Trotz der angekündigten 37 Grad Celsius – Schneeschuhe müssen mit
Es war wieder einmal an der Zeit meinen Rucksack zu packen: 22 Kilogramm, die es über rund 1.500 Höhenmeter zu transportieren galt. Puh! Dieses Mal war nicht nur die Fotoausrüstung mit dabei, sondern auch mein Schlafsack sowie verschiedene Kletter-Utensilien für die Bergwelt. Mein Ziel: das wunderschön gelegene Kärlingerhaus am Funtensee im Berchtesgadener Land.
Auf einige Nachfragen beschlossen wir – d.h. ich und mein altbekannter Wanderfreund David – trotz der angekündigten 37 Grad Celsius die Schneeschuhe einzupacken. Mit einiger Skepsis blieben diese dann auch bei unserer Ankunft an der Wimbachbrücke in Ramsau fest an unsere Rucksäcke geschnallt, obwohl weit und breit kein Schnee zu sehen war. Die aufgehende Sonne hatte das Sagen. Mit einer dicken Schicht Sonnencreme auf der Haut ging es also los …
Nach einer anstrengenden Schnaufpartie genossen wir den Ausblick
Unser Weg führte zunächst durchs Wimbachgries, in dem wir gleich das ein oder andere Foto aufnahmen. Danach marschierten wir vorbei am Wimbachschloss, stets weiter in Richtung Wimbachgrieshütte. Ein paar Schritte nach unserem ersten Etappenziel machten wir eine kurze Pause und legten nochmals ordentlich Sonnencreme nach. Mit neuer Schmierung und guter Laune ging’s von nun an stetig bergauf Richtung Trischübel, von wo aus wir unseren Weg zum Steinernen Meer einschlugen. Wir hatten hier die ersten schneebedeckten Flächen zu durchqueren. An einem kleinen Schmelzwassersee füllten wir unsere Getränkebehälter nach. Drei Liter hatte ich geleert – und es sah noch nicht danach aus als würde es kühler werden. Die Sonne trieb uns voran.
Wir schleppten unsere Rucksäcke über steiniges, steiles Gelände auf das Steinerne Meer zu. Ein Wanderer machte uns dort darauf aufmerksam, dass nach dem Anstieg der Schnee beginnt und dass wir uns die Kraft lieber sparen sollten: Wir würden ohnehin nicht weiterkommen. „Schau’n ma mal“ lautete unsere Antwort – und schritten eifrig voran. Wir hatten unsere Schneeschuhe schließlich nicht umsonst eingepackt. Oben angekommen, nach einer anstrengenden Steig- und Schnauf-Partie, genossen wir mehrere Energieriegel sowie den atemberaubenden Ausblick auf den Watzmann. Es war wie im Bilderbuch. Nur schöner – und realer!
Immer den Hundstod fest im Visier
Einige Fotos später zogen wir an Gemsen vorbei – immer den Hundstod fest im Visier. Unser Ziel war das Hundstodgatterl. Nach einer schier unglaublichen Schneeschuh-Tour (vier bis fünf Meter Schnee, 35 Grad Celsius) hatten wir dieses schließlich erreicht. Erneut hieß es Energie für unser letztes Tagesziel zu tanken: das Kärlingerhaus am Funtensee. Um dorthin zu gelangen, mussten wir nochmal einige Höhenmeter Richtung Tal absolvieren. Nach einer Weile hatten wir auch eine „Schifahrtechnik ohne Schi“ erlernt, die den Abstieg um einiges schneller – und lustiger gestaltete.
Im ersten Tal angekommen wurden wir von neugierigen Schafen empfangen, die uns ein Stück begleiteten. Allzu lange hielten wir uns dort aber nicht auf – ein Gewitter braute sich zusammen. Die Wolken verschwanden jedoch genau so schnell wieder, wie sie aufgezogen waren – und wir mussten nur wenige Minuten im Regen laufen. Eine nicht ganz unwillkommene Abkühlung …
Angekommen am Kärlingerhaus – eingecheckt, gestärkt und geduscht – unternahmen wir noch einen Kurztrip zum Funtensee, wo uns das Schauspiel des Gewitters erneut in seinen Bann zog. Wir genossen das Wetterglühen.
Die Beine wurden immer schneller – der See zog uns magisch in seinen Bann
Am nächsten Tag klingelte kurz vor 6 Uhr der Wecker – raus aus den Federn. Nach dem Frühstück und einem erneuten Abstecher zum See machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg Richtung Grünsee.
Sein grünliches Wasser schimmerte uns schon von Weitem entgegen, wie von einem Magneten angezogen wurden unsere Beine immer schneller. Erst jetzt konnten wir überblicken welch wunderbare Landschaft wir soeben durchschritten hatten: eine wahrhaft wunderbare Gebirgskulisse. Hier und da noch ein mehr oder weniger großes Schneefeld, der See umringt von hunderten von Bäumen. Ohne langes Zögern hieß es dann: hinein ins kühle nass! Natürlich machten wir reichlich Fotos von dem Spektakel.
All zu lange konnten wir jedoch nicht dort verweilen – die Tour führte uns weiter Richtung Schwarzsee. Hier das gleiche Spiel: ab ins Wasser und gut durchkühlen lassen, bevor wir die durchgeschwitzten Klamotten wieder anzogen. Unser letztes Ziel auf dieser Höhe: die Wasseralm. Danach ging es in Serpentinen steil an der Wand des begeisternden Röthbachfälls entlang. Nach eineinhalb Stunden Abstieg – die Beine und Knie waren recht froh, als sie die Erleichterung verspürten – gelangten wir schließlich ins Tal des Röthbachfalls. Von dort waren es noch ein paar Minuten zum Obersee und zur Fischunkenalm. Ein letztes Bad, dann hieß es das Boot über den Königssee zu erwischen, was uns schließlich gelang.
Eine tolle Zwei-Tages-Tour lag am Ende hinter uns. Und als wir am Königssee-Ufer unsere frischen Kaasbrez’n verspeisten, kamen wir uns schon ein wenig komisch vor – im Hochsommer mit den Schneeschuhen …