den Sprudel gerissen: Wie hat sich Kunststofftechnik Altendorfer dagegen abgesichert?
Da haben wir bereits unsere Erfahrungen gemacht – und daraus auch unsere Lehren gezogen. Vor acht Jahren ist einer unserer größten Kunden weggefallen, uns hatte es damals schwer erwischt. Daraufhin haben wir festgelegt, dass unser größter Kunde ab sofort nur noch mit maximal 20 Prozent unserer Produktionsmöglichkeiten betreut wird. Wir wollen uns nicht auf einen Großkunden konzentrieren, sondern mehrere kleinere Abnehmer haben.
„Wir legen großen Wert auf die eigene Qualitätssicherung“
Auf Ihrer Homepage preisen Sie an, bei ihren Produkten großen Wert auf Qualität zu legen – wie lässt sich das im Arbeitsalltag verwirklichen?
Wir legen in unserem Betrieb großen Wert auf eine eigene Qualitätssicherung, die mir direkt untersteht. Dort werden Produkte freigegeben, aber auch gesperrt – natürlich in enger Abstimmung mit unseren Kunden. Manchmal übernehme diesen Part auch ich, dann gebe ich die Grenz- und Freigabemuster an die Qualitätssicherung weiter. Zusätzlich werden die produzierten Teile gleich nach der Fertigung von unseren Mitarbeitern vor Ort überprüft.
Die Politik will neue Arbeitsplätze im Bayerischen Wald schaffen. Wie ist das Ihrer Meinung nach möglich?
Besonders wichtig sind gut ausgebaute Verkehrswege in der Region – genauso wie schnelles Internet. Die großen Datenvolumen, die wir täglich hin und her schicken, sollen schnell ‚durchrutschen‘. Leider ist unsere Internet-Verbindung immer noch sehr ausbaufähig.
„Wir haben zurzeit zwei Auszubildende, die übernommen werden“
Wie kann man in dieser Hinsicht der Politik Druck machen?
Hat eine Gemeinde Interesse an der Ansiedlung von Unternehmen und den daraus resultierenden höheren Gewerbesteuereinnahmen, dann müssen guten Voraussetzungen geschaffen werden: Dazu gehören selbstverständliche Dinge wie Wasser, Strom und Telefon, aber auch eine gut ausgebaute Straße – und eben schnelles Internet. Bei uns in der Gemeinde Neureichenau werden derzeit erste Glasfaserkabel für schnelleres Internet verlegt – irgendwann profitieren auch wir davon.
Genauso kann man von seinen im Betrieb selbst ausgebildeten Leuten einen Nutzen ziehen. Welche Berufe kann man bei Ihnen erlernen?
Wir haben in unserem Betrieb Lehrlinge zum Verfahrensmechaniker für Kunststoffe und Kautschuk beschäftigt. Im kaufmännischen Bereich gibt es noch keine Azubis, was sich aber bald ändern kann. Insgesamt haben wir zurzeit zwei Auszubildende, die auch übernommen werden.
Herr Altendorfer, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Interview: Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer