Plattling. Beim Plattlinger Künstlersommer hat sich Hog’n-Redakteur Jason Ditshej mit den Kabarettisten Sepp Müller und Florian Kopp zum After-Show-Plausch getroffen. Zuvor ernteten die beiden im vollen Bürgerspital langanhaltenden Applaus für ihr gemeinsames Programm „Oberbayer trifft Niederbayer“. Die Mischung aus Comedy, tiefgründigem Kabarett und Liedermacher-typischen Musikstücken hatte es den Zuschauern sichtlich angetan. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ sprechen Florian Kopp und Sepp Müller darüber, wie sie auf die Idee eines gemeinsamen Programms gekommen sind, was der eine am anderen typisch nieder- bzw. oberbayerisch findet – und warum die Oberbayern besonders stolz, die Niederbayern dafür aber viel griabiger sind.
„Wir wollten uns einfach mal gegenseitig eine reinhauen“
Servus Sepp, servus Florian. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ein gemeinsames Programm mit dem Titel „Oberbayer trifft Niederbayer“ auf die Füße zu stellen?
Florian: Wir sind beide häufig auf der Isar von Wolfratshausen nach München unterwegs – und zwar als Musiker auf einem Floß. Da haben wir uns kennengelernt.
Sepp: Ich habe zu den Flößern spaßeshalber gesagt, dass der Florian eigentlich ein richtiger Gastarbeiter ist, weil er so weit von Niederbayern anreisen muss. (beide lachen) Außerdem kannten wir uns ja schon von den Münchner Kabarett-Bühnen. Und da kam dann der Gedanke auf, dass wir uns doch mal gegenseitig eine reinhauen könnten.
Florian: Das war bei einem gemeinsamen Auftritt, als jeder von uns seine Solonummern präsentierte. Dem Sepp kam sofort auf die Idee, das Programm „Oberbayer trifft Niederbayer“ zu nennen. Das Thema ist ja mit vielen Klischees behaftet und sehr ergiebig.
„Der Niederbayer reißt das Maul auf, wenn ihm etwas nicht gefällt“
Sepp, was findest Du denn an Florian typisch niederbayerisch?
Sepp: Der Flori ist ziemlich geradeaus. Die Niederbayern reden weniger als die Oberbayern – wir schmatzen ja viel zu viel. Auch einiges, was nicht viel Sinn macht. Aber wenn der Niederbayer was sagt, dann sagt er Dir das direkt ins Gesicht – und es ist klar, was Sache ist. Umsonst kommen nicht so viele Kabarettisten aus Niederbayern: Dort gibt es anscheinend diese Kultur, das Maul aufzureißen, wenn einem etwas nicht gefällt.
Sepps amouröse Abenteuer mit dem „Deandl im ledern Dessous“
In Oberbayern gibt’s das nicht. Wir haben auch nicht so viele Probleme, weil wir aufgrund unseres blühenden Tourismus gut dastehen. Auf der anderen Seite ist es auch ein bisserl schade: Ich kenne nicht gerade viele oberbayerische Kabarettisten – außer vielleicht den Polt, früher noch die Biermösl Blosn und jetzt Martina Schwarzmann. Aber sonst meldet sich bei uns keiner zu Wort. Auch nicht, wenn’s politisch wichtig wäre.
Doch genau das gefällt mir am Florian: Er gibt zu jedem Thema seinen Senf ab. Hör Dir mal Floris Nummer an, die er zum Jahrtausend-Hochwasser geschrieben hat. Und dann stell Dir vor, wir Oberbayern würden etwas ähnliches über Lawinenopfer machen (entsetztes Lachen bei Florian). Ja, da gibt es ja auch ähnliche Gedanken: Warum muss man permanent beschneien? Warum muss man die Häuser so nah an den Berg hinbauen? Der Oberbayer mag das nicht, dass die Scheiße auf den Tisch kommt.
„Der Oberbayer ist lockerer und denkt positiver“
Florian, was ist denn dann am Sepp das typisch Oberbayerische?
Florian: Er hat diese Lockerheit, mit der der Oberbayer an Sachen herangeht, die ihn ärgern. Das ist einfach mehr mit Gaudi verbunden. Wir würden da schon eher wieder die Hintergründe suchen – der Oberbayer denkt positiver.
Sepp: Bei uns in Oberbayern hört man permanent den Satz: „Kimm, dua de do net owe“. Wenn du mal ein wichtiges Thema anpacken willst, dann sagt schon der nächste: „Mein Gott, jetzt regt der sich schon wieder über das auf.“ Mit dem Flori kannst du aber sowas wirklich ernsthaft bereden.
„In Oberbayern gibt´s keine Kernkraftwerke und keine Photovoltaik“
Sepp, heute bist Du zum Auftritt nach Plattling gefahren. Was hat Dir denn bei Deiner Anreise besonders gut gefallen?
Sepp: (lacht) Ich find’s Wahnsinn, am Kernkraftwerk Ohu vorbeizufahren. Ich habe mich eigentlich schon immer gefragt: Warum steht so etwas nicht bei uns? Die Antwort ist klar: Weil ja fast alle bayerischen Ministerpräsidenten – bis auf den Beckstein – aus Oberbayern gekommen sind. Die wollen das doch nicht in ihrer Heimat! Es geht also wieder um Tourismus. Andererseits: In Niederbayern ist eh alles flach, dann stellst dort halt mal ein bisserl was Höheres rein (lacht).
Florian: Mit den Photovoltaikanlagen ist es doch dasselbe. Das sieht man bei Euch in Oberbayern auch nicht …
Sepp: … höchstens auf dem Dach. Aber das war bis vor kurzem auch nicht so einfach. Aber was gefällt mir jetzt an der niederbayerischen Landschaft, hmmm… (denkt nach)
Florian: Vergiss den Bayerischen Wald nicht!
Sepp: Gut, das mag sein.
Florian: (flüstert) Wir sind ja jetzt gerade in P-l-a-t-t-l-i-n-g – da fährt man ja eigentlich nur durch!
„Griabige Bayern gibt’s nur in Niederbayern“
Sepp: Aber was ich total schön finde: Griabige Bayern findet man eigentlich nur in Niederbayern. Auch wenn man von den Oberbayern vielleicht dieses Klischee hat. Man sieht tausend Fotos mit Leuten in Tracht, Hüten und so weiter. Aber die bayerische Gemütlichkeit gibt’s südlich von München eigentlich nicht mehr. Die ganzen Heimatabende sind eigentlich auch nichts anderes mehr als volkstümliche Musik.
Florian: Das sind dann auch nur noch Theatervorführungen für Touristen.
Florians Solo-Auftritt bei Ottis Schlachthof im Bayerischen Fernsehen
Sepp: Die meinen das vielleicht auch gut. Ich war ja auch lange genug bei den Trachtenvereinen dabei. Aber irgendwie schießt Du Dir fast selber ins Knie. Denn im Grunde machst Du Dich ja selber zum Deppen, wenn Du da den Holzhackermarsch aufführst.
Florian: In Oberbayern wird damit normaler umgegangen, bei uns wird das eher belächelt. Wenn das Gäubodenfest oder ein Volksfest ist, rennen plötzlich alle mit der Tracht ins Bierzelt. Aber bis vor ein paar Jahren ist doch in Niederbayern kein einziger Mensch mit der Lederhosen aufs Fest gegangen – da hätten alle gelacht!
„Man sollte im Kabarett über die Leute lachen, die im Kabarett sitzen“
Florian, Du hast lange Zeit in München gewohnt, bist aber jetzt trotzdem wieder zurück nach Niederbayern gezogen. In die Berge zieht’s Dich aber trotzdem immer wieder?
Florian: Ja, wegen der Berge beneide ich die Oberbayern schon ein bisschen. Der Bayerische Wald mit seinem Mittelgebirge ist zwar auch ein Traum – aber die Weite und Höhe der bayerischen Alpen sind schon etwas Besonderes.
Die volkstümliche Musik kommt in Eurem Programm nicht gerade positiv weg. Wie ist das für Euch, wenn so wie heute viele Musikantenstadl-Fans anwesend sind?
Florian: (lacht) Wenn solche Leute da sind, freut es mich besonders. Bei meinen ersten Auftritten habe ich immer einen Bammel bekommen, wenn ich gesehen habe, dass Freunde der volkstümlichen Musik da sind.
Aber mein großes Vorbild Josef Hader hat einmal gesagt: „Man sollte im Kabarett über die Leute lachen, die im Kabarett sitzen.“ Und dann denke ich immer an diesen Satz und überlege mir, warum ich überhaupt Kabarett mache. Ich mache es nicht deswegen, dass die Leute nur über andere lachen. Sie sollen auch einmal über sich selbst lachen und nachdenken.
„Der Niederbayer gewinnt, weil er der vermeintliche Verlierer ist“
Sepp: Was mir auch auffällt ist, dass der Humor über sich selbst zu lachen in Niederbayern viel ausgeprägter ist. Oft denke ich mir: Ob die Oberbayern überhaupt Kabarett-kompatibel sind? Die fühlen sich immer gleich persönlich angegriffen.
Florian: Das hängt aber auch ein bisschen mit dem oberbayerischen Stolz zusammen. Als wir beide in Bad Tölz aufgetreten sind, haben die auch gelacht – aber über die Niederbayern. Aber wenn ich einen Gag über die Oberbayern gemacht habe, haben wir nicht die gleichen Reaktionen bekommen wie heute, wenn du in Niederbayern einen Gag über sie selbst machst.
Wer kommt jetzt eigentlich in Eurem Programm besser weg?
Sepp: Ich glaube, dass der Niederbayer immer besser weg kommt. Denn man sympathisiert ja grundsätzlich immer mit dem vermeintlichen Verlierer. (grinst)
Florian: Also doch die Oberbayern. (lacht)
„München ist schön – aber die Leute sind nicht mehr Bayerisch“
Sepp, Florian: Wollt Ihr Euch gegenseitig noch eine Frage stellen? (alle lachen)
Sepp: Also ich frage mich ja immer grundsätzlich, warum ich überhaupt nach Niederbayern fahren soll. Und ich muss sagen, ich bin froh dass ich heute nach Plattling gefahren bin. Denn jetzt weiß ich wieder, was ich an meiner Heimat habe. (beide lachen) Florian, und wie geht’s Dir so, wenn Du nach Oberbayern fährst?
Florian: Mir gefällt Oberbayern wirklich sehr gut – aber ich fahre trotzdem auch wieder gerne nach Hause. Mich zieht’s vor allem wegen der Berge hin. Aber leider komm ich meistens nur nach München. Und das halte ich ehrlich gesagt nicht mehr aus. Ich bin einfach kein Stadtmensch mehr, obwohl ich dort acht Jahre lang eine wunderschöne Zeit gehabt habe.
Es ist schön, wenn Du Dich dort mal an der Isar sonnen kannst, eine Halbe Bier trinkst, den Grill anschmeißt. Minga mit Isar, Englischem Garten und allem anderen ist eine schöne Stadt – aber die City selbst und die Leute sind nicht mehr bayerisch!
Sepp: Aber doch noch griabiger wie jede andere Großstadt in Deutschland!
Euer Abschluss-Song ist eine Coverversion von U2′s „With Or Without You“ und handelt davon, dass die Niederbayern und Oberbayern nicht ohne, aber auch nicht miteinander, leben können. Ist Bono als Weltverbesserer und Visionär für Euch ein Vorbild?
Florian: Das Ziel ist tatsächlich, dass wir einmal den Friedensnobelpreis bekommen, wenn wir die Nieder- und Oberbayern glücklich vereint haben. (beide lachen)
Sepp: Aber vorher wird den Preis sicher noch der Putin bekommen.
Lieber Florian, lieber Sepp: Danke für den tollen Abend, das nette Gespräch – und viel Erfolg bei Eurer Mission, für den Friedensnobelpreis nominiert zu werden.
Jason Ditshej
Auf der nächsten Seite geht’s weiter mit der Rezension des Programms …
Ich habe schon viel Sch….. gesehen – aber das war in meinem Leben leider der Größte.
Schlechte Darsteller, schlechte Witze, Themaverfehlung, Talentlos… – Musik mit einem Loop (als Witz gedacht; Witz verfehlt – nur ein Armutszeugnis). „Schmarrn“ hoch6. Ein Niederbayer der nicht mal weiss was Niederbayern ist und oberbayrisch redet und ein untypischer talentloser Oberbayer. Musste mir den Schrott leider aufgrund einer Einladung ansehen :-(