Waldkirchen. Samstag ist Lobo-Tag – für viele Jugendliche aus der Region ist dieser Satz Gesetz. Der Disko-Komplex in der Nähe von Waldkirchen lockt jedes Wochenende rund 2.000 Feierwütige an – und das seit nunmehr 17 Jahren. Die Eigentümer Herbert Weber, Josef Ammerl, Norbert Schmöller und Günter Fuchs ziehen seit 1996 im Hintergrund die Fäden – und sind auch während der Öffnungszeiten immer vor Ort anzutreffen. Gemütlich in der „Mexican Bar“ sitzend, blicken Herbert Weber (57) und Josef Ammerl (56) auf die Geschichte der Diskothek zurück. Außerdem sprechen sie über das Jugendschutzgesetz, über die GEMA und über Gastauftritte von Star-Acts wie DJ Rene Rodrigezz oder R.I.O.
Am 20. April endet die Disko-Saison. Seid Ihr zufrieden mit den Besucherzahlen?
Herbert Weber: Ja. Es lief besser als die Saison zuvor. Wir hatten große Events mit vielen Besuchern. Los ging’s zum Beispiel gleich am 15. August mit dem Live-Act von R.I.O.
Bilanz der Wintersaison: „Es lief besser als die Saison zuvor“
Es gibt ja immer wieder Gerüchte, dass es um das Lobo finanziell nicht so gut bestellt sein soll. Ist da was dran?
Josef Ammerl: Nein, überhaupt nicht.
Der Samstag ist der einzige Tag, an dem Ihr geöffnet habt. War das schon immer so?
Herbert: Das hat sich in allen Großraum-Diskos so entwickelt – auch im Vulcano in Aicha v.W. und im Nightlight in Innernzell.
Josef: Durch das Internet haben sich die Weggeh-Gewohnheiten verändert – die Jugendlichen spielen jetzt mehr Computer als früher.
… und es reicht, einmal in der Woche offen zu haben?
Josef: Da wir keine Schulden mehr zu tilgen und keine Pacht mehr zu zahlen haben, reicht es. Wir kommen gut über die Runden.
Wie viele Besucher kommen denn regelmäßig vorbei?
Herbert: An guten Tagen sind es bis zu 2.000.
… aus allen Himmelsrichtungen?
Herbert: Vor ein paar Jahren sind immer wieder Leute aus Landau gekommen, vom Alcatraz (lacht), das es ja schon länger nicht mehr gibt. Es ist wichtig ein großes Einzugsgebiet zu haben – allein mit Besuchern aus dem Landkreis bekommen wir die Disko nicht voll. Es sind zum Beispiel viele Deggendorfer da, aber auch einige aus Österreich.
Im November 1996 ist das Lobo in der Kittl-Säge eröffnet worden
Wie seid Ihr damals eigentlich auf Idee mit den Bezahl-Karten im Lobo gekommen?
Josef: Die gibt es bei uns schon seit 20 Jahren. Als erste Disko im Umkreis hatte das Palm Beach in Freyung die Karten eingeführt. Uns machte dann eine Firma aus Trier auf dieses System aufmerksam. Vom Controlling her sind die Karten einfach besser als Bargeld – und auch der Gast kann schneller bedient werden. Die Service-Kräfte bekommen zwar kein Trinkgeld – dafür machen sie aber mehr Umsatz.
Herbert: Wir sprechen auch immer wieder mit unserem Personal – und denen ist die Karte lieber als Bargeld, obwohl sie dann, wie Josef gerade gesagt hat, eben kein Trinkgeld bekommen.
Seit 17 Jahren gibt es das Lobo nun. Wie hat sich Euer Disko-Projekt Lobo entwickelt?
Herbert: Los ging’s im ehemaligen Waldkirchener Bahnhofslokal, das 1979 zum ‚Climax‘ umgebaut worden ist. Das haben Bepp und ich vom damaligen Betreiber 1986 übernommen und unter dem Namen ‚Joy‘ bis zum Ende des Pachtvertrages 1996 weitergeführt – obwohl es in einem Wohngebiet lag.
Womit natürlich die Stadtverwaltung nicht ganz einverstanden war …
Herbert: … naja, es wurde geduldet. Die Voraussetzung: Wenn es einen besseren Standort gibt, müssen wir an diesem eine Disko bauen. Hier in der Kittl-Säge ist dann 1996 eine Fläche ausgeschrieben worden – und Josef Höppler, damals noch zweiter Bürgermeister, hat mich damals darauf aufmerksam gemacht. Sofort habe ich eine Bauvoranfrage gestellt. Und nachdem die Zufahrtsstraße von Manzing her errichtet worden ist, konnten wir mit dem Bau beginnen. Im November ’96 ist das Lobo dann eröffnet worden – mit Norbert Schmöller und Günter Fuchs sind gleich noch zwei weitere Betreiber dazugekommen.
„Ein großer Meilenstein war die Eröffnung des La Quinta“
Und so ist die Discothek nach und nach erweitert worden.
Josef: Wo früher das Bistro war, ist jetzt die ‚Rockbar‘ – und die ehemalige Spielhalle wurde in die ‚Mexican Bar‘ umgewandelt. Es hat sich schon einiges geändert hier drinnen (schmunzelt und lässt den Blick schweifen).
Eine richtig positive Entwicklung also aus Eurer Sicht?
Josef: Es gibt schon einige Sachen, die wir uns nie so erwartet hätten … negativ ist beispielsweise die Entwicklung der Öffnungszeiten – früher hatten wir eben von Mittwoch bis Sonntag Betrieb.
Herbert: Ein großer Meilenstein war zweifelsohne die Eröffnung des ‚La Quinta‘ im Jahr 2002. Die erste Generation der Lobo-Besucher hält sich dort sehr gerne auf – währenddessen ihre Kinder im Lobo abtanzen. Wir sind mittlerweile eine richtige Familien-Disko geworden (lacht).
„Es ist sehr schwer heutzutage, eine Großraumdisko zu füllen“
Wo würdet Ihr Euch im Vergleich zum Vulcano und zum Nightlight einordnen?
Josef: Ich denke, wir liegen auf Augenhöhe. Wir respektieren die Geschäftsführung der anderen Diskos. Das sind alles super-geführte Läden – und somit ein Image-Gewinn für die ganze Region.
Herbert: Das Nightlight hat uns viele Grafenauer Gäste genommen. Die Innernzeller Disko ist auch schön und gut geführt. Generell kann man sagen, dass heutzutage sehr schwer ist eine Großraumdisko voll zu bekommen – da braucht man einfach laufend irgendwelche Highlights.
Immer wieder gibt es im Lobo Schlägereien. Wie versucht man dem entgegenzuwirken?
Josef: Da wird so manches aufgebauscht – meist sind es nur kleine Rangeleien. Wir haben eine hauseigene Security, die die Lage so gut wie immer im Griff hat.
Auch das Thema Jugendschutz wird immer wieder heiß diskutiert.
Josef: Es ist schwieriger geworden die Vorgaben zu kontrollieren, weil wir keine Ausweise mehr einsammeln dürfen – jetzt müssen wir schon am Eingang besser aufpassen. Inzwischen gibt es ja auch die Aufsichtspflichtübertragung. Da reicht dann eine Unterschrift der Eltern – und die Jugendlichen dürfen mit einer volljährigen Begleitperson auch nach 0 Uhr in der Disko bleiben.
Nimmt man es nicht sogar wegen des Geschäfts manchmal in Kauf, Strafen bezahlen zu müssen?
Herbert: Nein, weil man bei Verstößen gleich ein paar tausend Euro los wird – irgendwann hätte das auch den Konzessions-Entzug zur Folge. Das ganze Jugendschutzgesetz ist meiner Meinung nach inzwischen veraltet, was ich dem Jugendamt schon häufiger mitgeteilt habe. In Österreich dürfen 14- bis 16-Jährige bis 0 Uhr bleiben (überlegt). Gut, das wäre übertrieben – aber dennoch muss einiges überarbeitet werden …
Josef: Jetzt kommen die Jugendlichen nach dem ‚Vorglühen‘ betrunken zu uns – und konsumieren hier eigentlich nicht mehr so viel. Kommt dann die Polizei, sagen sie, dass sie bei uns Schnaps ausgeschenkt bekommen haben, weil sie ihre eigene Hütte oder ihren Treff nicht verraten wollen …
„Früher ist mehr Bier getrunken worden – nicht so viel Schnaps“
Inwiefern haben sich die Gewohnheiten der Diskobesucher in den letzten Jahrzehnten noch verändert?
Herbert: In Sachen Autofahren in Verbindung mit Alkohol sind sie vorsichtiger geworden. Das sieht man an den vielen Taxis, die mittlerweile samstags bei uns vor der Tür stehen.
Josef: Negativ entwickelt hat sich, dass die Jugendlichen heute härtere Sachen konsumieren, vor allem Mix-Getränke. Früher ist viel mehr Bier getrunken worden – und das ist nicht ganz so schlimm wie Schnaps …
Ein weiterer Dorn im Auge wird sicherlich die GEMA sein …
Josef: Anfangs war das ein großer Aufreger, ja. Mittlerweile hat sich das Ganze aber wieder etwas beruhigt, weil es nicht ganz so schlimm gekommen ist wie befürchtet – letztlich hat es nur eine moderate Tarif-Erhöhung gegeben.
Viel Geld werden auch Gastauftritte wie der von DJ Rene Rodrigezz kosten. Wie gewinnt man solche Stars für seine Disko?
Herbert: Über Agenturen kommt man relativ einfach an diese Leute ran. Man muss jedoch schon weit im Voraus planen, um sie dann auch tatsächlich zu bekommen. Bei Rene Rodrigezz zum Beispiel haben wir uns darauf geeinigt, dass er pro Saison dreimal bei uns auflegt.
Kommen wir zum Ende des Interviews: Wo seht Ihr das Lobo in zehn Jahren?
Herbert: Ich denke, wir sind auf einem guten Weg (lacht).
Josef: Diskos wird es nach wie vor geben, allerdings mit weniger Besuchern. Der demographische Wandel macht auch vor uns nicht Halt.
„Größere Neuerungen im Lobo sind demnächst nicht geplant“
Herbert: Unser großer Vorteil: Alles ist abbezahlt und uns gehört das komplette Areal.
Sind demnächst rund um das Lobo größere Veränderungen geplant?
Josef: Renoviert wird laufend hier. Größere Neuerungen sind aber nicht in Planung.
Gibt es neben dem Lobo weitere Projekte, die Ihr momentan am Laufen habt?
Herbert: Ich mache noch das Volksfest in Waldkirchen und betreibe die Bienenkörbe in Straubing und Deggendorf. Früher hatten wir noch das ‚Alabama‘ und das ‚Dream‘.
Heißt also: Party rund um die Uhr?
Herbert: So kann man es sagen (lacht). Wir sind eigentlich immer da, wenn geöffnet ist.
Vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit genommen habt.
Interview: Helmut Weigerstorfer