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Start Grenz'nlos Fräulein Weilers Amphitryon: Die Wirklichkeit ist ein Konstrukt!

Fräulein Weilers Amphitryon: Die Wirklichkeit ist ein Konstrukt!

veröffentlicht von da Hogn | 12.06.2013 | kein Kommentar
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Eggenfelden. Fräulein Weiler geht gern ins Theater. Unbedarft, wie sie oft ist, hatte sie von „Amphitryon“ von Heinrich von Kleist am Theater an der Rott einen klassischen Klassiker erwartet. Umso erstaunter war sie deshalb über eine derart frische und humorvolle Inszenierung. Das machte sie froh – denn der sagenhafte Stoff und die herzenstiefe Botschaft kamen in jedem Fall an …

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Letzter Schliff am sagenhaften Theben: Merkur (Christian Lemperle). Foto: Rupert Rieger

Wie man aus eigener Erfahrung weiß, ist Liebe niemals einfach

Sosias liebt Charis. Charis liebt Sosias. Amphitryon liebt Alkmene. Alkmene liebt Amphitryon. Es könnte so einfach sein. Ist es aber nicht. Denn wie man aus eigener Erfahrung weiß, ist Liebe niemals einfach. Und genau das ist das Thema an diesem letzten Abend der Saison am Theater an der Rott. Heinrich von Kleist – „Amphitryon“ – ein Klassiker, der für mich neu ist.

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Wer ist der Echte? Die beiden „Sosiasse“ Christian Lemperle und Andreas Pühringer. Foto: Rupert Rieger

Ganz ehrlich: Als Ungeübte hatte ich zunächst meine Mühen, die Kleist’sche Sprache zu verstehen. Womit ich nicht sagen möchte, dass ich sie nicht schön finde. 1803 entstand das Werk. Eine Zeit, in der man noch Wörter benutzte, für die es heute bedauerlicherweise keine Verwendung mehr zu geben scheint. Ich habe das Werk in Auszügen nachgelesen und muss sagen, dass diese Sprache bildhaft das auszudrücken vermag, was sie meint, auch wenn sie nicht gleich geschmeidig ins Ohr dringt. Als ungereimter jambischer Fünfheber – so kommt „Amphitryon“ daher – so hat Heinrich von Kleist Molières „Original“ umgetextet. Mit gerade einmal 27 Jahren eine bemerkenswerte Leistung. Sein Lebenswerk – ebenfalls beachtlich. Vor allem deshalb, weil Kleist nur 34 Jahre alt wurde, seiner Lebensmüdigkeit im Suizid Ausdruck gab.

Mit Tropenhelm auf dem Kopf und Akkuschrauber in der Hand

Da sitze ich nun und freue mich auf einen Klassiker. Sie müssen wissen, ich liebe Mythologie – und die griechische ganz besonders. In meinem Hang zur Romantik schweben mir lange Kleider, große Gesten und gesprochenes Drama vor. Und dann stapft da dieser Mann herein, gekleidet in Survival-Hosen, auf dem Kopf einen Tropenhelm (!), in der Hand einen Akkuschrauber – und macht, begleitet mit komischen Lauten, am Bühnenbild herum, das aus kleinen antiken Modellen besteht. Einfach sieht das aus, ein bisschen provisorisch vielleicht. Der Mann schraubt noch ein wenig herum, dann ist angerichtet.

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Jupiter (Roman Blumenschein) beeindruckt Alkmene (Julia Ribbeck) mit Blütenregen. Foto: Rupert Rieger

Theben … sagenhafte Vorzeit: Amphitryons Diener Sosias kommt nach Hause. Da trifft er einen ulkigen Gesellen, der frech behauptet, selbst Sosias zu sein. Der eigentlich in sich ruhende, friedliebende Mann ist aufs Äußerste verunsichert – sein spannendes Gegenüber trumpft mit Insiderwissen auf. Als der „echte“ Sosias seinem Herrn Amphitryon die verwirrende Begebenheit mitteilt, reagiert dieser verärgert-amüsiert über die geistigen Zustände seines Untergebenen. Bis er im nächsten Augenblick selbst in das Doppelgängerspiel verwickelt wird: Seine Liebste, Alkmene, schwärmt in den höchsten Tönen von der vergangenen Liebesnacht mit ihm. Dabei war er letzte Nacht noch nicht in heimischen Gefilden. „Abscheulicher!“ – „Treulose!“ Das Paar scheint die längste Zeit ein liebendes gewesen. Sie erkennen sich nicht mehr. Was ist da los?

Verzaubert, liebevoll: Am Ende sind sie wieder vereint, die beiden Paare

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Sie ist willig: Charis (Verena Koch) zeigt Merkur (Christian Lemperle) ihre Reize. Foto: Rupert Rieger

Die Götter sind los. Jupiter (alias Zeus) höchstselbst hat es auf die erdenhafte, wunderhübsche Alkmene abgesehen, erscheint ihr in Gestalt ihres Angetrauten und beglückt sie, dass ihr die Sinne vergehen. Merkur (alias Hermes) findet das Spiel ebenfalls reizvoll – nur treibt er es mit Charis, der Liebsten Sosias‘, nicht ganz so weit. Wenngleich diese ein hohes Maß an Willigkeit zeigt. Schließlich lässt er sie – frech, wie Merkur eben ist – abblitzen. Die beiden Götter haben ihre helle Freude am Doppelgängerspiel und lösen das Rätsel um die Identitäten recht spät auf, nachdem sie die Erdenbürger fast an den Rande des Wahnsinns getrieben haben. Sie können’s halt, sie sind Götter.

Nach der kurzen Eingewöhnungszeit an die Sprache habe ich richtig viel Spaß. Merkur ist der Mann, der anfangs an den Modellgebäuden geschraubt hat. Christian Lemperle verleiht dem flinken Gott viel Witz, der Schabernack grinst ihm aus dem Gesicht. Hier ist einer mit viel Spaß am Werk. Der „echte“ Sosias ist viel träger und gemütlicher, eine echt gute Haut, die Andreas Pühringer da spielt. Äußerst attraktiv kommen die „Amphitryonen“ daher. Jupiter wird von einem Mann mit dem herrlich klingenden Namen Roman Blumenschein gespielt – lächerlich eitel, von strotzendem Selbstbewusstsein.

Sie verstehen die Welt nicht mehr: Amphitryon (Martin Dreiling) und Alkmene (Julia Ribbeck).

Sie verstehen die Welt nicht mehr: Amphitryon (Martin Dreiling) und Alkmene (Julia Ribbeck). Foto: Rupert Riger

Der „Echte“ ist Martin Dreiling und gibt einen strengen, wütenden, mächtigen Amphitryon ab. Julia Ribbeck ist eine wahrlich wunderhübsche Alkmene – durchaus verständlich, dass sich ein Gott in die irdische, aber göttinengleiche Frau verschaut hat. Ihre strenge Herrschaftlichkeit macht sie aber auch zur idealen Gefährtin Amphitryons. Und Charis, ach Charis … Verena Koch ist einfach köstlich als Sosias‘ Liebste – wie sie ulkig schmeichelnd auf Merkurs Annäherungen anspringt und sich dann entrüstet verletzt zurückzieht und ihrem „echten“ Sosias die Hammelbeine langziehen will. Nicht zu vergessen, die hünenhaften, witzigen Erscheinungen der beiden Feldherren Peter Woy und Harald Bodingbauer. Am Ende sind sie wieder vereint, die beiden Paare. Alkmene und Amphitryon stehen sich fast ehrfürchtig und neu verzaubert gegenüber. Charis legt sich liebevoll auf ihren Sosias.

Treten wir einen Schritt zurück. Nehmen wir an, was ist. Urteilen nicht.

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So treten richtige Götter auf: Jupiter (Roman Blumenschein) und Merkur (Christian Lemperle). Foto: Rupert Rieger

Es sind die komischen Elemente, die diesen von Joachim Rathke zeitgemäß inszenierten „Amphitryon“ so gut machen. Da sind alle in tropenhaftes Einheitsbeige gekleidet, gepimpt mit goldenen Elementen, bis auf die Frauen, die bunte Kleider tragen. Da fuchtelt man schnell mit Waffen, um den Ärger zu unterstreichen. Da werden sexuelle Anspielungen hübsch ausgekostet. Da ertönt Rockmusik, wenn die Götter in Erscheinung treten und einen netten Synchrontanz aufführen. Da regnet es Blumen und erklingt säuselige Musik per Fingerschnipps, wenn Jupiter es so will.

Die Komik unterstreicht die Tragik, lockert sie auf, übermalt aber die elementaren Fragen nicht, die ich mir auf dem Nachhauseweg stelle. Eine davon schaut von einem Plakat herab: „wer bin // ich?“ steht da. Ja, wer bin ich? Und wer ist das, den ich liebe? Liebe ich den, von dem ich mir ein Bild gemacht habe? Oder liebe ich den, der er tatsächlich ist?

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Merkur (Christian Lemperle) hat seine Freude am Doppelgängerspiel. Foto: Rupert Rieger

Bin ich die, von der ich denke, dass sie so ist, wie sie ist? Oder bin ich die, die die anderen in mir sehen bzw. sehen wollen? Schlagen, ach, zwei Herzen in meiner Brust – oder sind es möglicherweise noch mehr? Und wie kriege ich diese Identitätsdefinitionen in der Liebe unter einen Hut? Verändern wir unser Selbst im Laufe der Zeit? Und gelingt es uns, mit diesen Veränderungen gemeinsam zu wachsen? Oder kommt die Zeit, dass wir einander nicht mehr erkennen und sich die Wege trennen müssen, wollen wir unseren Identitäten treu bleiben? Fazit: Die Wirklichkeit ist ein Konstrukt. Das, was wir für wahr halten, ist gesellschaftlich und persönlich konstruiert. Treten wir einen Schritt zurück. Nehmen wir an, was ist. Lassen wir stehen, was ist. Urteilen wir nicht. Lassen wir unsere Erwartungen und Vorstellungen ruhen. Und lieben wir schließlich das Echte, das nicht unsere Wahrheit, sondern die des Seins ist.

Nach Hochwasser und Dauerregen für Unter-Dach-Variante entschieden

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Duell der „Amphitryonen“: Die Feldherren (Peter Woy und Harald Bodingbauer) wissen auch nicht, wer der „Echte“ ist. Foto: Rupert Rieger

Eigentlich hätte das Stück ja unter freiem Himmel gespielt werden sollen – in Gern, im Theatron. Schön wäre das gewiss gewesen, mit abendschwerer Sommerluft, Vogelzwitschern und leichtem Schulterfrösteln. Aber das Wetter hat es nicht erlaubt, nach dem Hochwasser und diversen Unwetterwarnungen hat man sich für die sichere Unter-Dach-Variante entschieden. Verständlich. Denn wie ich nun ganz gewiss weiß: Mit Jupiter alias Zeus ist nicht zu spaßen …

Wollen auch Sie eine Reise ins sagenhafte Theben machen und sich die großen Fragen rund um das schönste Thema auf Erden stellen? Dazu haben Sie Gelegenheit! Da Hog’n verlost gemeinsam mit dem Theater an der Rott 2×2 Karten für „Amphitryon“ im Großen Haus. Schreiben Sie eine E-Mail an info@hogn.de, nennen Sie ihren Namen, Ihre Anschrift und Ihre Telefonnummer und haben Sie ein bisschen göttliches Glück – dann sind Sie am Samstag, den 15. Juni, um 19.30 Uhr dabei!

Ihr Fräulein Weiler

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Schlagwörter: Amphitryon, Eggenfelden, Fräulein Weiler, Grenz'nlos, Karl M. Sibelius, Kritik, Theater an der Rott, Verlosung
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