Straubing. „Irgendwie wuid“ – so könnte man „Kinda Wild„, das jüngste Album von Mathias Kellner und Band, ins Bairische übersetzen. Nach der Veröffentlichung haben wir mit dem „Kellner“ – wie er sich und seine Band minimalistischerweise selbst bezeichnet – eine erste Zwischenbilanz gezogen und den gebürtigen Straubinger a bisserl ausgefragt. Von Münster (Ortsteil von Steinach im Kreis Straubing-Bogen) ist er mittlerweile etwas weiter weg in Richtung Regensburg umgesiedelt – musikalisch treibt er sich aber meist fern der Heimat rum. Ein Interview über vergangene Zeiten, Identitätsfindung, das Gefühl Heimat und die Dämonen, die es täglich zu besiegen gilt.
Euer Album „Kinda Wild“ ist Mitte März an den Start gegangen. Wie ist die Resonanz bisher?
Es läuft recht gut gerade. Wir spielen viele Gigs, kommen viel rum und den Leuten taugt die neue Scheibe echt gut.
Hat sich Eure Fangemeinde erweitert oder in irgendeiner Weise verändert?
Manche kommen, manche gehen. Das ist aber ganz normal. Wir haben ohnehin ein sehr bunt gemischtes Publikum: Zwischen sechs und 60 ist alles dabei. Das find ich super!
Fünf Alben – inklusive Live-CD – habt Ihr bisher herausgebracht. Gibt es für Dich eine Art Lieblings-Album?
Das sind alle meine und unsere Babys. Meist ist es so, dass man sich natürlich um das jüngste etwas mehr kümmert als um die älteren. Ich bin sehr stolz auf das neue Album – genauso wie auf die anderen auch. Und ich hoffe, es werden noch viele viele mehr.
Bin immer noch stolz auf die „Ludmilla Gschtanzl Schwingas“
Denkst Du manchmal noch an Deine Anfänge mit den „Ludmilla Gschtanzl Schwingas“ zurück? Du warst ja eines der Gründungsmitglieder der Band.
Natürlich. Es war eine wunderschöne Zeit und ich denke gern und oft noch an die wilden Sachen, die wir miteinander angestellt haben. Es war eine wichtige Zeit für mich als Musiker – und ich bin sehr stolz, dass es die Band immer noch gibt.
Unplugged-Aufnahme aus dem Jahr 2010 – damals noch nicht ganz so hart:
„Kinda Wild“ ist rockiger als die Vorgänger-Alben. Aber an melancholischer Tiefe mangelt es dennoch nicht. Wie würdest Du das Album beschreiben?
Ich denke, es ist eine sehr runde Platte geworden, die eine etwas melancholischere Seite von mir zeigt. Seit langer Zeit spielen wir unsere Lieder bei Konzerten meistens etwas härter. So war es für uns nur ein logischer Schritt, dies auch einmal auf Platte zu bannen.
„Home is where your heart is – meins ist natürlich in Bayern“
Du singst von Themen der Identitätsfindung – etwa in „Who we are“. Inwieweit spielt das Thema eine Rolle für Dich – auch als Musiker?
Naja, als Musiker ist man immer auf der Suche nach seiner Identität. Es kommen immer wieder neue Einflüsse hinzu, andere brechen weg. Ich finde solche Entwicklungen allerdings sehr wichtig, da es mich als Songwriter unglaublich weiterbringt, wenn ich meine Herangehensweise verändere und neue Einflüsse zulasse.
In „Heartland“ singst Du: „Feels like Coming Home“. Auch in „British“ ist die Rede davon, den Weg nach Hause zu finden. Wo ist dein Zuhause – hier im Bayerischen Wald, in Bayern oder in der ganzen Welt?
Home is where your heart is. Meins ist natürlich in Bayern. Ich bin hier aufgewachsen und liebe es hier zu leben. Und doch muss man immer wieder seinen Weg nach Hause finden. Manchmal ist alles stressig und es hilft mir ungemein, wenn ich mich in solchen Situationen darauf zurück besinne, wo ich herkomme. Ich glaube, Heimat ist für mich besonders wichtig, wenn ich nicht zu Hause, sondern irgendwo auf Tour unterwegs bin. Man braucht einfach etwas, auf das man sich wieder freuen kann.
Das Video zur aktuellen Sinlge-Auskopplung „Kinda Wild“:
Du benutzt häufiger ein fast schon biblisches Vokabular: „Demons“, „Angels“, „A Devil’s Kiss“ etc. Hast Du Dich in gewisser Weise Deinen inneren Dämonen bereits gestellt?
Ach, denen stelle ich mich jeden Tag – und werde das wohl auch noch lange machen. Mit dieser Terminologie kann man sich sehr schön in diese Welt flüchten, in der es nur Gut oder Böse gibt. Leider ist es im wirklichen Leben nicht so einfach immer zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Es gibt zu viele Graustufen – was manchmal gut ist, manchmal aber auch nicht.
Solo-Platte, auf der da Kellner einige bayerische Lieder verarbeitet
Letzte Frage: Wie geht’s musikalisch weiter?
Ich arbeite gerade an einer Solo-Platte, auf der ich einige meiner bayerischen Lieder verarbeite, die sich über die Jahre hinweg angesammelt haben. Ich bin schon sehr gespannt, wie das wird, da ich seit meiner Zeit bei den ‚Ludmilla Geschtanzl Schwingas‘ nicht mehr mit bayerischen Texten gearbeitet habe.
Mathias, vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Erfolg.
Interview: Martina Zukowski