Haus im Wald. „In ist, wer drin ist“ – auf diese Erfolgsformel ließ sich kurz nach der Jahrtausendwende, als das Online-Portal bsmparty.de die Rechner der Region Südostbayern im Sturm eroberte, herunterbrechen. Mehr als eine halbe Millionen Menschen ließen sich damals registrieren, monatlich besuchten bis zu vier Millionen User die stetig wachsende Internet-Community, in der sich alles rund um Party-Fotos und die Fragen „Wo ist was los?“ und „Welche Feiern sind am angesagtesten?“ dreht. Mit dem weltweiten Siegeszug des Social-Media-Riesen Facebook flauten zwar die Zahlen von bsmparty.de ab – dennoch hat sich das Portal als Online-Gemeinschaft im Bayerischen Wald und dessen Grenzen etabliert. Mitbegründer Stefan Behringer spricht im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ über die Startphase von bsmparty.de, die künftige Ausrichtung der Internet-Plattform und die Frage, warum es für regionale Unternehmen heutzutage immer wichtiger ist, im WorldWideWeb vertreten zu sein.
„Wir sind mit einer kleinen, statischen Internetseite gestartet“
Stefan, Du bist neben Daniel Wildfeuer der Begründer des regionalen Internet-Portals bsmparty.de, das vor mehr als zehn Jahren das Licht der Online-Welt erblickte. Erzähl bitte kurz noch einmal von den Anfängen dieser beispiellosen Erfolgsgeschichte. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Die Anfänge von bsmparty.de gehen auf das Jahr 2001 zurück. Wir sind damals mit einer kleinen, statischen Internetseite gestartet – zu den ersten Mitgliedern zählte eine Clique aus dem Bayerischen Wald. Schon damals haben wir Veranstaltungshinweise aus der näheren Umgebung sowie Fotos von uns selbst und den Partys veröffentlicht. Stück für Stück wurde die Seite dynamischer, so dass auch Besucher Veranstaltungen und Locations eintragen konnten. Ende 2003 haben wir dann unser Glück mit einer Community versucht. Das Prinzip war damals noch relativ neu: Fotografen konnten selbst ihre Fotos hochladen. Mit diesem Schritt bekamen wir dann auch ständig mehr Fotografen, die auf immer mehr Events vertreten waren und somit immer mehr Besucher bzw. User zu bsmparty.de brachten. Unser Portal wuchs über die Jahre hinweg in Windeseile zu einer großen Online-Gemeinde an.
Hattet Ihr am Anfang mit diesem bahnbrechenden Erfolg gerechnet?
Gerechnet, naja … (überlegt) … wir haben sicherlich gehofft, viele Besucher zu begeistern. Im Vordergrund stand jedoch zunächst nur unser eigener Spaß – mit dem großen Erfolg haben wir also nicht gerechnet. Es war anfangs auch nicht unsere Absicht, das Portal einmal hauptberuflich zu betreiben – doch später war es nicht mehr anders möglich. Das Potenzial war allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits abschätzbar.
Werbespot aus vergangenen Tagen – so machte bsmparty.de im Jahr 2008 auf sich aufmerksam;
Der Durchbruch von Facebook führte zum Einbruch von bsmparty.de
Was war das Erfolgsgeheimnis, das „innovative Moment“ von bsmparty.de?
Im Prinzip die Community, die wir mit unseren Besuchern gestaltet haben. Sprich: Das Miteinander unter den regionalen Usern, dann natürlich die Präsenz der Fotografen sowie der direkte Draht zu den Leuten bei den Veranstaltungen. bsmparty.de ist nicht nur eine simple Internetseite – hinter diesem Projekt stehen auch Menschen aus der Region.
Irgendwann kam dann ja ein ein größerer Einbruch. Welche Gründe waren dafür verantwortlich?
Der Einbruch kam ganz klar damit, dass sich Facebook in Deutschland und vor allem auch bei uns in der Region ausbreitete. Das war Mitte 2010 – parallel zur technischen Neuerung, dass Facebook per App, sprich Handy, verfügbar war. Leider hatten wir zu dieser Zeit noch keine iPhone-App, weil diese damals noch relativ kostenintensiv gewesen ist.
Hattet ihr gewisse Zeichen der Zeit damals einfach nicht rechtzeitig erkannt?
Sicherlich haben wir erkannt, dass Facebook wächst – und wir Traffic verlieren. Wir haben auch technische Anpassungen vorgenommen: 2011 entwickelten und starteten wir eine iPhone-App, 2012 dann eine Android-App. Allerdings machte es angesichts der Faszination für Facebook wenig Sinn immense Summen in die Entwicklung zu stecken – ohne dabei jedoch genau abschätzen zu können, wohin der Weg uns führen würde. Wir haben uns dann dazu entschlossen, unser Standbein der Internetdienstleistungen auszubauen – und den Facebook-Boom abzuwarten.
„Es wäre gut gewesen, wenn wir schon früher eine App gehabt hätten“
Was hättet ihr rückblickend anders machen müssen, um das Anfangslevel an Zugriffen halten zu können? Oder wäre das ohnehin nicht möglich gewesen?
Sicherlich wäre es gut gewesen, wenn wir, wie gesagt, bereits früher eine iPhone-App gehabt hätten. Im Endeffekt hätte das aber auch nichts ausgemacht, denn: Ähnlich wie uns erging es ja auch StudiVZ, Lokalisten, etc.
Wenn man die richtigen Kontakte und Investoren findet – was in den USA wesentlich leichter ist -, besteht auch die Chance, dass eine innovative Idee wesentlich schneller umgesetzt wird. Es war nur eine Frage der Zeit bis Facebook groß auftrumpft. Ich denke aber dennoch, dass wir das beste aus der Idee bsmparty.de gemacht haben.
„In den besten Zeiten hatten wir zirka 4 Millionen Visits pro Monat“
Wie haben sich die Zugriffszahlen dann im Laufe der Jahre weiterentwickelt?
Zur besten Zeit, Anfang bis Mitte 2010, hatten wir zirka vier Millionen Visits pro Monat via Desktop/Mobil. Aktuell haben wir monatlich zirka 400.000 Visits via iPhone/Android/Mobil/Desktop.
Wie viele User sind aktuell angemeldet?
119.405 von maximal 143.000 – in der Summe hatten wir die vergangenen zehn Jahre hinweg mehr als eine halbe Million Registrierungen.
Wie hat sich die Idee von bsmparty.de über die Jahre entwickelt? Wofür steht das Portal heute?
Im Prinzip war es von Anfang an immer dieselbe Idee: Events, Fotos, Menschen. Jetzt steht ‚bsm‘ für ‚Bilder.Szene.Menschen.‘ Die Grundbestandteile waren also über die Jahre hinweg immer dieselben – es sind nur ständig neue Features hinzugekommen. Auch mussten wir aus technischer Sicht den einen oder anderen Relaunch durchführen.
Für bsmparty-Fotografen gibt es Richtlinien und Verhaltensregeln
Wie ist das mit den Party-Fotos eigentlich genau geregelt? Haben sich schon Leute beschwert, weil sie nicht auf den bsm-Bildern zu sehen sein wollten?
Es ist so geregelt, dass alle Fotografen – bevor sie Bilder machen – eine Einweisung von uns oder unseren Regionalleitern erhalten und dabei auch gewisse Verhaltensregeln unterschreiben müssen. Dabei geht es auch um rechtliche Hinweise. Wichtig ist, dass unsere Fotografen als solche erkennbar sind und die Leute gefragt werden, ob sie ein Foto möchten. Erst wenn wir das Okay von den fotografierten Personen erhalten haben, veröffentlichen wir auch die Bilder – darauf legen wir im Gegensatz zu anderen Fotografen, Seitenbetreibern, Hausfotografen von Discos oder sonstigen Facebook-Fotografen sehr viel Wert. Sollte jemand im Nachhinein nicht einverstanden sein, wird das Foto selbstverständlich umgehend gelöscht. Im Gegensatz zu Veröffentlichungen auf Facebook können wir genau sagen, was gelöscht wird.
Mehr als 1,6 Millionen Fotos lagern im bsmparty.de-Fotoarchiv
Wohin geht die Reise von bsmparty.de? Wo steht das Portal in zehn Jahren?
Wir wollen bsmparty.de als regionales Event-Portal wieder verstärkt auf dem Markt platzieren – und werden auch die einen oder anderen technischen Neuerungen durchführen. Aktuell erneuern wir unsere Server, unser regionales Fotoarchiv zählt mehr als 1,6 Millionen Fotos, die sich in über zehn Jahren angesammelt haben. Das gesamte Projekt wird mehr und mehr mobil – und verlagert sich von der Desktop-Version auf das Smartphone. Hier werden wir die nächsten Monate sicherlich einige Verbesserungen vornehmen, da wir in den mobilen Anwendungen ein deutliches Wachstum erwarten können. Ich bin mir sicher, dass wir uns die nächsten zwei Jahre wieder deutlich mehr Marktanteile sichern werden. Mit dem neuen Portal bsm.de erweitern wir dann auch die Zielgruppe. Wo wir in zehn Jahren stehen, kann ich nicht abschätzen, dafür ist die Branche zu schnelllebig …
Wie finanziert sich die Plattform heute?
Die Plattform finanziert sich hauptsächlich durch Werbung und eine Premium-Online-Mitgliedschaft.
Du hast Dir mit „BWmedien“ ein zweites Standbein aufgebaut. Welche Dienstleistungen bietet die Firma mit Sitz in Haus i. Wald an?
Wir haben unser Entwicklungs- und Agenturgeschäft wieder voll ausgebaut. Der grundlegende Schritt dafür war, dass wir im vergangenen Jahr ein neues Content-Management-System, kurz: CMS, entwickelt haben: das BWcms. Unsere Kernkompetenzen setzen wir hier bei der Realisierung von einfachen Internetseiten bis hin zu professionellen Internetportalen ein. Wir entwickeln ebenso komplett eigenständige Softwarelösungen für die verschiedensten Zwecke. Durch unsere eigenen redundanten Serversysteme bieten wir unseren Kunden individuell skalierbaren Webspace an. Der Bereich Online-Marketing und Vermarktung ist vor allem durch unser Portal bsmparty.de eine wichtige Säule unserer Firma.
Suchmaschinenoptimierung ist für den Erfolg unserer Projekte ein wichtiger Bestandteil. Mit jahrelangem Know-how betreuen und beraten wir Interessenten auch gerne bei bestehenden und geplanten Projekten. Als Full-Service-Provider im Bereich Internet und Medien entwickeln wir auch mobile Lösungen – von der einfachen mobilen Web-Version bis hin zu Android- und iPhone-Apps.
„Viele CMS sind mittlerweile zu komplex und schwer zu bedienen“
Apropos CMS – was macht Eure Neuentwicklung innovativer als andere?
Das wichtigste einer Internetseite ist die Aktualität. Je einfacher eine Seite zu pflegen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie der Betreiber auch regelmäßig aktualisiert. Viele bestehende Content-Management-Systeme sind mittlerweile zu komplex geworden oder einfach nur schwer zu bedienen. Deshalb haben wir ein komplett neues CMS entwickelt. Zu den Vorteilen zählt zum Beispiel die ‚InSite-Bearbeitung‘, sprich: Gleich nach dem Login kann man direkt in der Seite Inhalte bearbeiten. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir unser CMS zentral weiterentwickeln. Bei den meisten Systemen veraltet die Software im Webspace – und damit die Website. Bei uns sind alle Seiten durch das CMS verbunden – bei bestimmten Updates wird so alles aktualisiert. Als Cloud-System wird das System zentral weiterentwickelt.
Wie wichtig ist es für den eigenen Betrieb heutzutage im Internet und auf Sozialen Plattformen vertreten zu sein?
Generell kommt es auf die Art der Betriebe an – aber mittlerweile geht es ohne Internet nicht mehr. Vor allem die E-Mail ist zu einem der wichtigsten Kommunikationsmittel geworden. Es gibt allerdings noch immer viele Firmen, die keinen eigenen Internetauftritt haben. Denen kann ich nur nahelegen, dass sie diese kostengünstige Möglichkeit nutzen, damit sie zumindest per Suchmaschine, vor allem Google, gefunden werden. Außerdem wirkt es professioneller, wenn name@firma-xy.de oder www.firma-xy.de in der Werbung zu lesen ist – und nicht firma-xy@gmx.de oder ähnliches. Viele Verbraucher sehen es heute sicherlich als selbstverständlich an, dass Sie die gesuchten Firmen im Internet auch finden – oft ist dies aber noch nicht der Fall.
Was die Sozialen Plattformen angeht: Hier sollten Unternehmer die meist kostenlose Möglichkeit nutzen und sie als Chance sehen – auch wenn sie Social Media noch etwas skeptisch betrachten. Die Regeln der Unternehmenskommunikation haben sich die letzten Jahre über sehr verändert – und Kunden lassen sich durch die einfache Standard-Werbung nicht mehr so leicht beeinflussen.
Stefan, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Interview: Stephan Hörhammer