Regensburg. Die Blues-Rocker von „3 Dayz Whizkey“ haben vergangenes Jahr mit ihrem Debüt-Album „The Devil And The Deep Blue Sea“ für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Tilo George „T.G.“ Copperfield (Solo-Gitarre), Myles Tyler (Gesang), Brad the Snake (Rhythmus-Gitarre), Captain Big Tony (Bass) und Little Chris (Drums) entfachen mit bluesig-dreckigen Sound ein wahres Südstaaten-Rock-Inferno, wie Hog’n-Musikexperte Jason Ditshej nach ersten Höreindrücken feststellen durfte.
Er hat sich mit Copperfield, dem Mastermind der Band, auf einen Plausch in dessen Regensburger Lieblingskneipe getroffen: Im „Ka5per“ gibt es angeblich den besten Whiskey der Stadt. Beste Voraussetzungen also für ein bluesiges Gespräch über „Teufelsmusik“, die Arbeit am aktuellen Album „Black Water“ – und die Bedeutung von Aberglauben für den Blues.
„Das ‚Z‘ ist unsere magische Antwort auf das ‚Ö‘ in Motörhead“
Tilo, wie seid Ihr auf den Namen „3 Dayz Whizkey“ gekommen? Und was hat’s mit dem „Z“ auf sich?
Unser Name leitet sich von unserer Vorliebe für Whiskey ab. Er hat damit zu tun, dass dieses Getränk wie kein anderes für die Musik steht, die wir spielen: Blues und Rock and Roll! Das ‚Z‘ ist unsere Antwort auf das ‚Ö‘ in Motörhead oder das ‚Ü‘ in Mötley Crüe. Es ist einfach ein magischer Rock-and-Roll-Buchstabe! (lacht)
Verstehe. Welche Sorte Whiskey mögt Ihr denn besonders gerne?
Wir sind absolute Fans von Maker’s Mark. Aber es gibt mittlerweile auch in Bayern zwei, drei echt geniale Whiskey-Marken. Liebhaber wissen bestimmt, was ich meine …
Und was hat es mit Euren Künstlernamen auf sich?
Naja, Sänger Myles Tyler ist Aerosmith-Fan und gibt Myles Kennedy als großen Einfluss an. Bassist Big Tony ist der große Bruder von Schlagzeuger Little Chris. Und Brad the Snake ist ein hungernder Musiker, mit einem Instinkt für den Blues wie eine Klapperschlange. Tilo und George sind meine beiden Namen – und „Copperfield“ kommt von meiner Vorliebe für die berühmte Romanfigur. Die Namen klingen gut – und wir können damit voll in die Musik abtauchen, die wir so sehr lieben.
„Wir sind keine weltfremden Musiker, die alles andere ausblenden“
Wie muss denn ein richtiger Blues-Rocker eigentlich aussehen?
Denim and Leather brought us all together – und das gilt nicht nur für Hard Rock und Heavy Metal! Außerdem kann eine Sonnenbrille auch nicht schaden …
Ist die Musik für Euch momentan eher Hobby – oder seid Ihr schon auf dem Sprung ins Rock-Business?
Unser Debütalbum ist schon ziemlich eingeschlagen. Trotzdem können wir noch nicht davon leben, obwohl die Musik unser Leben ist. Jeder von uns macht nebenbei noch was anderes – und das ist auch gut so. In unserer Musik geht es vor allem darum den Alltag hinter sich zu lassen, den Stress und die Sorgen zu vergessen. Wir müssen alle hart arbeiten und verlieren so auch nicht die Bodenhaftung, die gerade für den Blues und Rock and Roll so wichtig ist. Wir sind also keine weltfremden, abgehobenen Musiker, die alles andere ausblenden, was um sie herum passiert. Wir haben einfach Spaß auf der Bühne.
Wie seid Ihr zum Blues-Rock gekommen?
Unsere ersten Plattensammlungen bestanden hauptsächlich aus Alben von CCR, den Rolling Stones, Eric Clapton, Cream und so weiter. Ich bin mit der Musik aufgewachsen und habe mich in sie verliebt. Ebenso ging es wohl auch Big Tony und Little Chris, mit denen ich die Band gegründet habe. Sie sind mit Deep Purple, AC/DC und Aerosmith groß geworden. Brad ist ein absoluter Rockabilly-Spezialist und Myles würde wohl für Slash sein letztes Hemd hergeben. Wir wurden einfach musikalisch gut erzogen (lacht). Der Blues war immer mit uns. Mit 3 Dayz können wir unsere Leidenschaft voll und ganz ausleben – und unsere Art von Blues-Rock auf die Menschheit loslassen (nippt am Whiskey).
„Mit Respekt das Vermächtnis des Rock transportieren“
Drei von Euch stehen seit mehr als 15 Jahren gemeinsam auf der Bühne. Welche Art von Musik habt Ihr vor 3 Dayz Whizkey gemacht?
Tony, Chris und ich sind Schulfreunde und haben schon sehr viel miteinander durchgemacht. Wir verstehen uns musikalisch blind – sowohl auf der Bühne als auch im Studio. Das ist vor allem beim Blues-Rock sehr wichtig, weil es viel um Spontaneität und Improvisation geht. Die Bands, in denen wir bisher gemeinsam oder auch einzeln spielten, hatten immer was mit ‚American Music‘ zu tun: also mit Rockmusik, Jazz oder Ähnlichem. Das können wir offensichtlich am besten.
Welche musikalischen Vorbilder habt Ihr?
Alles, was wir hören, beeinflusst uns irgendwie. Angefangen von Chuck Berry über Muddy Waters bis AC/DC und Black Sabbath. Ich persönlich kann jeder Musik etwas abgewinnen, die mir im gewissen Sinne ehrlich erscheint. Das gilt sowohl für Songs als auch für Gitarristen. Man merkt, ob Musiker beim Spielen ihrer inneren Stimme folgen – oder nur einen Job erledigen. Letzteres ist mir persönlich zuwider. Brads Held ist wahrscheinlich Hound Dog Taylor, ich kann mich zurzeit sehr für Eric Clapton und Mike Campbell, den Gitarristen von Tom Pettys Heartbreakers, begeistern.
Wie läuft bei Euch das Songwriting ab?
Ich schreibe die Songs immer sehr schnell, um die Stimmung richtig einzufangen. Wenn man ewig an einer Idee rumbastelt, hat das oft keinen Sinn. Die Songs müssen auf einer Akustikgitarre funktionieren. Wenn ich sie der Band präsentiere, bete ich zu Gott, dass sie es gut finden (lacht).
Bayern-3-Moderator Tom Glas lobte Euch in den höchsten Tönen: ‚Neben Memphis gibt es nun auch eine zweite Heimat des Blues und Rock and Roll, nämlich Regensburg!‘ Seid Ihr denn überhaupt schon mal in Tennessee oder den Südstaaten gewesen?
Ja, wir waren alle schon in den USA. Tony und Chris haben in New York Bass und Schlagzeug studiert, Brad hat ein Faible für Los Angeles – und Myles hat sich dort auch schon eine Weile aufgehalten. Ich war in Tennessee auf den Spuren des Blues unterwegs – aber auch in Georgia, Lousiana, Alabama und Florida. Das hat mir sehr geholfen, ein noch tieferes Verständnis für die Tradition des Rock and Roll und dessen Ursprünge zu bekommen. Ein Vermächtnis, das wir mit unserer Musik auch weiter transportieren möchten – mit großem Respekt und Achtung vor den Meistern.
„Jeder Musiker, der behauptet nicht abergläubisch zu sein, lügt!“
„The Devil And The Deep Blue Sea“. Wohnt denn der Teufel in den Untiefen des Meeres?
Das Ganze ist etwas zweideutig: Wenn man ‚between the devil and the deep blue sea‘ ist, befindet man sich in einem Dilemma. Und in diesem Zwiespalt ist man als Musiker ja ständig. Außerdem wollten wir einen Album-Titel, der sich nach Meer und Freiheit anhört. Da Blues in den alten Zeiten immer als „the devil’s music“ bezeichnet wurde, passte das dann auch wie die Faust aufs Auge …
Erklär bitte mal, wie es zu dem Band-Logo gekommen ist, das das Cover Eurer ersten CD ziert.
Das ist unser furchterregender Devil (lacht). Ein befreundeter Künstler aus Straubing hat das Cover entworfen. Das Logo basiert auf einer uralten Seefahrer-Tätowierung. Die hatte den Zweck, böse Geister fern zu halten. Und in unserem Fall schreckt unser Kumpel einfach diejenigen Leute im CD-Regal ab, die keinen Rock and Roll mögen (lacht).
Eine interessante Cover-Version von Stevie Wonders Superstition hat’s auch auf Euer Debüt-Album geschafft. Da denkt man ja zunächst nicht unbedingt an Blues-Rock, oder?
Auf Superstition sind wir deshalb gekommen, weil einer unserer Lieblingsmusiker, Stevie Ray Vaughan, die Nummer ebenfalls im Programm hatte. Davon gibt es leider nur sehr rare Aufnahmen. Wir verstehen den Song als Tribut an einen unserer Helden, der leider viel zu früh von uns gegangen ist. Außerdem mag ich den Text. Jeder Musiker, der behauptet, nicht abergläubisch zu sein, lügt!
Highlight: Gastspiel in der legendären Bluesgarage Hannover
Euer Sound klingt authentisch und zeitgemäß. Trotzdem fühlt man sich in die 70er Jahre zurückversetzt. Was war damals besser als heute? Und was ist heute besser als damals?
Dadurch, dass es in den 70ern erheblich komplizierter war eine Platte aufzunehmen, wurde wahrscheinlich nicht gleich jeder Mist auf den Markt gespült. Das hat zu einer natürlichen Qualitätsauslese beigetragen – und war sicherlich als positiv zu werten. Das Produzieren und Verbreiten ist aufgrund des technischen Fortschritts enorm vereinfacht worden. Deswegen treiben sich heute Menschen im Musikgeschäft herum, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Ich denke: Früher war es auch einfacher live zu spielen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Leute jetzt wieder gerne Live-Musik hören wollen. Anscheinend hat sich rumgesprochen, dass man dabei ein einzigartiges, nie mehr reproduzierbares Erlebnis hat, von dem man lange zehren kann. Besser als Disco – übrigens auch eine diabolische Erfindung der 70er (lacht) …
3 Dayz Whizkey mit der inoffiziellen Hymne der Blues-Rock-Hauptstadt Chicago:
Welche Konzert-Highlights hattet Ihr bisher?
Besonders werden uns wohl immer unsere Support-Gigs für Kris Gray oder Henrik Freischlader in Erinnerung bleiben. Tolle, erfahrene Musiker, an denen man sich ein Beispiel nehmen kann. Unser Auftritt im Rockmuseum auf dem Olympiaturm war schon alleine wegen der Location außerordentlich. Aber das absolute Highlight unserer noch sehr jungen Bandgeschichte war unser Gastspiel in der legendären Bluesgarage in Hannover. Dort spielt man nur, wenn man persönlich eingeladen wird. Mann, ich habe im Backstageraum in dieselbe Toilette gepinkelt, wie schon Buddy Guy, Joe Bonamassa oder Kenny Wayne Shepherd.
„Spielen alle Stücke live ein – so machen richtige Männer Platten“
Momentan seid Ihr ja wieder im Studio, um Euer neues Album „Black Water“ aufzunehmen. Wie läuft’s denn so?
Im letzten Jahr hat sich einiges getan, wovon unser zweites Album sehr profitiert. Bei der ersten Scheibe waren wir noch zu dritt und haben bei jedem Song auf befreundete Gastsänger gesetzt. Um das alles aber auch live dementsprechend rüber zu bringen, haben wir Sänger Myles und Gitarrist Brad in die Band geholt. Die beiden sind dann auch zum ersten Mal auf einem 3-Dayz-Album zu hören -was schon mal einen sehr großen Unterschied darstellt. Ihre Persönlichkeiten sind einzigartig und sie verstehen und atmen die Musik genauso, wie wir uns das vorstellen.
Außerdem haben wir uns bei ‚Black Water‘ etwas mehr Zeit gelassen, weshalb wir jetzt schon sagen können, dass dieses Album dem Vorgänger in Sachen Songs, Arrangements und Liebe fürs Detail um Längen voraus sein wird – ohne dabei die Spontaneität einzubüßen, die den Erstling ausgemacht hat. Nach wie vor bauen wir darauf alle Stücke live einzuspielen, um den Moment so frisch wie möglich zu erhalten. So machen richtige Männer Platten.
Was erwartet uns beim neuen Album konkret?
‚Black Water‘ wird vor allem auch meine Eindrücke als Songwriter transportieren, die ich in den Südstaaten gesammelt habe. Neben klassischem Rock and Roll und Blues-Rock wird es auch einiges an Country zu hören geben. Thematisch ist es ein Album über Liebe, Rock and Roll, Gitarren und den Blues. Wie auf dem letzten Album werden wir auch unsere Leidenschaft für britische Blues-Rocker vom Schlage Led Zeppelin und Free ausleben – was uns mit einem Ausnahmesänger wie Myles umso besser gelingt. Es bleibt auf jeden Fall dreckig, wo es dreckig sein muss. Diesmal zeigen wir aber auch mal unsere ruhigere Seite.
Erfolgsrezept: „Wir versuchen erst gar nicht, ausgefallen zu sein“
Gerade die Regensburger Musikszene ist sehr vielfältig. Wie habt Ihr es trotz dieser Masse an Bands geschafft, dass Eure Scheibe bei vielen Radiosendern gespielt wird und Ihr auch überregional viele Gigs hattet?
Unser Erfolgsrezept ist es einfach gar nicht erst zu versuchen, besonders außergewöhnlich oder ausgefallen zu sein. Wir spielen nur das, was wir am besten können und auch am liebsten wollen. Ich habe bei vielen Bands das Gefühl, dass sie zuerst mal überlegen, mit was man sich denn am meisten von allen anderen absetzen könnte. Die Produktion von Big Tony ist natürlich auch ein wichtiger Grund dafür, dass die Scheibe im Radio akzeptiert wird. Es ist wichtig, dass man einen konkurrenzfähigen Sound hat. Und das haben wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen ausländischen Stationen geschafft – auch in den Staaten.
Die letzte CD, die ich mir zugelegt habe, war das neueste Album des australischen Blues-Rockers VDELLI. Ansonsten höre ich mir sehr viele aktuelle Classic-Rock- und Blues-Produktionen an – rein aus Interesse und aufgrund meiner unheilbaren Musiksucht … Meine Wohnung sieht aus wie die CD-Abteilung bei Media Markt – nur ohne die Schlagerabteilung (lacht).
Gibt’s denn auch etwas, was Euch an der aktuellen Musikszene besonders stört?
Es gibt Dinge, die mich allgmein an Menschen stören: Arroganz, Faulheit, Machtgehabe, Unhöflichkeit und schlechte Manieren. Man trifft in der Szene natürlich auch auf Leute mit diesen Eigenschaften. Und dann kann man ja selbst entscheiden, ob man mit den Leuten zusammenarbeiten möchte oder nicht. Zudem sind wir in der glücklichen Lage eine tolle Band aus Freunden zu sein, bei der jeder alles für jeden gibt. Das macht es für uns leichter, sich als verschworene Gang gegen alle Widrigkeiten des Business durchzuschlagen. Einer für alle, alle für einen!
Ist Euch im Studio oder bei einem Gig schon mal was extrem Peinliches passiert?
Uns passieren ständig tausend Sachen … Die meisten haben mit Alkohol – vor allem mit Whiskey – zu tun und sind nicht gerade jugendfrei. Also lass ich mich darüber lieber nicht aus (lacht).
Danke für das Interview, Mr. T.G. Copperfield! Keep on rockin‘ …
Ich bedanke mich für das nette Interview, den Whiskey und: May the Blues be with you!
Interview: Jason Ditshej