Grafenau. Evi Blach liebt, was sie tut – und genau das ist ihr Erfolgsgeheimnis. Die 40-Jährige führt das Modehaus Blach in dritter Generation und hat mit dem Umbau im vergangenen Jahr gezeigt, wie man einen Einzelhandelsbetrieb erfolgreich modernisieren und so fit für die Zukunft machen kann. Im Interview mit Hog’n-Mitarbeiterin Nadine Vogl erklärt sie, warum es sich lohnt bei ihr im Laden vorbeizuschauen und warum sie aus Überzeugung nachhaltige Marken im Mode-Sortiment führt.
„Erst wollte ich mich woanders bewähren und Erfahrungen sammeln“
Evi: Du hast mit der Modernisierung Eurer Geschäftsräume im letzten Jahr gezeigt, dass auch in Grafenau was voran geht. Warum hast Du diesen Schritt gewagt?
Vor dreizehn Jahren bin ich zurück nach Grafenau gekommen und habe mich seitdem mit dem Gedanken beschäftigt umzubauen, weil ich an den Standort Grafenau und an den inhabergeführten Einzelhandel glaube. Und ich wollte natürlich etwas für meine eigene Zukunft schaffen. Dann haben wir geplant, finanziert – und jetzt haben wir es geschafft (lacht).
Wann hast Du angefangen im Betrieb mitzuarbeiten?
Nach meinem Abitur habe ich bei uns eine Ausbildung gemacht. Dann bin ich nach Paris gegangen, weil ich was mit Sprachen machen wollte. Doch dann hat’s mich nach Nagold verschlagen, wo ich an einer bekannten Modefachschule Textilbetriebswirtschaft studiert habe. Es war klar, dass ich irgendwann wieder zurück nach Grafenau kommen werde. Erst wollte ich mich aber woanders bewähren und Erfahrungen sammeln. Deshalb habe ich nach dem Studium zunächst in dem branchen-bekannten Modehaus Engelhorn in Mannheim gearbeitet.
Es stand also sehr bald fest, dass Du den elterlichen Betrieb in Grafenau übernehmen wirst?
Das war vor allem mir immer schon klar, ja (lacht). Meine Eltern haben mich nie in eine bestimmte Richtung gedrängt – und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Es war nur nicht klar, wann ich diesen Schritt machen werde. Doch dann hatte meine Mama einen Herzinfarkt und hat mich gebeten: Wenn ich kommen will, dann bitte jetzt.
„Ich denke oft: ‚Ist das ein ein Glück, dass ich hier sein kann'“
Alles ging quasi etwas Hals über Kopf?
Ja, alles ging ziemlich schnell. Ich war drei Jahre lang in Mannheim, wo es mir sehr gut gefallen hat. Sogar mit Aussicht auf einen Abteilungsleiterposten. Ich bin dann aber, wie gesagt, wieder heimgekommen – und habe es nie bereut. Natürlich hatte ich mir dort einen Freundeskreis aufgebaut, habe aber auch immer Kontakt zu meinen alten Schulfreunden gehalten. Die Rückkehr ist mir auch deshalb weniger schwer gefallen. Recht schnell bin ich dann Mutter von zwei Töchtern geworden und war in dieser Situation froh, dass ich bei meiner Familie sein konnte.
Und bist Du jetzt wieder so verwurzelt in Grafenau, dass Du es Dir hier auch langfristig vorstellen kannst?
Total! Wenn ich oben auf meiner Terrasse sitze, denke ich oft: ‚Ist das ein Glück, dass ich hier sein kann.‘ Ich hoffe wirklich, dass alles weiterhin gut funktioniert – auch mit der Finanzierung …
… denn so eine große Investition birgt ja auch ein gewisses Risiko.
Sicher, aber wir haben nicht risikoreich finanziert und eine Größenordnung gewählt, die wir gut überschauen können. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat man natürlich immer einen gewissen Respekt vor so einer Investition.
„Hoffentlich wird es noch mehr neue Geschäftsideen in Grafenau geben“
Siehst Du Dich als vorbildliche Unternehmerin, die etwas für die Zukunft der Stadt tun möchte?
Ja, wie gesagt: Ich habe es in erster Linie natürlich für uns gemacht. Aber für die Stadt wird es sicherlich auch ein positives Signal sein. Ich bekomme jedenfalls viele positive Rückmeldungen. Und hoffentlich wird es noch mehr neue Geschäftsideen in Grafenau geben.
Und Du zeigst damit auch, dass man als Grafenauer nicht sofort zum Garhammer nach Waldkirchen fahren muss, wenn man sich neu einkleiden möchte.
Ich freue mich auf jeden Fall, wenn jemand vorher bei uns vorbeischaut (schmunzelt).
Was gibt es denn Neues bei Euch?
Die offene Raumgestaltung wirkt viel freundlicher – und bis auf vier Umkleidekabinen ist nichts mehr so, wie es vorher war. Wir haben auch ein paar Marken mit dazugenommen, zum Beispiel ‚Campus‘ von Marc’O Polo, Jack&Jones oder Levi’s.
Was muss ein Modehaus heutzutage bieten, um auch Internetshopper für sich zu gewinnen?
Jemand, der bei uns einkauft, will professionelle Beratung, einen schönen Ladenbau, gutes Licht und die Sachen anfassen, die er kauft. Leute, die im Internet einkaufen, sind wahrscheinlich in erster Linie Schnäppchenjäger. Sicher gibt es auch diejenigen, die sich bei uns beraten lassen und dann im Internet kaufen. Aber das ist eine geringe Anzahl, die man verkraften kann. Manche Verbraucher überreißen jedoch noch gar nicht, was sie dem Einzelhandel damit antun – in der Elektrobranche ist das ja ganz schlimm … Kaufst Du denn im Internet?
„Logisch, dass ein T-Shirt für drei Euro nicht fair produziert sein kann“
In Sachen Mode versuche ich mich gerade auf nachhaltige Marken umzustellen – und kaufe vorrangig im Internet ein, da es leider noch kein ausreichendes Angebot bei uns in der Region dafür gibt. Kann ich in der Angelegenheit vielleicht bald zu Dir kommen?
Auf alle Fälle! Wenn Du mich nach einem meiner Lieblingslabels im Geschäft fragst, wäre das die Marke ‚Lanius‘. Die habe ich vor zwei Jahren auf der ‚Innatex‘ entdeckt: Sie ist ganz streng GOTS-zertifiziert und die Sachen sehen richtig schön aus. Eine weitere nachhaltige Marke bei uns ist ‚Consequent‘. Ich trage auch selbst ein paar Sachen davon und stelle fest, dass sich die Kleidung einfach anders anfühlt – viel angenehmer. Zunächst muss hier jedoch ein Umdenken auf Seiten der Verbraucher stattfinden. Es ist doch logisch, dass ein T-Shirt für drei Euro nicht fair produziert sein kann … Wir achten sehr darauf, ob unsere Lieferanten ihre Produktionsstätten kontrollieren lassen. Natürlich steht auch in vielen Kleidungsstücken ‚made in china‘ – aber China ist oftmals nicht gleich China …
„Ich versuche unseren Kunden dieses positive Gefühl zu vermitteln“
Dort ist’s inzwischen ja fast schon eine „faire“ Produktion im Vergleich zu Bangladesh oder Indien.
Stimmt. Wir haben ganz viele Kunden, die danach fragen oder selbst die Etiketten kontrollieren. Wir haben zum Beispiel nach einem Bericht über Daunen, die lebend gerupft werden, am nächsten Tag alle Firmen angerufen und uns Herkunftszertifikate schicken lassen. Genau das ist die Verantwortung, die wir als Händler haben. Aber der Kunde trägt mit seiner Kaufentscheidung genau so viel Verantwortung. Natürlich sind nachhaltig produzierte Kleidungsstücke teurer. Aber auch hier muss ein Umdenken stattfinden: dass man nicht ständig viele neue Sachen braucht, sondern vielleicht ein, zwei vernünftige.
Sehr vorbildlich, wie ich finde.
Das Lob muss ich gleich an meine Mama weitergeben, denn sie hat schon vor vielen Jahren damit angefangen, die Marke ‚Consequent‘ zu führen. Sie war es auch, die gesagt hat, wir müssen ganzheitlich umdenken. Seither beziehen wir auch regenerativen Strom.
Abschließende Frage: Welche Verbesserungen wünschst Du Dir für die Stadt Grafenau und ihre Bürger?
Ich denke, wir können viel verändern, wenn wir versuchen einfach ein bisschen leichter durchs Leben zu gehen und ein bisschen fröhlicher zu sein, denn: Wir haben es eigentlich total schön hier. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich durch den Laden gehe, an bestimmten Stellen vorbeikomme, an denen der Umbau besonders schwierig war und sehe, dass wir das alles geschafft haben. Dann bin ich stolz auf unsere Leistung und versuche unseren Kunden dieses positive Gefühl auch zu vermitteln. Junge Unternehmer gibt es ja so einige in Grafenau – und wird es auch weiterhin geben. So negativ sehe ich das alles gar nicht …
Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg für die Zukunft.
Interview: Nadine Vogl