Die Ikonen des deutschen Thrash Metals geben nicht auf! Sodom veröffentlicht mit „Epitome Of Torture“ (VÖ 26. April 2013, Stealhammer/SPV) bereits das 14. Album – in 31 Jahren Bandgeschichte. Jeder weiß: Wer aus dem Ruhrpott kommt, ist auch Schwerstarbeit gewohnt. Nur so lässt sich der unermüdliche Wille und Fleiß des Trios erklären. Sodom klingt auch im Jahr 2013 nach Old-School-Thrash. Die Zeit scheint dabei für Sänger und Bassist Tom Angelripper sowie Gitarrist Bernemann still gestanden zu sein. Technische Spielereien und Soundeffekte werden bewusst vermieden. Einzig Drummer Markus „Makka“ Freiwald musste als neues Mitglied an den Panzer-Sound herangeführt werden …
„Der Inbegriff der Folter“ – gnadenlos und hammerhart
Bereits der Titel der CD klingt mysteriös und angsteinflößend: Was um alles in der Welt heißt „Epitome Of Torture“ auf Deutsch, werden sich viele Fans fragen. Und man könnte es etwa mit „Der Inbegriff der Folter“ übersetzen. Feststeht: In den Texten geht es ganz sodomtypisch vorwiegend um Krieg und Gewalt. Tom schreit dabei was das Zeug hält – und brüllt seine Aggressionen und Abneigungen gegen derartige unmenschlichen Auswüchse frei heraus. Die Songs sind gnadenlos und hammerhart. Die Fans bekommen die brachialsten Sodom-Prügel geschmettert – genau so, wie sie es verdient haben.
Tom hätte auch das Talent zum Geschichtsprofessor gehabt
Der Song „Katjuscha“ handelt vom gleichnamigen russischen Raketenwerfer, über den Tom sagt: „Durch diese Waffe kamen mehr Menschen ums Leben als durch die Stalinorgel. Eine dermaßen verheerende Waffe mit einem Mädchennamen zu taufen ist genauso grotesk, wie der über Hiroshima abgeworfenen Atombombe den Codenamen ‚Little Boy‘ zu geben.“ Vor seiner Karriere als Musiker arbeitete Tom Angelripper unter Tage. Er hätte auch das Talent zum Geschichtsprofessor gehabt. Sein Expertenwissen in Sachen Kriegsführung und perversen Foltermethoden zeigt sich auch im Song „Waterboarding“, das nur auf der limitierten Version enthalten ist: „Man staunt immer wieder, wie – im negativen Sinne – erfindungsreich Menschen sein können, wenn es darum geht, andere zu quälen.“
Thrash-Metal hat keine Weiterentwicklung nötig
Es ist überraschend und schön zugleich, dass der Thrash-Metal keine Weiterentwicklung nötig hat. Eine Modernisierung des Sodom-Sounds wäre eher befremdlich und unglaubwürdig. Die Fans lieben Sodom. Sie sind die Kult-Band des deutschen Thrashs! Trotzdem findet man auf der neuen CD einige Songs wie „Cannibal“ oder „Tracing The Victim“, die mit leicht angezogener Handbremse daherrattern. Selbst so etwas wie eine Melodie kann man bei Toms Gebrüll erahnen. Dass der Sodom-Sänger mal von Motörhead oder Tank beeinflusst wurde, zeigt sich im Song „Into The Skies of War“.
Mit der neuen Scheibe schmettern uns die Ruhrpott-Metaler ihre Hass-Salven in brutaler und bitterböse Härte entgegen – die Fans müssen die Texte ja nicht verstehen … aber vielleicht sind ja auch russische Offiziere unter den Headbangern und werden zum Nachdenken angeregt. Denn die Katjuscha ist heute noch immer im Einsatz, wie Tom Angelripper erläutert. Genauso wie Sodom …
Jason Ditshej