Hohenau. Es müssen nicht immer herkömmliche Medikamente sein – auch Mutter Natur hat so manches Heilmittel zu bieten. Jedoch haben nur die wenigsten Leute Ahnung davon, welche Kräuter man verwenden kann und wozu sie geeignet sind. Eine Expertin auf diesem Gebiet ist Ellen Huber. Die 55-Jährige betreibt eine eigene Heilkräuterschule in Hohenau. Bei einem Treffen in ihrem Kräutergarten erzählt sie, wie sie zur Pflanzenheilkunde gekommen ist und mit welchen Kräutern kleinere Erkrankungen einfach behandelt werden können.
„Die Heilkraft der Schafgarbe hat mich immer schon fasziniert“
„In Kontakt mit Naturheilkunde bin ich durch meine Eltern gekommen, in meiner Kindheit“, erzählt sie. Für Pflanzen und Biologie im Allgemeinen hat sie sich daher immer schon interessiert – und schließlich die „Wissenchaft des Lebendingen“ auch studiert. „Ich wollte damals meinen Schwerpunkt auf Zoologie legen, da mich die Wolfsforschung im Bayerischen Wald fasziniert hat. Doch beim Studium an der Uni Ulm geht die Größe der Tiere nicht über die eines Käfers hinaus – und somit bin ich bei der Pflanzenkunde, der Botanik, gelandet.“
Nach der Uni war sie zunächst im wissenschaftlichen Bereich tätig – unter anderem beim Landesamt für Wasserwirtschaft. Danach schloss sie innerhalb von zwei Jahren eine Ausbildung zur Phytotherapeutin (Pflanzenheilkundlerin) ab, in München bei der Arbeitsgemeinschaft für Traditionelle Abendländische Medizin („natura naturans„). Parallel dazu absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin.
Vor 13 Jahren eröffnete Ellen Huber schließlich selbst eine Heilkräuterschule in ihrem damaligen Wohnort Bad Tölz, mit dem klangvollen Namen „Millefolia“. Dieser leitet sich von der Achillea millefolium ab – der Schafgarbe. „Diese Pflanze hat mich immer schon fasziniert, da sie bei zahlreichen Beschwerden hilft.“
„Schulmedizin und Kräuterheilkunde schließen sich nicht aus“
Seit zwei Jahren ist sie nun im Bayerischen Wald dahoam und betreibt eine kleine Kräuterschule in Hohenau. Ellen Huber bietet Kräuterführungen, VHS-Kurse sowie zweimal jährlich (einmal in Bad Tölz, einmal in Hohenau) eine Ausbildung in traditioneller Heilkräuterkunde und Phytotherapie an. Schulmedizin und Kräuterheilkunde schließen sich ihrer Ansicht nach nicht aus, sondern ergänzen sich. „Es sollte nicht immer nur auf eine medikamentöse Behandlung zurückgegriffen, sondern die ärztliche Behandlung durch Kräuter unterstützt werden. Es gibt natürlich Leiden, bei denen es nicht sinnvoll ist Kräuter anzuwenden, oder bei denen parallel Medikamente verabreicht werden sollten. Generell halte ich eine Verbindung der Schul- und Alternativmedizin jedenfalls für sinnvoll.“ Aber gegen welche Zipperlein ist denn nun das richtige Kraut gewachsen?
Gerade im nahenden Herbst wieder wichtig: Bei Grippesymptomen hilft zum Beispiel die Wurzel der Meisterwurz. Diese gibt es auch schon fertig geschnitten in der Apotheke zu kaufen. Aufgebrüht mit heißem Wasser wird daraus ein heilender Tee. Auch Kapuzinerkresse lindert die Symptome, vor allem in Verbindung mit Meerrettich. Die Konservierung dieser beiden Heilkräuter ist allerdings schwierig, so Huber, weshalb sie nur in frischem Zustand gegessen werden sollten. Dafür können sie jedoch nicht nur bei Grippe, sondern auch bei Halsschmerzen und Bronchitis angewandt werden. „Mit ein bisschen Honig wird dem fein geraspeltem Meerrettich etwas die Schärfe genommen“, rät die Phytotherapeutin.
Echinacea pallida, der bleiche Sonnenhut, eignet sich ebenfalls als Grippemittel. Eine Sonnenhut-Tinktur wird hergestellt, indem ein Schraubglas zu einem Drittel mit Wurzelstücken und zu zwei Drittel mit mindestens 50-prozentigem Alkohol aufgefüllt wird. „Dieses Gemisch dann dunkel bei Zimmertemperatur mehrere Wochen durchziehen lassen. Das Glas sollte in dieser Zeit mehrmals durchgeschüttelt werden“, rät die 55-Jährige. Diese Tinktur ist allerdings nicht für die Dauereinnahme geeignet, sondern nur bei frühen Anzeichen einer Erkältung zu verwenden. Beim Auftreten erster Erkältungssymptome ist eine hohe Dosis wichtig, daher: „50 Tropfen in ein Glas Wasser geben und schluckweise trinken, alle zwei Stunden weitere zehn bis 20 Tropfen zu sich nehmen. Bis zum Abklingen der Symptome ist eine Dosis von fünf mal 20 Tropfen ausreichend.“
Öl aus Johanniskraut, Lavendel, Rosmarin, Zirbelkiefer und Eukalyptus
Kräuter für Rückenschmerzen? „Das ist nicht pauschal zu beantworten, da die Behandlung mit der Art der Schmerzen zusammenhängt“, weiß die Kräuterexpertin. Bei akuten Rückenschmerzen empfiehlt sie eine Einreibung mit Johanniskrautöl, da dieses die Nerven- und Muskelschmerzen lindert. Das Öl kann man ganz leicht selber herstellen, indem man frische Johanniskrautblüten für vier bis sechs Wochen an einem sonnigen Ort in Olivenöl ziehen lässt.
Es verfärbt sich nach und nach rot. Auf der Suche nach dem richtigen Johanniskraut gilt zu beachten, dass die Blüte beim Zerdrücken einen roten Saft absondert. Hält man die Blätter gegen das Sonnenlicht sind kleine Löcher zu erkennen. Das Öl kann gut in Kombination mit anderen ätherischen Ölen verwendet werden, beispielsweise mit Lavendel, Rosmarin, Zirbelkiefer oder Eukalyptus. Diese steigern die Durchblutung und tragen somit ebenfalls zur Schmerzlinderung bei.
Bei Degenerativen Rückenerkrankungen hilft die Karde. Diese wird auch gegen Gelenkerkrankungen und gegen Borreliose eingesetzt. Dabei ist zu beachten, dass nur die Wurzel der einjährigen Pflanze verwendet werden kann. Hat sich ein Blütenstand gebildet, ist es schon zu spät um sie noch zu verwerten. Die Herstellung einer Tinktur funktioniert genau wie beim Sonnenhut. Hier empfiehlt sie dreimal zehn Tropfen täglich über mehrere Wochen – „und dazwischen immer wieder eine Woche aussetzen“.
Gegen Kopfschmerzen: „Bei Migräne hilft ein Tee aus Mutterkraut“
Und was tun gegen Schlafstörungen? Grundsätzlich beruhigend wirken beispielsweise Tees mit Lavendel – „diese sind allerdings nicht jedermanns Geschmack“. Auch Passionsblume, Melisse, Hopfen und Baldrian sind empfehlenswert. Vor allem eine Kombination der beiden letztgenannten ist sehr gut, weiß Ellen Huber. „Es reicht jedoch nicht den Baldrian-Hopfentee einmalig zu sich zu nehmen, da sich die Wirkung von Baldrian erst ab einer gewissen Menge entfaltet.“ Baldrian-Tinktur wird mit 60-prozentigem Alkohol angesetzt, ein Drittel Wurzeln und zwei Drittel Alkohol. „Richtig ist eine Dosierung von einem halben bis zu einem ganzen Teelöffel, zwei bis drei Gramm Baldriantropfen, ein- bis mehrmals täglich, vor allem abends. Bei Schlafstörungen entspricht die optimale Dosierung 600 Milligramm Trockenextrakt am Tag.“ Zu beachten gilt, dass pflanzliche Schlafmittel erst nach ein bis zwei Wochen Anwendung zu wirken beginnen – der Effekt tritt also nicht sofort ein.
Auch gegen Kopfschmerzen hat Ellen Huber ein Mittel parat: Bei Migräne hilft ein Tee aus Mutterkraut. Dieser hat zwar einen etwas gewöhnungsbedürftigen Geschmack, jedoch kann eine Kur damit wahre Wunder bewirken. Auch hier gilt zu beachten: Wenn der Migräne-Anfall bereits begonnen hat, hilft auch kein Mutterkraut mehr. Des Weiteren empfehlenswert bei Kopfschmerzen: eine Einreibung mit Minz- oder Lavendelöl. Den frisch geschnittenen Lavendel oder die Minzblätter in Olivenöl ansetzen und mehrere Wochen bei Zimmertemperatur durchziehen lassen. Das Öl dabei öfter durchschütteln.
Tipp der Kräuterexpertin: sich einen eigenen Garten anlegen
„Am besten legt man sich selbst einen Kräutergarten an, denn mittlerweile gibt es nur noch wenige Standorte, die unbelastet sind. Die meisten Wiesen werden ja gespritzt“, sagt sie. Manche Kräuter, wie beispielsweise Arnika, stehen zudem unter Naturschutz und dürfen deshalb nicht einfach wild gesammelt werden.
Das Ziel Ellen Hubers Heilkräuterschule ist es, das Wissen um die Wirkung von pflanzlichen Mitteln sowie deren Selbstherstellung weiterzugeben. „Viele gute Rezepturen verschwinden einfach vom Markt, da sich die Hersteller die Zulassungsverfahren oftmals nicht leisten können. Das möchte ich verhindern, indem ich die Rezepte weitergebe.“
Wer sich weiter über die Kräuterführungen und Kurse von Ellen Huber informieren möchte, sollte sich auf ihrer Internetseite www.heilpflanzenschule-millefolia.de umsehen. Die nächsten Kurse finden im Oktober bei der KEB-Freyung und bei der VHS Freyung-Grafenau statt.
Katharina Niemetz
„… hilft die Karde. Diese wird auch gegen Gelenkerkrankungen und gegen Borreliose eingesetzt…“
Schön und gut, dass man Schulmedizin und Alternativmedizin kombiniert. Es ist auch sinnvoll und durchaus angebracht. Aber bei solchen Aussagen komme ich über das Kopfschütteln nicht mehr heraus.
Mir fehlen die Worte.
Man sollte doch gewissen Bereiche den Ärzten/-innen überlassen und sich als Alternativmediziner/-in zurückhalten und diese zu den Ärzten überweisen.
Es wird Zeit, dass endlich auch mal die Alternativmediziner für Ihren Humbug den Kopf vor Gericht hinhalten müssen. Da wird so viel fataler Blödsinn verbreitet….
Die Vormachtstellung sollte den Ärzten/-innen gewährt werden. Diese sollten bei Bedarf die Patienten/-innen zu einem Heilpraktiker weiterüberweisen können.
Diese Alternativmediziner zerstören mit solchen Ansichten Leben, ja es führt sogar soweit, dass Menschen sterben!
Ich zitiere: „Die »Borreliosebehandlung« mit Kardentinktur ist ein ganz trauriges Kapitel, das in unserer vermeintlich aufgeklärten Zeit eigentlich unvorstellbar sein sollte.“
Leider sind wir von diesem traurigen Kapitel weit weg…
Damit möchte ich nicht die ganze Alternativmedizin in Frage stellen, doch es ist an der Zeit gewisse Mythen aus der Welt zu schaffen und gewisse Grenzen zu ziehen!
Zitat: Man sollte doch gewisse Bereiche den Ärzten/-innen überlassen …..
Ja, dass stimmt, aber nur bei ganz akuten Fällen, wenn man sich z.B. ein Bein gebrochen hat, Schnittwunden, …..
Schulmedizin ist im Zusammenflicken ganz gut, aber wenn es um chronische oder subtilere Krankheiten geht (und das sind glaube ich doch die meisten Fälle), sollte man einen Bogen um die Schulmedizin machen. Kurzfristig zur Symptomlinderung – JA, aber auf Dauer wird man dann mehr oder weniger kaputtrepariert.
Zitat:..Da wird so viel fataler Blödsinn verbreitet….
Das stimmt zum Teil. Hier ist der gesunde Menschenverstand gefragt, der leider heutzutage nur noch selten vorhanden ist. Warum? Weil die Leute sich immer auf die Meinungen anderer verlassen (Medien), ihre eigene Erfahrung aber, wenn sie nicht mit den Lehrmeinungen übereinstimmt, leugnen.
Zitat: Diese Alternativmediziner zerstören mit solchen Ansichten Leben, ja es führt sogar soweit, dass Menschen sterben!
Das kann sein, aber wer zählt die x-tausend Tote die der Schulmedizin und den Pharmaindustrien zum Opfer gefallen sind und weiterhin tun?
Da gibt es Studien, die sollte man besser nicht lesen!
Zitat: Die »Borreliosebehandlung« mit Kardentinktur ist ein ganz trauriges Kapitel, das in unserer vermeintlich aufgeklärten Zeit eigentlich unvorstellbar sein sollte.”
Warum?
Subtilere oder chronische Krankheiten lassen sich gut durch Alternativmedizin heilen.
Komisch, dass HIV mit Virusstatika behandelt wird. Insulin ist bei Diabetes Typ I seit dem Aufkommen der Alternativmedizin überflüssig. Wer an ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) erkrankt, braucht heute keine Angst mehr zu haben daran bald zu versterben, es gibt ja den Heilpraktiker. Warum Angst haben vor der Borreliose, es gibt ja die Karde.
Die Krankenkassen sollten es endlich einsehen, dass nur noch Chirurgen bezahlt werden. Die ganze Innere Medizin oder Infektiologen brauchen wir heute nicht mehr. Wir können uns endlich massenhaft Geld sparen.
Ein neues Zeitalter bricht an. Es gibt die Alternativmedizin und wir können endlich aufhören nach neuen Medikamenten zu forschen, die nur ein Kaputttherapieren zur Folge hätten.
Ich bin weder ein Fan von Schulmedizin noch von Alternativmedizin sondern von Vorbeugen ist besser als Heilen. Woher kommen den die ganzen Krankheiten, die man dann mit chemischen Mitteln bekämpfen muss?
Man nehme z.B. den Industriezucker der normalerweise verboten werden müsste, es aber nicht wird, weil dahinter eine ganze Industrie steckt. Die Gesundheitlichen schäden sind ja wohl bekannt und um nun an die Wurzel zu gehen, erfindet und forscht man mit irrsinnigen Geldmitteln an Medikamenten die die Auswirkungen der Krankheit dann symptomatisch unterdrücken.
Es ist wie wenn im Auto ein Warnlicht angeht (z.B. Öl). Man fährt in die Werkstatt und der Mechaniker dreht klemmt die Warnleuchte ab. Passt doch wieder!
Magenschmerzen? Da gibts doch eine Tablette dafür! Wunderbar, kann wieder weiterfressen wie vorher!
Du sagst es:
Doch leider übersehen es einige Menschen und man kann leider teilweise nur noch Symptome lindern, da sie nicht bereit sind, etwas zu ändern. Und ja es gibt durchaus Sachen die verboten werden sollten (z.B. Zigaretten).
Es gibt leider auch Krankheiten, wo man nur gering vorbeugen kann, bzw gar nicht!
Und man würde liebend gern die Ursache bekämpfen, doch solange man sie nicht weiß, ist wohl jeder auch froh, wenn seine Symptome gelindert werden können (z.B. Schmerzen)
Zitat: Doch leider übersehen es einige Menschen und man kann leider teilweise nur noch Symptome lindern, da sie nicht bereit sind, etwas zu ändern.
Richtig, es geht mitunter soweit, dass diese Leute lieber sterben als etwas zu ändern – das ist die Macht der Gewohnheit!
Zitat:Und man würde liebend gern die Ursache bekämpfen, doch solange man sie nicht weiß, ist wohl jeder auch froh, wenn seine Symptome gelindert werden können (z.B. Schmerzen)
Das sehe ich ganz genau so, aber leider wird dann, sobald der Schmerz weg ist (bzw. von der Forschung) die Suche nach der Ursache meist vernachlässigt.
Zitat:Es gibt leider auch Krankheiten, wo man nur gering vorbeugen kann, bzw gar nicht!
Ich glaube dass man mit einer gesunden Lebensweise sehr viel vorbeugen kann, mitunter auch Krankheiten die momentan noch nicht auf eine Ursache zurückzuführen sind.
Ist aber ein schwieriges Thema!
Aber nochmal zurück zum Artikel:
Die meisten schauen bei Kräutern immer nur auf Heilwirkungen, nach dem Motto: „Wenn mir was fehlt, dann schaue ich“ – ob nun nach Tabletten oder Kräutern ist egal.
Warum baut man z.B. den Löwenzahn, die Schafgarbe usw. nicht in die tägliche Ernährung mit ein? Man macht einen irrsinnigen Aufwand um das ganze Kulturgemüse (Anzucht, vor Schnecken schützen, gießen,…) nur damit man dann Salatköpfe ernten kann, die bezüglich den Inhaltsstoffen und Eigengeschmack (ob nun gut oder schlecht) dem Wildgemüse weit unterlegen sind!
naja da bin ich mir bei gewissen Erbkrankheiten nicht sicher, ob diese dadurch vermieden werden können, nur weil man gesund lebt.
Oder zb. auch altersdegenerative Erkrankungen werden sich nicht durch gesunde Lebensweise vermeiden lassen.
Und dass in der Forschung und Pharmaindustrie Vieles verkehrt läuft und nur profitorientiert ist, ist mir auch klar.
Und wie unser Essen heutzutage gewonnen wird, ist teilweise einfach nur noch krank. Aber letztendlich entscheiden wir Kunden das zum großteil selbst.