Haus im Wald. „Höchste Qualität bis ins kleinste Detail“ – so wirbt die Firma Zambelli aus Haus im Wald für seine Produktpalette: Metalldach-Systeme, Dachentwässerung, Regalsysteme und industrielle Metallbearbeitung – auf diesem Gebiet ist das Unternehmen Profi. Erst vor kurzem wurde die Zambelli-Gruppe mit dem Cross Border Award geehrt – neben dem Bayerischen Qualitätspreis bereits die zweite Auszeichnung in diesem Jahr. 1957 begann die Erfolgsgeschichte der Firma mit den Gründern Carlo und Franz Zambelli Sopalu‘. Schnell machte sich der Zweimannbetrieb einen Namen im Bereich Dach- und Fassadentechnik – heute beschäftigt die Zambelli-Gruppe 900 Mitarbeiter in sechs Ländern und bearbeitet internationale Aufträge. Im Hog’n-Interview spricht Geschäftsführer Andreas von Langsdorff über die aktuelle Ausbildungssituation und erklärt, warum Handwerk nach wie vor goldenen Boden hat.
Ursprung und Herz der Zambelli-Gruppe ist Haus im Wald
Herr von Langsdorff, beschreiben Sie bitte kurz Ihren Betrieb.
Zambelli ist eine mittelständische Firmengruppe mit mittlerweile 900 Mitarbeitern an zehn Standorten in sechs Ländern. Ursprung und heute noch Herz der Gruppe ist Haus im Wald bei Grafenau. Bei Zambelli wird mit Metall gearbeitet: Dachentwässerungssysteme, RIB-ROOF Metalldachsysteme sowie Regalanlagen sind unsere wichtigsten Produkte. Daneben fertigen wir als Zulieferer für unterschiedliche namhafte Hersteller Metallbauteile oder auch komplette Produkte.
Welche Ausbildungsberufe bietet die Firma an?
Zuletzt haben wir rund ein Dutzend verschiedene Berufe ausgebildet: Industriekaufleute, Eurokaufleute, Bauzeichner mit Fachrichtung Architektur, Fachinformatiker mit den Fachrichtungen Anwendungsentwicklung und Systemintegration, Mechatroniker, Zerspanungsmechaniker, Fachkräfte für Lagerlogistik, Elektroniker für Betriebstechnik, Maschinen- und Anlagenführer, Industriemechaniker und Spengler.
Wie viele Azubis beschäftigen Sie derzeit?
Momentan haben wir zwölf Azubis am Standort Haus im Wald.
Mit welchen Schulabschlüssen bewerben sich die Schulabgänger bei Ihnen?
Vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur – da ist alles mit dabei.
In diesem Zambelli-Video wird anschaulich erklärt, wie Rinnenböden gefalzt werden:
Deutlich weniger Bewerbungen für technische Stellen
Bewerben sich mehr weibliche oder männliche Jugendliche?
Insgesamt haben wir mehr weibliche als männliche Bewerber. Die Mädchen interessieren sich aber in erster Linie für die kaufmännischen Ausbildungen, die Jungs sowohl kaufmännisch wie auch technisch. In den vergangenen Jahren hatten wir immer ausreichend Bewerbungen für unsere kaufmännischen Stellen. Für die technischen Stellen waren deutlich weniger Bewerbungen vorhanden.
Kommen die Bewerbungen ausschließlich aus der Region?
Zum allergrößten Teil kommen die Bewerbungen direkt aus der Region. Von weiter her kommende Anfragen werden bei uns in der Regel auch nicht berücksichtigt.
Wie viele Bewerbungen erhalten sie pro Jahr?
Insgesamt erhalten wir 80 bis 100 Bewerbungen im Jahr, davon etwa 75 Prozent für die kaufmännischen Berufe und nur etwa 25 Prozent für die technischen Berufe.
„Wer Erfolg haben will, wird sich anstrengen müssen“
Was antworten Sie denjenigen Schülern, die behaupten, dass Handwerksberufe „zu anstrengend“ seien und sich damit kein Geld verdienen lässt?
Wer Erfolg haben will, wird sich anstrengen müssen – in kaufmännischen genauso wie in technischen Berufen. Mittlerweile sind wir in unserer Produktion zum Beispiel so sehr automatisiert, dass körperliche Arbeit im traditionellen Sinn kaum noch eine Rolle spielt. Ein spannender Handwerksberuf ist zum Beispiel Mechatroniker: Der sorgt bei uns dafür, dass verkettete Produktionsanlagen aus Pressen, Robotern, Stanzen und Rollformern zuverlässig funktionieren und auch immer weiter optimiert werden. Der Satz ‚Handwerk hat goldenen Boden‘ hat unseres Erachtens auch für die Zukunft seine Richtigkeit.
Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich in Sachen Ausbildung alles getan, was hat sich verändert?
Die Auszubildenden haben sicherlich im Laufe der Jahre ein immer breiteres Spektrum an Tätigkeiten bereits im Zuge der Lehre kennengelernt. Berichtshefte werden mittlerweile digital geführt. Wir lassen unsere Auszubildenden im Rahmen der Zambelli-Gruppe auch mal Luft an anderen Standorten im In- und Ausland schnuppern. So kann jeder seinen Horizont erweitern und sich ein viel besseres Bild von den Kollegen und Tätigkeiten dort machen.
„Eine Woche Praktikum ist zu wenig, um Arbeitswelt kennenzulernen“
Was denken Sie: Werden die Schüler heutzutage gut genug auf die Berufswelt vorbereitet?
Eher nicht – und auch nicht auf die Berufswahl. Eine Woche Praktikum in einem Betrieb ist sicherlich zu wenig, um die Arbeitswelt kennen zu lernen und zu entscheiden, was man zukünftig machen will. Wir werden immer wieder wegen Praktika von Schülern direkt angefragt. Aber von den Schulen werden wir nur selten auf Firmenbesuche angesprochen, bei denen sich ja ganze Schulklassen ein Bild über die Arbeitsplätze in einem Industriebetrieb machen könnten.
Wie ist es um die Kompetenz der heutigen Azubis und Bewerber bestellt?
Ich glaube grundsätzlich nicht schlechter als früher. Aber sicherlich mit anderen Schwerpunkten. An Hand der Bewerbungen sieht man zum Beispiel deutlich, dass verstärkt auch auf Teamfähigkeit in den Schulen hingearbeitet wird. Die soziale Kompetenz ist natürlich in einem Unternehmen sehr wichtig. Letztendlich liegt es immer in der Hand des Einzelnen, wie er sich engagiert und Prioritäten setzt. Und dies in der Schule, in der Ausbildung und im Beruf.
Herr von Langsdorff, vielen Dank dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.
Interview: Eva Müller