“Transitions” ist bereits das vierte Studioalbum, das die schwedischen Indie-Rocker Johnossi Ende März auf den Markt gebracht haben. “Johnossi” setzt sich aus den Namen der beiden Bandmitglieder John Engelbert (Gesang, Gitarre) und Oskar “Ossi” Bonde (Schlagzeug) zusammen. Mit den beiden hat es ein weiterer IKEA-Export geschafft, auf dem Festland für Furore zu sorgen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich die Skandinavier als Duo eine beachtliche Fanbase erspielt haben.
Dies ist ja durchaus nichts Ungewöhnliches, wenn man etwa die White Stripes betrachtet. Mit dem einstigen Ehepaar White werden Johnossi deshalb auch oft verglichen. Im Netz macht der Witz die Runde, der Unterschied zwischen Johnossi und den White Stripes sei der, dass Ossi im Vergleich zu Meg White Schlagzeug spielen könne. Es war einfach purer Zufall, dass es Johnossi nur als Duo gibt. Immerhin sind beide gute Kumpels und Ossi erklärt: “John und ich, gemeinsam gegen den Rest der Welt, so einfach ist das. Ein Ende ist da nicht in Sicht.”
John verarbeitet in seinen Texten seine persönlichen Ängste
Die jungen Schweden setzen auch beim vierten Album auf eingängige Melodien und dreckigen Gitarrensound. Johns rauchige, durchdringende Stimme ist der eigentliche Star der Band. Aber getreu dem Titel “Transitions” gibt’s diesmal was Neues: Keyboards ergänzen den Pop-Rock der Stockholmer. Keine Angst! Die Tastensounds sind teilweise so rudimentär eingesetzt, dass man die Band nicht um einen Pianisten zum Trio erweitern musste. Man könnte sogar den Sinn der Hinzunahme dieses Instruments hinterfragen …
Johnossi machen deutlich, dass vieles in ihrem Leben gerade im Wandel, im Übergang sei. Es beginne etwas Neues, und da müsse man etwas anderes zurücklassen. Das Neue offenbart sich nun mit simplen Keys, sogar Streicher kommen zum Einsatz. Sind der Band vielleicht die Ideen ausgegangen? Man dachte sich offensichtlich, neue Soundexperimente könnten dieses Dilemma etwas retuschieren.
John verarbeitet in seinen Texten seine persönlichen Ängste, die er in der Zeit nach dem dritten Album “Mavericks” hatte. Warum existieren wir überhaupt? Wie sehr werden wir von dem beeinflusst, was um uns herum passiert? Diese Verwirrtheit spiegelt sich auch in vielen Songs wieder. Und dennoch fügt Ossi hinzu: “Wir versuchen das meiste, was in unserem Leben zurzeit passiert, zu bejahen.”
Da ist man froh, dass sich doch noch ein interessanter Titel findet
“Into The Wild” eröffnet den ganzen Umbruch. Mehr als sechs Minuten lang jammert John über immer denselben beiden Akkorden in selbstbemitleidender Art. Wer dies durchhält, kommt mit dem zweiten Track gleich in den Genuss des besten Songs auf der Scheibe: “Gone Forever” hat einfach alles, was ein guter Hit haben muss. Ein bisschen 80s-Style von Bloc Party, ein bisschen Power und Härte der Foo Fighters und ein bisschen Rock’n’Roll von Mando Diao. Der hymnenartige Chorus macht diesen Song zu einem der größten Live-Momente auf Johnossi-Konzerten. Die restlichen Songs sind vor allem für Fans des Indie-Rocks geeignet, die zwischendurch mal was anderes hören wollen. Bei “Alone Now” zeigt uns John, dass er nun auch richtig fette Gitarrensounds auf Lager hat. Der nicht so textsichere Hörer könnte sich mit dem “Oh-Oh-Oh” bei “E.M.” anfreunden. Und weil sich das so gut ins Hirn einbrennt, gibt’s denselben Mitgröhl-Ruf auch gleich beim nächsten Titel “Everywhere (Without You Man)”.
“Bull Bear” klingt schließlich wirklich wie ein Mando-Diao-Song. Da ist man froh, dass sich auf der Scheibe doch noch so ein interessanter und abwechslungsreicher Titel wie “Seventeen” finden lässt: Der Song ist schwer einzuordnen. Er ist zugleich der härteste auf der Scheibe, obwohl er sich auch markanter und spaciger Synth-Sounds bedient. Gegen Ende überschreitet er sogar die Grenze zum Metal-Core. Wenn man dann wieder wach geworden ist, glaubt man kaum, dass das jetzt noch Johnossi ist. Das war’s dann schon mit der “Wandlung”. Eine echte Weiterentwicklung sieht anders aus.
Jason Ditshej
Ey!
Eigentlich lustiger Artikel! Aber Into the wild is doch n hammer Song! Er wartet lang bis er loslegt – im Gegensatz zu jedem Radiosong, wo ums Verecken spätestens nach 2min schon alles erzählt sein muss. Und 6min auf 2 Chords sich alles vom Herzen brüllen und Spannung zu bewahren ist ziemlich gekonnt! Selbstmitleid oder nicht, who cares?! Jeder MusikerIn singt über das, was ihn/sie beschäftigt.
Yeah, find auch nicht alle Song ultra, aber immerhin 3 echt schicke Songs!