Freyung/Grafenau/Waldkirchen. In erster Linie nimmt man die vielen Patienten wahr, die an den drei Standorten Waldkirchen, Grafenau und Freyung versorgt werden. Erst auf den zweiten Blick wird einem bewusst, dass die Kliniken gGmbH zu den größten Arbeitgebern im Landkreis Freyung-Grafenau zählt: Der betriebswirtschaftliche Teil, der sich um das ganze Drumherum kümmert, beschäftigt derzeit rund 910 Mitarbeiter. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Claudia Decker, bei den Kliniken „Am Goldenen Steig“ für Kommunikation, Personal- und Organisationsentwicklung zuständig, über die Ausbildungsmöglichkeiten in den drei Häusern, die rückläufige Zahl der Bewerbungen und die Qualifikationen der Schulabgänger.
Frau Decker, beschreiben Sie kurz Ihren Betrieb.
Die Kliniken „Am Goldenen Steig“ bieten an den Standorten Freyung mit 175 Betten, Grafenau mit 140 Betten und Waldkirchen mit 90 Betten eine heimatnahe internistische und chirurgische Regelversorgung. 910 Mitarbeiter sind an den drei Standorten beschäftigt und versorgen jährlich rund 37.000 Patienten – davon rund 16.000 stationär.
Welche Ausbildungsberufe werden angeboten?
Bei uns gibt es eine Vielzahl an Berufen, die man erlernen kann: Wir bilden Bürokaufleute, Medizinische Fachangestellte, Kaufleute im Gesundheitswesen, Kaufleute für die Bürokommunikation, Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte, Kaufleute im Einzelhandel, Köche, Fachinformatiker für Systemintegration, Elektroniker für Betriebstechnik, Altenpfleger sowie Gesundheits- und Krankenpfleger aus.
„Wir haben immer noch mehr Bewerber als Ausbildungsplätze“
Wie viele Azubis haben Sie derzeit beschäftigt?
Derzeit absolvieren 91 Menschen ihre Ausbildung an den drei Standorten in Waldkirchen, Grafenau und Freyung.
Mit welchen Schulabschlüssen bewerben sich die Schulabgänger bei Ihnen?
Querbeet – egal ob Abitur, Mittlere Reife, Fachabitur, Hauptschulabschluss oder Quali.
Bewerben sich eher weibliche oder mehr männliche Jugendliche?
Größtenteils bewerben sich weibliche Schulabgänger bei uns, die überwiegend aus der Region kommen.
Wie viele Bewerbungen erhalten sie pro Jahr?
250: diese Zahl ist leicht rückläufig. Vermutlich zeigt sich hier schon die demografische Entwicklung – es gehen ja auch die Schülerzahlen zurück. Trotzdem haben wir immer noch mehr Bewerber als freie Ausbildungsstellen. Bisher mussten wir noch keinen Ausbildungsplatz unbesetzt lassen.
„Oftmals fehlt es an Selbständigkeit und Eigeninitiative“
Was antworten Sie denjenigen Schülern, die behaupten, dass Berufe im Gesundheitssektor „zu anstrengend“ seien und sich damit ohnehin kein Geld verdienen lasse?
Das ist ganz einfach: Man muss sich in allen Berufen anstrengen, um voranzukommen. So erschließen sich gute Verdienstmöglichkeiten.
Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich in Sachen Ausbildung alles getan, was hat sich verändert?
Die immer schneller fortschreitende Entwicklung hinsichtlich technische Ausstattung und Computertechnik hat dazu geführt, dass die Ansprüche an die Auszubildenden gestiegen sind. Viele Berufsbilder haben sich gewandelt und müssen umfassendere Aufgaben erfüllen als früher. Es ist ein stetiger Lernprozess erforderlich – während und auch nach der Ausbildung. Gleichzeitig ist die Qualität der Ausbildung gestiegen. Die Auszubildenden werden seitens des Arbeitgebers beispielsweise durch Ausbildungspläne, interne Fortbildungen, Rotationen oder auch Nachhilfeangeboten unterstützt. Seitens der Berufsschule hat eine verstärkte Praxisorientierung zur Qualitätsverbesserung beigetragen.
Was denken Sie: Werden die Schüler heutzutage gut genug auf die Berufswelt vorbereitet?
Fachlich werden die Schüler überwiegend gut vorbereitet, zum Beispiel in der Anwendung von Office-Programmen. Oftmals fehlt es den Auszubildenden aber an Selbständigkeit und Eigeninitiative, die von den Schulen, aber auch vom Elternhaus mehr gefördert werden könnten.
Wie ist es um die Kompetenz der heutigen Azubis und Bewerber bestellt?
Sehr unterschiedlich und in letzter Konsequenz von der Persönlichkeit abhängig. Im Großen und Ganzen sind wir mit unseren Auszubildenden aber sehr zufrieden. Das zeigt sich auch darin, dass wir regelmäßig Auszubildende und Krankenpflegeschüler übernehmen.
Frau Decker, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Helmut Weigerstorfer