Schönberg. Die Hog’nianer Stephan (33), Sebastian (23) und Eva (30) haben’s für Euch „ausprobiat„, wie es ist, hoch droben in den Bäumen geschmeidig wie ein ‚Oichkatzl‘ herumzuturnen oder sich gelenkig wie ein Affe von Baum zu Baum zu schwingen. Ein bissl Nervosität ist von Anfang an mit im Spiel, klar. Aber: Manu Tanzer hat’s auf die Reihe gekriegt – also können wir das auch! „Zum Klettern bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen – ich wollte meine Höhenangst überwinden“, sagt die 48-jährige Trainerin des Naturhochseilparks Schönberg. Seit fünf Jahren ist sie nunmehr dabei – und ihre Angst vor der Höhe hat sie sich buchstäblich „weggeklettert“. – Es war eine gigantische Überwindung für mich“, erzählt Manu weiter, während sie uns die Ausrüstung anlegt: Mit beiden Beinen steigen wir durch unser Gurtzeug, das uns fest um den Bauch herum geschnürt wird. Ein Teil unserer Lebensversicherung für die nächsten Stunden. Auf den Kopf kommt noch ein Helm, ein Satz Karabiner schmückt ab sofort unsere Hüften – und los geht’s.
Doch ein wenig Theorie muss vorher noch sein …
Ich bin rundum gesichert – der Kopf hat das schon kapiert, oder?
„Einige meiner Bekannten hatten bereits im Kletterwald gearbeitet. Ich selbst war auf der Suche nach einem Job … und meine Männer daheim sind alle sehr sportlich, das hat mich alles zusätzlich angespornt.“ So schließt Manu ihre bemerkenswerte Geschichte, bevor sie uns erklärt, wie wir mit den Karabinern umzugehen haben. Eva lässt sich’s zuerst zeigen. „Man braucht immer einen Partner, durch den man sich nochmals extra absichert“, erklärt sie geduldig. „Und ohne sein Ok gehen wir nicht los.“ Die zwei Karabiner hängen wir stets entgegengesetzt ins Drahtseil ein – und nie gleichzeitig aus. Eine gute Sicherung ist das A und O in über zwölf Metern Höhe über dem Waldboden. Und dann gibt’s da noch den großen Karabiner, der für den so genannten Flying-Fox da ist. Hier gibt’s kein Hindernis mehr zu überwinden, hier heißt es einfach: Nur Fliegen ist schöner!
Auch Stephan und Sebastian schlagen sich bei der Einführung wacker. Die Probe-Hindernisse haben noch keine echte Höhe uns stellen kein Problem dar. Doch sogleich haben wir Blut geleckt, wollen höher hinauf. Stephan war schon in mehreren Klettergärten unterwegs, gelassen freut er sich auf den bevorstehenden Drahtseilakt in den Bäumen. Auch Sebastian war schon mal „dort droben“ – auch er kann’s kaum erwarten, dass es los geht. Und Eva dachte noch bis vor Kurzem, sie würde an Höhenangst leiden. Ein erster Besuch in einem Hochseilpark in Südtirol hatte ihr jedoch das Gegenteil bewiesen. Und nun sind die drei also im Schönberger Hochseilpark zugegen, stehen auf der ersten Plattform und lassen sich von Trainerin Tine (27) die Möglichkeiten erklären, den Parcours zu meistern. Sie empfiehlt zum Anfangen die leichtere Route. Na, dann. Auf geht’s…
Stephan: Super Sach! Eine Herausforderung! Hoch ist es schon, aber da passiert nichts, gesichert bin ich, also auf, auf. Ja, wackelt ein bisserl, aber saugeil ist’s. Des is a Gaudi! Erstes Hindernis geschafft, das nächste wartet – wo bleiben denn die zwei?
Sebastian: Meine Güte, das ist hoch – und ich hab Gummiknie. Aber das Lachen vergeht mir nicht. Alles nur Spaß, nichts zu verlieren. Supergelegenheit, mich auf was Neues einzulassen, ich liebe es! Juhu, ich komme! So ein Spaß, so ein Spaß!
Eva: Ganz großartig. Auf was hab ich mich da eingelassen?! Jetzt steh ich da oben, es ist sauhoch und ich muss da rüber. Weil ich halt einfach muss. Die Karabiner sind eingehakt, alles ist fest mit mir verbunden, ich bin gesichert. Der Kopf hat das schon kapiert. Oder? Meine Güte, ist das hoch … Mein Kopf hat null kapiert. Ich steh gefühlte 50 Meter über dem Waldboden auf einem zentimeterdicken Brett und hab dermaßen weiche Knie. Ein Bein vors andere schieben. Passiert nichts. Sollte ich fallen – ich bin gesichert. Ich bin gesichert. Gesichert bin ich, verdammt! Nicht runterschauen! Die Höhe ist völlig wurscht! Konzentrier dich nur auf das Hindernis. Mein Gott, ist das hoch! Ein Schritt noch…
Ein kleiner Schritt nach vorn, dann passiert alles wie von selbst
Und da ist sie, die sichere Plattform, die jeden der haushohen Bäume umgibt. Da stehen sie, die Buchen und Fichten, feste Verankerungen im Waldboden. Gut ist das. Die Luft ist wunderbar, die Sonne kommt heraus und lässt das Laub grün glitzern. Wir turnen in ordentlicher Höhe herum, mal sicherer, mal wackliger – aber mit zunehmendem Spaß. Wir kriechen durch eine Röhre aus Holzlatten, hangeln uns über schaukelnde Hölzer, hängen wie komische Spinnen in einem Netz, krallen uns immer wieder an die Sicherungsseile und lachen uns zwischendurch kaputt. Zu komisch sieht es aus, wie sich die anderen da bewegen. Erleichtert sind wir, haben wir wieder mal eine Hürde genommen. Der Nervenkitzel lässt uns lachen. Das Miteinander passt, die Kommunikation passt, wir schauen vorbildlich, ob der Vordermann auch gut gesichert ist.
Zwischen zwei Plattformen sind zwei Expander gespannt – etwa fünf Zentimeter breite, fest angezogene Gummibänder. Hier gilt es, drüberzugehen, ein Band pro Fuß. Es ist nicht möglich, diese Hürde zu bewältigen, ohne sich dabei zum Narren zu machen. Wie langbeinige Frösche steigen wir hinüber und kriegen uns kaum mehr ein. Es sieht einfach zu albern aus. Die Schwierigkeit: Nicht selbst vor Lachen aus dem Hindernis zu fallen. Auch wenn da freilich die Sicherung ist, an die wir uns immer wieder gern erinnern. Und dann gilt’s: Wir schauen in den Abgrund. Der Flying-Fox. Warum eigentlich der fliegende Fuchs? Ein kleines Fragezeichen und ein größeres Kribbeln im Bauch machen sich bemerkbar. Wir hängen nacheinander den Flying-Fox-Karabiner ein – und dahi geht’s …
Eva: So. Jetzt heißt’s Fallenlassen, eine meiner schwersten Übungen. Ich bin an drei Karabinern eingehängt und gesichert. Das ist sicher. Sehr sicher. Der Gurt sitzt, es passiert nichts. Es ist nur ein Augenblick. Also komm schon. Nur ein kleiner Schritt nach vorne, dann passiert alles wie von selbst. Also…. (!!!) Yeaaaaaaahhhh! Wow! Juhuuuuuuu! Hilfe, die Plattform kommt auf mich zu! Beine ausstrecken, landen. Passt. Grins. Nochmal!!!
Sebastian: I’m learning to fly… but I ain’t got wings. Hab ich wohl! So geil! Hilfe, der Baum kommt direkt auf mich zu! Puha, grade nochmal geschafft, juhu, ich dreh mich … Cooool!
Stephan: Sodala. Eingehängt bin ich. Geht schon mit ein bisserl Schwung. Huhu … Oh Leid!!! Adrenalin! Jawoi!
Flughörnchen? Fliegende Füchse? Zwei Tarzans, eine Jane?
Eine Tour geht allerweil noch. Wir entscheiden uns für die Flying-Fox-Tour – also acht Mal hintereinander Fliegen – mit ein paar kleineren Hindernissen garniert. Eine wahre Freude für jeden „aerophilen Lufthangler“. Sind wir Flughörnchen? Zwei Tarzans und eine Jane? Fliegende Füchse? Erwachsene Leute sind wir, die eine kindliche Freude empfinden und den kleinen Schisshasen in sich überwunden haben. Das macht glücklich, das macht ein bisschen stolz. Wieder unten angekommen und den festen Boden unter den Füßen spürend, fühlt es sich einfach nur gut an. Yeeehah!
Eva gibt sich mit dem Gefühl zufrieden, Stephan und Sebastian haben noch nicht genug. Trainer Sepp zeigt sich geduldig, der 59-Jährige lässt die beiden noch mal Kraxeln – denn um 18 Uhr schließt der Kletterwald, ein bisschen Zeit ist also noch. Sepp ist „seit Ewigkeiten“ Bergwachtler und hat den Trainerschein erst vor einem Jahr gemacht: „Ich dachte zuerst, die nehmen mich eh nicht, weil ich schon zu alt dafür bin – aber sie haben mich dann erfreulicherweise doch eingestellt.“
Unser Fazit: Ein schönes Miteinander, da oben bei den Baumfreunden …
Während Sepp die Ruhe weg hat, hangeln und hanteln sich Stephan und Sebastian weiter und weiter. Ein Hindernis hats besonders in sich: Mit den Beinen ist da gar nichts zu machen – allein mit der Muskelkraft in den Armen müssen die Männer sich an einer waagrechten Leiter zur nächsten Plattform hantieren. Gut, dass der Abstand so gering ist, dass es sich leichter schummeln lässt …
Mit weichen Knien auf dem Rückweg sind wir geschafft, aber dennoch in sehr ausgelassener Stimmung. Eine feine Sache, so ein Kletterwald. Manu hilft uns aus unserer Ausrüstung. Sie hat damals ihre Höhenangst verloren – und wir haben heute ein gutes Gefühl gewonnen. Werden dort droben Freundschaften intensiviert, Beziehungen gerettet, kollegiale Strukturen durchschaut, Familienbande gefestigt? Wollen wir’s mal nicht übertreiben. Aber ein schönes Miteinander ist es allemal, da oben bei den Baumfreunden …
Eva Müller