Passau. Messepark Kohlbruck, 12 Uhr. Aus dem Innenhof des Messebereichs wummern bereits tiefe Bässe, von allen Seiten strömen junge Menschen, vorwiegend in weiß gekleidet und mit bunten Sonnenbrillen bestückt, durch die Sicherheitskontrollen am Eingang. Die ersten Besucher beginnen sich gegenseitig mit dem dort erworbenen Farbpulver zu bewerfen – doch sind die meisten Festivalgänger anfangs etwas zurückhaltend und es dauert rund zwei Stunden, bis sich genügend Menschen vor der Bühne zum ersten so genannten Throw-Up (zu deutsch: „Auswurf“) eingefunden haben. Die Tanzenden schleudern zugleich ihre Pulverbeutel in die Höhe, tauchen einander sowie das gesamte Messegelände in schillernde Farben. Das Line-Up der DJs überzeugt die Feiernden, die sich über Stunden dem „Tanzfest der Liebe und des Friedens“ hingeben. Wer eine Pause braucht, macht es sich mit einem Getränk auf den weiter hinten gelegenen Bierbänken oder im Schatten der Verkaufsstände bequem.
Im Verhältnis zur Menge der Besucher (rund 5000 Karten wurden verkauft), haben sowohl Sicherheitspersonal als auch Sanitäter wenig zu tun. Der Rausch der Farben ist erst nach Einbruch der Dunkelheit gegen 22 Uhr beendet, der Pulverstaub bis in den letzten Winkel des Messegeländes verteilt. Am Ausgang werden die Gäste von Mitarbeitern empfangen, die auf Wunsche mit Laubbläsern ihr Bestes geben einen Teil des Pulvers aus Haaren und Kleidung hinfortzupusten. Ein willkommener Abschiedsgruß, der mit Applaus gefeiert wird. Die Veranstalter planen sicherlich schon das nächste Holi-Festival of Colours fürs nächste Jahr …
Martin Larisch
Vom hinduistischen Frühlingsfest zum Partyevent der Elektroszene
Das Holi-Fest stammt ursprünglich aus Indien und wird dort als traditionelles hinduistisches Fest im Frühling gefeiert. Auch heute noch ist dort der religiöse Aspekt vorherrschend – und es gehört zur Tradition, die Grenzen aller Geschlechter und Kasten für die Dauer des Festes in den Hintergrund zu drängen und sich mit buntem Puder oder Paste zu besprenkeln. 2009 hat diese Tradition Eingang in die westliche Welt gefunden. Eine Adaption dessen feierte hierzulande im Jahr 2012 in Berlin seine Premiere – hauptsächlich als Tanz- und Partyevent der Elektroszene. Seitdem werden derlei abgewandelte Holi-Feste in vielen deutschen Städten gefeiert.