Freyung/Untergriesbach. „Vodrock“ – was soll das denn bitte sein? Ganz einfach: eine neue Wodka-Sorte ausm Woid. Hergestellt von Richard Söldner (28) aus Freyung und Johannes Heindl (28) aus Untergriesbach, die sich während ihrer Bundeswehrzeit kennengelernt und danach gemeinsam in Regensburg studiert haben. Dort entstand auch ihre Idee für das Bayerwald-„Wässerchen“, was Vodka aus dem Slawischen übersetzt bedeutet. Im Hog’n-Interview erzählen sie, warum Bayern einen eigenen Wodka braucht, wo es diesen zu kaufen gibt und welche Zukunftspläne sie mit ihrem Vodrock schmieden.
„Ein exzellenter Wodka kann auch aus Bayern kommen“

„Wir haben viel Zeit für das Design und die Planung verwendet“, so die Gründer von Vodrock. Fotos: Söldner / Heindl
- Richard, Johannes: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, einen eigenen Bayerwald-Vodka zu kreieren?
Richard: Während unseres Studiums haben Johannes und ich in einer Vierer-WG gewohnt. Diese Wohnung wurde recht schnell zum Anlaufpunkt unseres Freundeskreises – zum Schafkopfen, aber auch für diverse Feiern und die ein oder andere After-Hour-Party.
Als wir mal wieder eine Party vorbereitet haben, ist uns beim Schnapsregal im Supermarkt aufgefallen, dass es eigentlich ein Witz ist, dass das ganze Regal mit Wodka-Marken voll steht, deren Namen man nicht gescheit lesen kann oder die immer mit den gleichen Maschen Werbung machen. Und abgesehen davon schmecken die bekannten Marken bis 13 Euro pur wie Spiritus. Für einen der angeblich besten Wodkas aus Frankreichzahlt man 40 Euro …
Johannes: Und da die Russen bisweilen auch schon eigenes Bier brauen, haben wir die Idee weitergesponnen und gesagt, dass ein exzellenter Wodka auch aus Bayern kommen kann. Geschmacklich wollten wir dabei alles in den Schatten stellen – und auch am eleganten Auftritt und einem modernen Image sollte nicht gespart werden. Da wollten wir ebenfalls Maßstäbe setzen.
Wie lange hat es denn gedauert, bis sich aus der Idee dann wirklich etwas Ernsthaftes entwickelte?
Richard: Die Idee hat sich einfach nicht mehr abschütteln lassen. Einerseits war es ja eine totale Spinnerei, andererseits meinten aber auch viele Freunde, dass es ein Versuch wert sei. Gedauert hat es in unserem Fall dann rund zwei Jahre, da wir nebenbei noch das Studium abschließen mussten und das Ganze in unserer Freizeit gemacht haben. Außerdem sind die finanziellen Mittel für einen Studenten immer ziemlich sportlich kalkuliert, deshalb war der Spielraum etwas eng. Dafür haben wir aber mehr Zeit in Design und Planung gesteckt. Und jetzt geht’s endlich los!
„Unser Wodka ist bayerisch, biologisch und brutal mild“
Warum gerade Wodka? Und nicht Bier oder Bärwurz? Warum gerade ein russisches Produkt?
Johannes: Weil man Wodka überall findet – auf jeder Feier und in allen Clubs. Das ist einfach eine Basis für sehr viele Mischgetränke. Das, was uns auch motiviert hat, war der Gedanke, die Norm zu brechen. Und ehrlich gesagt sind Bier oder Bärwurz an sich schon bayerisch genug. Bei einem Wodka aus Bayern schaut erstmal jeder – und wird neugierig. Und wenn er dann noch gut schmeckt, ist die Überraschung gelungen. Außerdem haben wir bislang noch keinen Wodka entdeckt, der uns pur vom Hocker haut beziehungsweise nicht unsere Gesichter verziehen lässt. Eigentlich ganz nach dem Motto: „Wenn’s da koana recht mocha kann, dann muasd as hoid sejba mocha.“
Was unterscheidet Euren Wodka von den herkömmlichen Kartoffelschnäpsen? Warum ist Euer Wodka so einzigartig?
Johannes: Am besten lässt sich diese Frage mit den drei B‘ s beantworten: Unser Wodka ist bayerisch, biologisch und brutal mild. (lacht) Spaß beiseite, wir unterscheiden uns in vielen Punkten von anderen Wodkas:
Unserer wird zum Beispiel aus Kartoffeln hergestellt. Viele Leute glauben ja, dass Wodka sowieso immer aus Kartoffeln gemacht wird – aber das stimmt gar nicht. Die meisten bekannten Marken werden alle aus Weizen hergestellt, weil dieser einfacher zu verarbeiten ist, was aber auf Kosten eines vollmundigen Geschmacks geht.
Richard: Außerdem verwenden wir ein Destillationsverfahren, das wir noch bei keinem anderen Wodka gefunden haben. Anstatt einfach den reinen Alkohol mit Wasser zu verdünnen, wie es üblicherweise gemacht wird, satteln wir das Pferd von hinten auf. Wir setzen nach der Gewinnung des reinen Alkohols eine vierprozentige Wasser-Alkohol-Mischung an, verdampfen diese und konzentrieren sie anschließend auf 40 Prozent. Das Destillat wird dadurch extrem mild.
Abgerundet wird der Geschmack dann noch mit Nuancen von Büffelgras, Zitrone und der leichten und feinen Würze des Bisamkorns. Unsere Zutaten sind alle biologisch, weil wir sicher gehen wollen, dass nur das Beste hineinkommt. Am besten man probiert ihn einfach, dann beantwortet sich die Frage von selbst.
„Die Etiketten werden von uns noch händisch angebracht“
Und wo wird der Bayerwald-Wodka hergestellt?
Richard: Da wir beide keine Brenn- und Abfüllapparatur besitzen, haben wir uns um einen starken Partner bemüht, der das Produkt genau nach unseren Vorstellungen herstellen und in die Flasche bringen kann. Gefunden haben wir diesen Partner mit der Firma Penninger in Hauzenberg. Sie fanden das Projekt und unsere Idee spannend und haben uns bei der Entwicklung sehr unterstützt, da wir verschiedene Arten des Brennens ausprobiert und auch geschmacklich viel variiert und optimiert haben. Der Wodka wird nun nach unserem Rezept hergestellt und abgefüllt. Die Etiketten werden aber noch liebevoll und händisch von uns selbst angebracht … da schmeckt er gleich noch viel besser!
Wo wird es Euer Getränk zu kaufen geben? Und wie viel wird die Flasche kosten?
Johannes: Zunächst werden wir uns auf den Online-Fachhandel und den Vertrieb über unsere Homepage konzentrieren, die demnächst fertiggestellt wird. Aber auch in den Läden unserer Eltern und Geschwister wird er für die heimischen Genießer zum Vorzugspreis von etwa 30 Euro zu haben sein, also in den Filialen der Metzgerei Heindl und bei Tabak Söldner in Freyung. Erste Gespräche mit der Gastronomie laufen ebenfalls.
Wollt Ihr Euer Produkt künftig auch im großen Stile vermarkten – oder soll es ein eher kleineres Projekt bleiben?
Richard: Wir beginnen momentan ganz klassisch von der Pike auf als Start-Up-Unternehmen. Vodrock ist ein bayerisches Produkt – und darauf liegt zurzeit ganz klar der Fokus. Natürlich wollen wir, dass das Produkt ein voller Erfolg wird und überregional Bekanntheit erreicht. Die Resonanzen sind bisher extrem gut, größere Investitionen und Vermarktungen sind uns aber im Moment finanziell gar nicht möglich.
„Wir laden die Kunden zum Genuss ein – nicht zum Rausch“
Stichwort: Komasaufen. Wie steht Ihr denn zum Thema erhöhter Alkohol-Konsum bei Jugendlichen?
Johannes: Das ist ein sehr wichtiger Aspekt bei dem Ganzen und wir haben das Thema ausführlich diskutiert. Für uns ging es darum, ein Produkt zu schaffen, das man auf Grund von Geschmack und Qualität konsumiert – und nicht um sich damit „aus der Welt zu schießen.“
Unsere Zielgruppe ist klar bei den über 25-Jährigen anzusiedeln. Wir wollen unsere Kunden zum Genuss und nicht zum Rausch einladen. Wie mit allen anderen Konsumgütern auch, ist alles immer eine Frage der Menge. Leider verschiebt sich die Altersgrenze bei den Jugendlichen in vielen Bereichen nach unten und alles ist viel einfacher, schneller und billiger verfügbar.

Richard Söldner ist beruflich eigentlich im Bereich der Finanzierung erneuerbarer Energiequellen tätig.
Der erhöhte Alkoholkonsum von Jugendlichen, und Begriffe wie Komasaufen geben natürlich Anlass zur Sorge. Wir wollen derartige Trends nicht unterstützen, was die Entscheidung, ein höherpreisiges Qualitätsprodukt herzustellen, nur unterstrichen hat. Gegen ein gemütliches Glas Rotwein, einen guten Whisky oder einen guten Vodrock ist nichts einzuwenden – solange dies in Maßen geschieht.
Wo seht Ihr Euch mit Eurer Wodka-Produktion in zehn, 15 Jahren?
Richard: Zehn bis 15 Jahre ist momentan noch etwas weit gegriffen, da wir gerade erst angefangen haben und zunächst mal schauen müssen, wie unser Produkt ankommt. Das weiß man vorher ja nie so genau. Das klassische „Businessplan-Modell“ funktioniert also bei uns noch nicht. Im Klartext heißt das: Wir haben jetzt viele Flaschen Schnaps im Lager, die wir verkaufen müssen und werden.
„Wir sind sehr zuversichtlich, dass es funktioniert“
Johannes: Wenn unser Produkt den Leuten gefällt, dann wird das gut funktionieren und wenn nicht, dann wird’s etwas schwieriger. Aber das ist das Risiko, das man zu tragen bereit sein muss. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass es klappen wird. Die ersten 50 Flaschen waren bereits nach fünf Tagen weg und wir haben schon weitere Vorbestellungen. Wir haben also, wie es ausschaut, doch nicht alles falsch gemacht.
Richard: Natürlich wollen wir uns einen Kundenkreis erarbeiten, der uns eine stabile Basis für weitere Investitionen ermöglicht. Im Idealfall lässt es sich irgendwann von dem eigenen Produkt auch leben oder man kann sich damit einen kleinen Traum erfüllen. Für uns steht vorerst die Etablierung des Unternehmens im Vordergrund. Wie es in unserer Natur liegt, schweben uns längerfristig schon spannende Geschmacksvarianten vor, die zu weiteren Gaumenfreuden Anlass geben werden.
Richard, Johannes – vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit Eurer Idee!
Interview: Katharina Niemetz
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Wer jetzt auf den Geschmack des bayerischen Vodkas gekommen ist, kann sich schon bald im Internet auf www.vodrock.com darüber informieren – und auch das ein oder andere Wässerchen bestellen (erst ab 18 – is eh klar!)