Freyung-Grafenau. Theresa Wagner, Schülerin der Berufsfachschule für Hotel- und Tourismusmanagement in Grafenau, absolviert derzeit eines von drei Pflichtpraktika im Rahmen ihrer Ausbildung am Landratsamt Freyung-Grafenau. Als Schwerpunkt hat sie den Bereich Tourismus gewählt, denn: „Am bedeutendsten für mich ist es in meiner Heimat, der Region am Nationalpark Bayerischer Wald, zu leben und zu arbeiten.“ Sie schätzt insbesondere die Vielseitigkeit der Tourismusbranche sowie den Umgang mit Menschen auf diesem Fachgebiet. „Von meinem Praktikum erhoffe ich mir einen Einblick in das touristische Potenzial der Region“, so die 19-jährige aus Vierhäuser bei Mauth. Und aus diesem Grund hat Theresa Tourimusreferent Ernst Kandlbinder zum Hog’n-Interview gebeten und ihn etwa gefragt, warum sich da Woid aktuell auf dem aufsteigenden Ast befindet – und was ihn an seinem Beruf so begeistert.
„Tourismusfachschule ist für unsere Region eine wichtige Einrichtung“
Herr Kandlbinder: Was hat Sie dazu veranlasst Ihr Berufsleben dem Tourismus zu widmen?
Von Kindheit an bin ich mit Feriengästen in engem Kontakt: Im Gasthaus meiner Großeltern durften meine Schwester und ich im Service mithelfen – und haben dabei mit den Gästen viele schöne und lustige Stunden erlebt. Später hatten unsere Eltern Ferienwohnungen vermietet. Als ich dann Anfang der 90er Jahre in der Gemeindeverwaltung Mauth das Tourismusbüro betreuen durfte, bin ich auf diesem Weg von der Basisarbeit mehr und mehr in die Angebotspalette unserer Tourismusregion hineingewachsen. So gesehen bin ich ein richtiges Kind unseres Urlaubsgebiets!
Mich interessiert die Frage, wie die Arbeit des Landkreis-Tourismusreferenten ausschaut.
Die Aufgaben sind vielschichtig und deshalb auch sehr interessant: angefangen von der Produktgestaltung für spezielle Zielgruppen bis hin zu infrastrukturellen Maßnahmen. Integriert in das Sachgebiet Wirtschaftsförderung, Regionalentwicklung und Tourismus sehen wir unsere Hauptaufgabe als Dienstleister für Betriebe, Kommunen und Interessensverbände, wie etwa dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Eine von mehreren wichtigen Aufgaben ist die Förder-Erstberatung bei Investitionswilligen, genauso die Koordination von ortsübergreifenden Maßnahmen. Beispielhaft sind hier die Angebote bezüglich des Familienurlaubs und der Freizeitangebote für Rollstuhlfahrer zu sehen.
Ich gehe momentan in die Hotel-und-Tourismusmanagement-Schule, die noch in den Kinderschuhen steckt. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach diese Einrichtung? Welche Möglichkeiten sehen Sie für die berufliche Zukunft eines Tourismusschülers?
Die Tourismusfachschule ist für unsere Region eine richtungsweisende und immens wichtige Einrichtung. Durch die Ausbildungsinhalte im Hotelfachbereich, den Managementgrundzügen und nicht zuletzt dem großen Praktikumsanteil sind die Schulabgänger sehr gut für die verschiedensten touristischen Leistungsträger als Mitarbeiter interessant. Ihnen stehen die Türen sowohl in der Hotellerie wie auch in diversen Marketingabteilungen bei regionalen Freizeitanbietern offen.
„Die schönen Seiten der Berufsbilder werden häufig übersehen“
Der Tourismus blüht derzeit in der Nationalparkregion mehr und mehr auf – und das obwohl Nachwuchskräfte im Tourismus dringend gesucht werden. Wie kommt’s?
Der Aufwärtstrend hat sich in den letzten Jahren tatsächlich stetig fortgesetzt. In diesem Jahr können wir trotz des schlechten Wetters im Mai und Juni zum Stichtag 31. Juli einen deutlichen Zuwachs von 3,4 Prozent bei den Gästeübernachtungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnen. Die positive Entwicklung ist vor allem auf die Investitionstätigkeiten der großen, aber auch der vielen kleineren Übernachtungsbetriebe im Landkreis zurückzuführen. Die Steigerung der Qualität ist der Grundstock für die Fortentwicklung in den entsprechenden Quartieren – und fördert das neue Image der Region als attraktives, interessantes und qualitativ-hochwertiges Urlaubsgebiet.
Die bessere Auslastung in den Betrieben zieht natürlich auch eine größere Anzahl an Mitarbeitern nach sich. Leider werden die Berufe in der Hotellerie und Gastronomie immer noch mit vielen negativen Attributen in Verbindung gebracht. Dazu gibt es einige schwarze Schafe, die diese Vorurteile noch bestätigen. Langfristig werden diese allerdings vom Markt verschwinden. Nur wer es schafft, seine Mitarbeiter an den Betrieb zu binden und ein attraktives Lohn- und Leistungsverhältnis bietet, wird dem Fachkräftemangel entgegenwirken können.
Zudem wird häufig übersehen, dass es auch viele schönen Seiten bei den Berufsbildern in der Hotellerie und Gastronomie gibt. Die soziale Kompetenz im Umgang mit Menschen innerhalb kürzester Zeit ist eine Schule fürs Leben. Wochenenddienst bedeutet gleichzeitig ja auch, dass man während der Woche Freizeit hat, wenn andere arbeiten. Und Seiteneinsteiger haben es in diesen Berufssparten deutlich leichter als in anderen Branchen.
„Positive Rückmeldungen glücklicher Gäste sind unser wertvollstes Gut“
Die Vermieter, Servicekräfte, Rezeptionsmitarbeiter und alle, die mit Urlaubern zu tun haben, sind das Faustpfand unserer Region. Die positiven Rückmeldungen von glücklichen Feriengästen sind unser wertvollstes Gut – und monetär nicht messbar. Denn mit der positiven Mundpropaganda gewinnen wir wieder neue Interessenten für unsere Region. So können wir gemeinsam langfristig erfolgreich sein und unsere Heimat lebens- und liebenswert mitgestalten.
Abschließende Frage: Was bereitet Ihnen am meisten Freude in Ihrem Beruf?
Wenn ich mit meiner Arbeit Menschen unterstützen kann, freue ich mich sehr darüber. Ich sehe mich gerne als Dienstleister für unsere touristischen Anbieter, die Interessensverbände und – im Rahmen der Förderberatung – für die Vermietungsbetriebe. Gleichzeitig macht es mir Spaß für TV- und Radiosender Dreh- und Aufnahmetermine zu organisieren und den Medienvertretern unsere Region mit all ihren außergewöhnlichen Besonderheiten zeigen zu können. Eine der schönsten Aufgaben ist zudem die Zusammenarbeit mit den örtlichen Tourist-Informationen im Landkreis sowie allen touristischen Leistungsträgern – von Ranfels bis Lackenhäuser und von Klingenbrunn bis nach Fürsteneck.
Herr Kandlbinder, vielen Dank für das interessante Gespräch.
Interview: Theresa Wagner
Leider gibt es für die Absolventen der Tourismusschule Grafenau viele Praktikumsplätze, die Aussicht auf einen festen Arbeitsplatz, nach der nicht gerade leichten Ausbildung, ist in unserer Region so gut wie aussichtslos.