Der sonntägliche Gang zum Gottesdienst wird seltener: Immer weniger Familien lassen sich in der Kirche blicken – auch wenn sie ihr qua Glaubensbekenntnis angehören. Nur an katholischen Feiertagen und Hochfesten sind die Gotteshäuser meist noch gut gefüllt – und bei „Events“ wie Erstkommunion oder Firmung. Doch was tun gegen leere Kirchen und abtrünnige Gläubige? Wie jüngst in der Zeitung zu lesen war, will der Pfarrverband Waldkirchen dem negativen Trend nun entgegenwirken – und setzt beim Sakrament der Eucharistie an: Wer künftig zur Erstkommunion zugelassen werden will, muss vorher mindestens zehn Gottesdienste besucht haben. Die Teilnahme muss sich das Kommunionkind dabei mit einem Stempel in einem Pass bestätigen lassen.
Per Stempelheftchen zur Erstkommunion – notwendiges Übel oder ein weiteres Fettnäpfchen einer immer basisfremderen Kirchenpolitik? Eure Hog’n-Redakteure Stephan Hörhammer und Dike Attenbrunner sind mal wieder geteilter Meinung …
„Stempel-Systeme kannte ich bisher nur vom Döner-Laden“
Attenbrunner: Also ich finde die Idee gar nicht so verkehrt. Die Erstkommunion ist ein reines ‚Geschenke-Event‘ geworden! Die Kinder sind doch nur noch mit ihren Eltern am verhandeln, ob sie nun Handy, Laptop oder Fernseher bekommen. Das hat mit Religion wirklich nichts mehr zu tun.
Wenn sich die Buben und Mädchen nicht für die Kirche interessieren und ihnen die Erstkommunion an sich nichts bedeutet, sollen sie dem Gotteshaus doch einfach fernbleiben. Aber wenn sie ein Teil der Kirchengemeinschaft werden wollen, dann sollten sie auch die Gottesdienste regelmäßig besuchen – und vielleicht bringt ein Stempel-System die Kinder ja dazu, sich wieder mehr auf die wesentliche Bedeutung der Erstkommunion zu besinnen …
Hörhammer: Stempel-Systeme kannte ich bisher ehrlich gesagt nur vom Döner-Laden oder Pizza-Service – bei der zehnten Bestellung gibt’s eine Pizza gratis … analog zum gestempelten Kinder-Kirchgang gibt’s dann künftig vielleicht nach den ersten zehn Besuchen eine Gratis-Hostie obendrauf … oder wie muss ich mir das vorstellen?!
Nein, im Ernst: Wenn dem Auslaufmodell ‚Kirche‘ echt keine anderen Mittel mehr zur Verfügung stehen, als die angehenden ‚Stempel-Christen‘ über ein Kontroll-System an sich zu binden, dann ist das mehr als obskur. Das erinnert mich gerade ein bisschen an den Ablasshandel aus dem Mittelalter: Du zahlst so und so viel an die Kirche, dann werden dir deine Sünden im Jenseits vergeben – und alles wird gut …
Es ist einfach nur traurig – und passt wunderbar zum sich mehr und mehr verschlechternden Image dieser zum Scheitern verurteilten und alles andere als zeitgemäßen Institution. Mich würde mal interessieren, welche PR-Abteilung hinter dem Kirchen-Konzern steckt – die ist ja mehr als austauschbar und lässt so gut wie kein Fettnäpfchen aus, um sich noch fragwürdiger und weltfremder zu machen …
Die Begriffe „Stempel-System“ und „freiwillig“ schließen sich aus
Attenbrunner: Stephan, das mit dem Ablasshandel ist jetzt aber sehr weit hergeholt! Es geht hier ja nicht um Sündenerlass oder ähnliches. Es geht einfach nur darum den Kindern bewusst zu machen, dass mehr dazu gehört ein Katholik zu sein, als nur bei der Erstkommunion brav seine Hostie zu schlucken – und danach die Geschenke einzukassieren.
Wer wirklich zur katholischen Kirche dazu gehören möchte, der muss sich auch an der Gemeinschaft beteiligen. Viele Eltern sind nur noch an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern in der Kirche – aus Pflichtgefühl oder ‚weil sich das so gehört‘. Und die Kinder schauen sich dieses Verhalten natürlich ab. Wer weiß: Vielleicht bringt das Stempel-System den ein oder anderen dazu, künftig freiwillig in die Kirche zu gehen?!
Hörhammer: Dike, Dir ist schon bewusst, was Du da gerade gesagt hast? Die Begriffe ‚Stempel-System‘ und ‚freiwillig‘ schließen sich doch von vorneherein aus. Das ist ein krasser Widerspruch! Eine Antithese. Ein Oxymoron. So wie „schwarze Milch“.
Ohne Übertreibung: Was soll an diesem System freiwillig sein? Da geht es ums gezwungen werden. Um ein Müssen, nicht um ein Wollen. Um ein ‚Erst wenn Du – dann darfst Du‘. Die Grundschüler MÜSSEN ja mindestens zehn Gottesdienste besuchen, um überhaupt zur Erstkommunion zugelassen zu werden, heißt es. Jetzt drängt sich grad der Begriff ‚Zulassungsstelle‘ in meine Gehirnwindungen. Und TÜV. Und Hauptuntersuchung. Aber ich hör‘ eh schon wieder auf …
Was hat das alles noch mit Glauben zu tun? Ganz unabhängig von der Frage, ob die halbwüchsigen Diener Gottes überhaupt schon intellektuell in der Lage sind, sich für oder gegen eine bewusste Zugehörigkeit zur katholische Kirche zu entscheiden … Meiner Meinung nach steht definitiv fest: Zwang ist nicht der richtige Weg, die verlorenen Schäfchen wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen zu locken …
„Hat sich die Kirche die Misere selbst eingebrockt?“
Attenbrunner: Naja, von Zwang kann keine Rede sein. Immerhin behauptet keiner der Kirchenvorsteher explizit, dass ein Kind nicht zur Erstkommunion zugelassen wird, wenn es das Stempelheftchen nicht vollgemacht hat … das würde sich ja sowieso keiner trauen.
Aber ich stimme Dir zu: Die Kinder glauben, dass sie müssen. Und keiner sagt direkt, dass dem nicht so ist. Sehr unterschwellig, das Ganze. Und meiner Meinung nach auch typisch für die katholische Kirche. Wäre es nicht besser gewesen, man hätte die Problematik mit den Eltern diskutiert? Und darüber geredet, warum Eltern und Kinder nicht mehr sooft in die Kirchen kommen? Stichwort: ’sich öffnen‘!
Hörhammer: Freilich. Genau das ist das Kreuz mit der Kirche: Sie will bestimmen, was ihre Mitglieder zu tun und zu lassen haben. Ein Dialog mit der Basis findet kaum bis gar nicht statt. Demokratische Mitbestimmung? Fehlanzeige! Doch in der heutigen Zeit kommt das nicht mehr so gut an … Ich denke, die Leute wollen eine weltoffene Kirche, die sich ihrer Probleme annimmt und ihnen auch wirklich zuhört. Dass Kommunikation jedoch nicht die große Stärke der Popen ist, erkennt jeder, der sich das Verhalten vieler Kirchenoberen in Sachen Aufklärung von Missbrauchsfällen betrachtet. Das ist beschämend, was hier teilweise abgeht …
Und was die Erstkommunion betrifft: Da sind auch die Eltern nicht ganz unschuldig! Wenn man dieses Fest mit überteuerten Geschenken feiert, ist es klar, dass ein Grundschüler nur noch den materiellen Wert sieht. Der religiöse Hintergrund gerät dabei ins Abseits.
Attenbrunner: Bleibt also die Frage, ob man sich die Misere quasi selbst eingebrockt hat, wie?
Oder was meint Ihr? Sind solche Aktionen wie ein „Stempel-Pass“ notwendig, um die Gläubigen an die Kirche zu binden? Oder liegt der Hund woanders begraben? Muss die Kirche sich vielleicht mehr öffnen und Dialogbereitschaft signalisieren? Oder sind gar die Eltern die Schuldigen, weil die überteuerten Geschenke zur Erstkommunion ein falsches Signal sind? Wir sind gespannt auf Eure Meinung!
Wir haben einen Firmling und das dazugehörige Heftchen
wir führen das Heft allerdings nicht
Ich hab mit meiner Tochter ausgemacht, dass es mir lieber ist, sie geht gerne in die Kirche und sie überlegt sich, was ihr der Gottesdienst gibt
Ausserdem ist vor einem Jahr der Opa gestorben und wir besuchen an einigen Sonntagen die Oma (1 1/2 Std. Fahrzeit einfach) das ist uns ebenso wichtig
Lea geht aber auch gerne dort mal in die Kirche….für den Opa
Es ist nicht so, dass hier unser Pfarrer das nicht einsieht – Lea bekommt deswegen keine Schwierigkeiten, nie hat jemand zu ihr was wegen dem Heftchen gesagt
Lea ist sogar freiwillig die Fastnzeit über Mittwochs um 6 Uhr morgens vor der Schule zum Frühgottesdienst gegangen und fand das toll, auch nachher mit Herrn Pfarrer zu Frühstücken
ich denke solche Aktionen bringen positive Kirchgänger
Hallo!
Eine meiner Töchter hat bald Kommunion. Bei und gibts das Heftchen schon wir gehen aber nur zu den Weggottesdiensten zu den anderen Stempeldiensten gehen wir nicht. Das ist für die Kinder nur ein Wettbewerb wer die meisten Unterschriften bekommt und nachher gehen sie wieder nicht mehr. Ist das der Sinn? Ich würde gerne öfter mit den Kindern in die Kirche gehen wenn sie mehr auf Kinder und Familien eingehen würden und alles etwas locketer machen würden. Lieder nicht von anudazumal so usw. Mein Sohn hat nächstes Jahr der hat gesagt Mama da mach ich nicht mit kannst du mir eine Entschuldigung schreiben. Zu den Geschenken ich glaub schon das das alles übertrieben wird aber nicht nur zur Kommumion wenn man achaud was kinder allein vom Osterhasen bekommen dann weis ich auch nicht!
Wir machen es zu Festen immer so das der Tag uns gehört,die „Hauptperson „darf aussuchen wo wir hinfahren. Kein Stess mit Kuchenbacken Einkaufen usw. Ein Tag für die Familie eh viel zu Selten.