Neuschönau. Das Braunbärengehege mit seinen fünf Bewohnern gehört zu den beliebtesten Attraktionen im Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Lusen. Drei Generationen Braunbären leben in der Anlage. Der jüngste Zuwachs wurde im Januar 2010 in einer von der Mutter selbst gegrabenen Höhle geboren – und wuchs in Gesellschaft von Vater und Großmutter heran. „Schnell haben die Besucher die Jungbären in ihr Herz geschlossen – und Fotografen aus ganz Europa in das Tier-Freigelände gelockt“, teilt die Nationalparkverwaltung in ihrer Pressemeldung mit. „Nun dreijährig, sind aus den Bären richtige Halbstarke geworden. Damit es nicht zu Konflikten in der Gruppe kommt, war es an der Zeit, den beiden eine neue Heimat zu vermitteln.“ Der Leiter des Freigeländes, Tierarzt Dr. Dennis Müller, hat diese neue Heimat im Zoo der Stadt Hoyerswerda für die beiden gefunden.
Verspielt sind sie gerne mal, die Braunbären im Tier-Freigelände Neuschönau:
Zuerst „mit Süßem“ gelockt – und dann von Dr. Müller narkotisiert
Dort konnte mit Hilfe von Spendengeldern des Zoovereins eine neue Anlage gebaut werden, in der „unsere Jungs graben, klettern und baden können – ganz wie in ihrer alten Heimat“. Der Zoo und die Stadt Hoyerswerda (Landkreis Bautzen) erwarten die beiden bereits sehnsüchtig und veranstalten am 5. Mai, nach einer dreiwöchigen Eingewöhnungszeit, „ein ganztägiges Spektakel zur Neueröffnung der Anlage“.
Die Umzugsaktion wurde von Beginn an durch Dr. Müller tiermedizinisch betreut. Die beiden Bären wurden zunächst „mit Süßem“ in das Abtrenngehege gelockt und dort von Dr. Müller in Narkose versetzt. In die speziellen Transportkisten wurden sie dann von den Tierpflegern gebracht. Die anschließende Reise nach Hoyerswerda wurde von Dr. Müller erst freigegeben, nachdem sie wieder erwacht waren und feststand, dass sie die Narkose gut überstanden hatten. „Bleibt uns nur noch, den beiden Braunbären eine gute Reise und der Stadt Hoyerswerda viel Freude mit ihnen zu wünschen“, heißt es weiter in der Pressemeldung.
Fortpflanzungsmanagement, um weiteren Nachwuchs zu verhindern
Die letzten wild lebenden Populationen der Braunbären in Deutschland hielten sich im Bayerischen Wald und in den Alpen noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1835 wurde der vorerst letzte Braunbär in Ruhpolding erlegt. Ähnlich verhielt es sich auch mit den übrigen Braunbär-Populationen Mittel- und Westeuropas. Heute gibt es in Europa nur noch wenige gesicherte Vorkommen: vor allem in Skandinavien, Rumänien, der Slowakei und auf dem Balkan. Die nächstgelegenen gesicherten Vorkommen befinden sich in Slowenien und Norditalien im Naturpark Adamello-Brenta. Aus der norditalienischen Population stammte auch der als „Problem-Bär Bruno“ bekannt gewordene, erste wild-lebende Braunbär Deutschlands seit seiner Ausrottung im Jahre 1835.
In Zoologischen Gärten seien Braunbären dankbare Pfleglinge, so heißt es. „Sie werden nur selten krank und haben – im Gegensatz zu ihren in freier Natur nur selten über zehn Jahre alt werdenden Artgenossen – Lebenserwartungen von bis zu 40 Jahren und mehr. Sie vermehren sich – wenn man sie lässt – sehr gut. So ist die Zoo-Population derzeit recht groß und es ist schwer geworden für eigene Nachzuchten neue, geeignete Halter zu finden.“ Daher werde im Tier-Freigelände derzeit auch ein striktes Fortpflanzungsmanagement betrieben, das weiteren Nachwuchs verhindert. „Umso erfreulicher ist es, dass unsere beiden Jungbären nun erfolgreich an einen vorbildlichen Halter vermittelt werden konnten.“
da Hog’n
Sehr geerhter Herr Hörhammer,
der Zoo Hoyerswerda – ein vorbildlicher Halter von Bären? Kennen Sie überhaupt diese „braune“ Stadt und den Zoo??? Meine Schlußfolgerung: nein, denn ansonsten hätten Sie diesen Text so nicht verfassen können. Erst im Jahr 2012 wurde eine neue Bärenanlage gebaut (ein Anlage für neue Pinguine und ein Restaurant aus Tropenholz, was inzwischen bereits wieder geschlossen hat, waren den Zuständigen weitaus wichtiger als eine ordentliche Bärenanlage!!!) Viele Jahre wurden jährlich Bärenkinder „produziert“, über deren Verbleib der auch so vorbildliche Zoodirektor keine Aussage treffen kann. Die altere Bärin Jane wurde dann im Januar nach Bischofswerda „abgeschoben“, wo sie sich mit dem dortigen Bären leider nicht verträgt. Und 40 Jahre ist in diesem Zoo noch kein Bär geworden.
Die Stadt und der Zoo Hoyerswerda haben über die Neuankömmlinge kein Geheimnis gemacht, im Gegensatz zu Herrn Dr. Müller. Denn die Mitarbeiter hatten ein Verbot über die Abgabe nach Hoyerswerda zu sprechen, so wurde es mir zumibndest von 3 Mitarbeiterinnen im Hans.-Eisenmann-Haus telefonisch mitgeteilt. Warum wohl?
Ja, auch ich habe die Bärenjungen ins Herz geschlossen und hätte ihnen zumindest ein Leben in einem Bärenpark gewünscht (ich weiß, daß die Unterbringengen nicht so einfach und teuer sind, aber Tierfreunde können oft vieles ermöglichen).
Ich werde wohl in meinem Leben das Tiefreigehege aus diesem Grund nicht mehr betreten.
Tia
Sehr geehrte Tia,
der Artikel wurde nicht von Redakteur Stephan Hörhammer selbst verfasst, sondern lediglich als Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung von ihm veröffentlicht. Dass es sich um eine Pressemitteilung des Nationalparks handelt, ist auch im Text so gekennzeichnet.
Jedenfalls vielen Dank für Ihren Kommentar und die darin enthaltenen Informationen, die es mit Sicherheit Wert sind, ihnen nochmals genauer nachzugehen.
da Hog’n
Schade! Also doch alles nur Fassade im Nationalpark Bayerischer Wald! Da werden noch „Friede-Freude-Heiterkeit – ach ja, die Natur ist ja so schön“ Berichte an die Öffentlichkeit gegeben, aber in Wirklichkeit werden die soooo naturnah gehaltenen Tiere dann doch auch in einen „normalen“ deutschen Zoo abgeschoben, wo die Haltungsbedingungen zweifelhaft sind.
Die Bären haben ja Ihre Arbeit im Tierfreigelände erfüllt. Tausende von Fotografen haben „Naturbilder“ geschossen, auf denen keine störenden Stacheldrähte, Betonbauten, etc. zu sehen sind. Natur pur – oder doch alles nur Fassade.
Wenn ich in einen Zoo oder Animal Amusement Park geh, weiß ich wenigstens was Sache ist, wenn ich Tiere in unzureichenden Gehegen mit Verhaltensstörungen sehe. Beim Nationalpark muss ich erst einen Kommentar beim Hog’n lesen um hinter die Fassade blicken zu können.
Liebe Leser,
die zum Teil braune Gesinnung der Stadt Hoyerswerda und ein in der Vergangenheit (im übrigen in allen deutschen Zoos) nicht praktiziertes Fortpflangsmanagement stehen ja wohl in keinem Zusammenhang zu der neuen vernüftigen Haltung unter neuer Leitung im Zoo. Eine artgerechte Haltung erfüllt der Zoo mit dem Neubau seiner Anlage sehr wohl. Die Tiere können ausgiebig baden, haben Naturboden zum graben und Versteck- und Klettermöglichkeiten. Für Stadtzoobedingungen ist diese Anlage vorbildich.
Die erwähnte Grizzlybärin wurde indes auch nicht einfach abgeschoben, sondern an einem Halter vermittelt, der die in europäischen Zoos selten gehaltenen Grizzlybärin noch hält.
Ein Geheimnis um die Vermittlung habe ich auch nie gemacht. Meine Mitarbeiter wurden entsprechend informiert, wir haben den Zoo stets mit Informationen versorgt und selber eine Pressemitteilung zur Vermittlung der Bärenjungen geschaltet. Lediglich der exakte Termin wurde nicht bekanntgegeben, um am eigentlichen Transporttag durch zusätzliche Besucher keine unnötige Beunruhigungen zu verursachen und störungsarm arbeiten zu können. Das Tier-Freigelände und auch das Bärengehege waren jedoch die ganze Zeit über zugänglich.
Auch die viel gerühmten Bärenparks haben lediglich begrenzte Kapazitäten. Ich habe bei mehreren Anlagen angefragt, jedoch keinen Platz für die beiden gefunden.
Abschließend möchte ich noch einen Kommentar zu unserem Fortpflanzungsmanagement abgeben. Ich lasse derzeit keine Nachzucht bei Beutegreifern zu, solange ich für die Jungtiere nicht bereits im Vorfeld ein geeignetes zu Hause gefunden habe. Dies gilt insbesondere für die Bären. Wir zielen nicht auf hohe Besucherzahlen im Tier-Freigelände, sonders auf Umweltbildung und Erholung. Daher erheben wir auch keine Eintrittsgebühren (und profitieren im engeren Sinne daher auch nicht von den beliebten Jungtieren). Die Nachzucht der beiden war auch nicht geplant, sondern hat alle beteiligten überrascht. Die Eltern waren zu dem Trächtigkeitszeitpunkt noch jung und daher wurde auf Kontrazeptiva leider noch verzichtet.
Ich hoffe, dass ich mehr Einblicke in die Situation geben konnte,
mit freundlichen Grüßen
Dr. Dennis Müller
Leiter der Tier-Freigelände im Nationalpark Bayerischer Wald