Augsburg/Straubing. Noch vor zwei Jahren ist Markus Weinzierl nur den Fußball-Experten ein Begriff gewesen. Mit dem SSV Jahn Regensburg schaffte der gebürtige Straubinger dann überraschend den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Der FC Augsburg wurde nach diesem unerwarteten Erfolg auf den 38-Jährigen aufmerksam. Mit dem Niederbayern an der Seitenlinie schafften die Schwaben in der vergangenen Saison erneut den Klassenerhalt in der Bundesliga – woraufhin ihn die deutschen Sportjournalisten bei der Wahl zum „Trainer des Jahres“ auf den vierten Platz wählten. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Markus Weinzierl über seine Anfänge in der Domstadt Regensburg, über seinen Wechsel nach Augsburg – und über seine ehemaligen Weggefährten beim 1. FC Passau, wo seine Spielerkarriere begann.
Ji und Koo – „Wir schaffen auch ohne diese Spieler den Klassenerhalt“
Herr Weinzierl, mit einer 0:4-Niederlage gegen Vizemeister Borussia Dortmund ist der FC Augsburg in die Saison gestartet. Was erwarten Sie sich von dieser Spielzeit?
Für uns gibt es nur ein klares Ziel: Wir wollen erneut den Klassenerhalt schaffen, um auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen zu können.
Warum schafft der FC Augsburg auch im dritten Jahr den Klassenerhalt in der höchsten deutschen Spielklasse?
Weil wir einfach das Zeug dazu haben. Man hat in der vergangenen Saison gesehen, dass wir die Qualität und die fußballerischen Fähigkeiten haben, um in dieser Liga bestehen zu können.
…auch ohne die beiden starken Südkoreaner Dong-Won Ji und Ja-Cheol Koo, die den Verein verlassen haben?
Ja, auch ohne diese beiden Spieler. Wir haben keinen Hehl daraus gemacht, dass wir sie gerne bei uns behalten hätten, aber das war leider nicht machbar. Den Stamm der Mannschaft, der diese tolle Rückrunde gespielt hat, haben wir aber auch jetzt zur Verfügung – dazu einige Neuzugänge, die uns ebenfalls weiterbringen. Daher sind wir überzeugt, dass wir unser Ziel erreichen werden.
Nach dem Klassenerhalt: Augsburg-Trainer Markus Weinzierl im ZDF-Interview
„Die Entwicklung in den vergangenen Jahren war nicht vorhersehbar“
Mittlerweile zählen Sie ja schon zu den etablierten Trainern in der Bundesliga – und waren schon mehrmals bei anderen Klubs im Gespräch. Noch vor einem Jahr hingegen waren Sie als Regensburg-Coach nur den Insidern ein Begriff. Wie würden sie die vergangenen Jahre aus eigener Sicht beschreiben?
Ich freue mich über die Entwicklung in den vergangenen Jahren – dieser Weg war nicht vorhersehbar. Speziell das vergangene Jahr war aufregend und spannend, weil es meine erste Saison als Trainer in der Bundesliga war.
Was geht einem durch den Kopf, wenn ein Erstligist wie Augsburg anruft?
Es freut einen natürlich, wenn die Arbeit als Trainer eines Drittligisten bei einem Bundesligaverein geschätzt wird. Für mich war es ein Zeichen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Welche Ziele haben Sie sich als Trainer gesetzt?
Als Trainer ist man Angestellter eines Vereins und daher geht es um die Ziele des Vereins, nicht um persönliche Ambitionen. Ich freue mich, dass ich in Augsburg die Chance bekommen habe, als Trainer in der Bundesliga arbeiten zu dürfen. Ich fühle mich hier sehr wohl und identifiziere mich zu 100 Prozent mit den Zielen des FCA. Wir wollen uns in den nächsten Jahren in der Bundesliga etablieren.
Themawechsel: Eher durchwachsen ist Ihr ehemaliger Verein, der 1. FC Passau, in die Saison in der Landesliga Südost gestartet. Verfolgen Sie den regionalen Fußball in Niederbayern noch?
Ich verfolge meine ehemaligen Vereine und dabei auch den regionalen Fußball in Niederbayern – aber natürlich nicht mehr so intensiv, weil das die Zeit einfach nicht zulässt.
„Leider habe ich nur selten Kontakt zu meinen ehemaligen Mitspielern“
Ihr alter Weggefährte Stefan Binder, der eine eigenen Kolumne beim Onlinemagazin „da Hog’n“ hat, ist mittlerweile in seine Heimat zurückgekehrt – und trainiert den FC Tittling. Ihre Meinung: Wird man „Bims“ auch als Trainer in höheren Spielklassen sehen?
Warum nicht? Ich würde mich für ihn freuen, er ist ein super Typ und ich traue ihm das zu.
Derzeit ohne Verein ist hingegen Sepp Gsödl. Haben Sie noch Kontakt zu den ehemaligen Passauer Mitspielern wie Gsödl oder Bernhard Meisl?
Leider habe ich zu diesen Spielern selten Kontakt – aber ich freue mich immer wieder, wenn man sich über den Weg läuft oder voneinander hört.
Vom FC Passau ging es damals über den Umweg SV Lohhof zum großen FC Bayern München. Leider bestritten Sie aber kein Spiel in der 1. Bundesliga – ein Makel in Ihrer sonst erfolgreichen Spieler-Karriere?
Ich würde lügen, wenn ich nicht gerne auch in der Bundesliga Einsätze bekommen hätte – aber das hat leider nicht geklappt. Dennoch hatte ich eine unheimlich schöne Zeit beim FC Bayern, die ich nicht missen möchte.
Sieg gegen Bayern München? „Da muss für uns alles passen!“
Apropos München: Die Bayern sind drauf und dran, den Fußball – nicht nur in der Bundesliga – zu dominieren. Wird der FCB die neue Fußball-Weltmacht?
Ich mag solche Ausdrücke wie Weltmacht nicht. Die Bayern sind ein europäischer Spitzenverein, der sich diese Position durch tolle Arbeit von vielen Verantwortlichen erarbeitet hat. Sie verdienen allerhöchsten Respekt für das Geleistete. Wir als FC Augsburg freuen uns, dass wir uns in einer Liga mit solchen Clubs messen können.
Verraten Sie uns: Wie kann ein kleinerer Bundesliga-Klub den großen FC Bayern schlagen?
In 90 Minuten ist alles möglich. Klar ist aber, dass dabei für uns alles passen muss.
Vielen Dank für Ihre Zeit – wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche Saison
Interview: Helmut Weigerstorfer