Freyung/Ort. „Woid’s na oan? Geh doad’s her enka Glasl – I schenk‘ eich namoi noch“, sagt „da Sepp“ mit einem Lächeln, greift beherzt zum Tonkrug und füllt die süsslich-gelbe Flüssigkeit erneut reihum in die Weingläser. „Prost“ heißt es sogleich aus jeder Ecke des festlich gedeckten Tisches – und jeder gönnt sich genüsslich einen kräftigen Schluck des selbstgemachten Obstweins. In der traditionsreichen Mostschenke von Josef „Sepp“ Gais und dessen Ehefrau Christiane setzt man auf alles, was das Herz eines jeden Genießers höher schlagen lässt: Gutes Essen, boarische Gemütlichkeit – und vor allem süffiger Apfelmost aus eigener Produktion. Ein kurzweiliger Abend mit regionalen Köstlichkeiten. Ein Ausprobiat der etwas anderen Art.
Freyungs einzige Straußenwirtschaft bietet bis zu 40 Gästen Platz
Brote mit verschiedenen Aufstrichen, a Gsejchts, an Erpfekas, Frischkäse, hausgemachter Zwiebelkuchen oder eine herzhafte Kürbiscremesuppe – der große Holztisch inmitten der Stube ist mit allerlei bekömmlichen Schmankerln aus dem Hause Gais drapiert. Zum Trinken gibt’s Säfte, Schnäpse und Liköre, die es auch im eigenen Hofladen neben Apfelessig, Mostgelee und weiteren auf Naturbasis hergestellten Produkten zu kaufen gibt.
Bis zu 40 Gäste haben in Freyungs einziger Straußenwirtschaft Platz, die zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg von Josefs Großvater, dem Grünzinger Ludwig, zum Leben erweckt wurde. Er war der erste, der den Besuchern den alkoholhaltigen Fruchtsaft in dem 1830 erbauten Gebäude am Fuße des Geyersbergs ausschenkte. „Mein Opa hatte über 300 Obstbäume“, erzählt der heute 70-Jährige Enkel begeistert und nippt von seinem Weinglas.
Josef Gais hat die Tradition des Großvaters aufleben lassen
Die urige Stube – ein ehemaliger Stall, ausgestattet mit gemütlichen Sofas, fellbedeckten Bänken und einladenden Ohrenbackensesseln – war damals immer gut besucht. Das Bürgertum der Stadt traf sich dort zum Feierabend. Außerdem schauten immer wieder mal Wintersportler vorbei, die die umliegenden Pisten unsicher machten. Josef Gais hatte die Tradition des Großvaters, das Mosten, vor mehr als 20 Jahren wieder aufleben lassen, nachdem sein Vater die Schenke vorübergehend ruhen ließ. Damals bekam man einen Schoppen Most und ein Butterbrot noch für 20 Pfennig, erinnert sich der ehemalige Berufsschullehrer an die Anfangszeit zurück.
Gais besitzt heute weit weniger Apfelbäume als früher. Etwa 50 der „unendlich alten“ Exemplare sind noch auf den Streuobstwiesen rund um sein Haus sowie ein paar angrenzenden Feldern vorzufinden. Auch die Besucherzahlen haben über die Jahre hinweg nachgelassen – „leider“. Das mag mit den rückläufigen Tourismuszahlen zu tun haben. Oder damit, dass der Mostwein an Beliebtheit verloren hat – lange darüber nachdenken und sich den Kopf über die Ursachen zerbrechen, das ist nicht Josef Gais‘ Art. „Es ist wie’s ist“. Ums Geld geht’s ihm sowieso nicht, sagt er. Pragmatisch. Waidlerisch.
Most aus 20 verschiedenen Apfelsorten – süffig, spritzig, fruchtig
„Es gibt weltweit etwa 5.000 Apfelsorten“, erläutert Sepp den aufmerksamen Zuhörern in der kleinen Runde. Aus den besonders alten Sorten gewinnt er den Most, wie zum Beispiel der „Hohenzollern“, der „Jakob Lebel“ oder der „Fraulei“. Etwa 20 verschiedene Sorten kommen bei der Gais’schen Apfelwein-Herstellung zum Einsatz. Die Arbeitschritte vom Fallobst bis zum fertigen Most lassen sich laut Josef folgendermaßen zusammenfassen: Nach dem Einsammeln und dem Waschen werden die Äpfel mit Hilfe einer elektrischen Mühle zunächst zerkleinert.
Das Produkt, das danach übrigbleibt, ist die sogenannte Maische, die wiederum in einer hydraulischen Packpresse landet. Nach dem Pressen setzt sich der sogenannte Trub ab und der Vergärungsprozess kann beginnen. „Der Apfelsaft wird dann in Holz- und Plastikfässer abgefüllt, wo er binnen vier Monaten zum Most vergärt“, weiß Josef Gais. Das Endprodukt: Apfelwein mit einem Alkoholgehalt von etwa fünf Prozent. Der Most, den die Besuchergruppe gerade verköstigt, stammt aus dem Jahr 2011. Süffig, spritzig, fruchtig und süss. Und so mancher in der Runde stellt schnell fest: Da Rausch kommt auf leisen Sohlen – und wenn er kommt, dann ‚“griagst a g’scheide Watsch’n“ …
Das Haus bietet nicht nur Gaumenfreuden – auch Kunst und Musik
Neben den lukullischen Genüssen bietet die Mostschenke auch Freiräume für allerlei künstlerische Aktivitäten. So gibt es etwa eine Dauerausstellung des tschechischen Malers und Grafikers Jindrich Boschka im Haus zu sehen. Der mit Mostwirt Gais befreundete Künstler hat eigens für die Mostschenke einen modernen Kreuzweg gemalt. Außerdem sind das ganze Jahr über Werke ausgestellt, die zum Teil mit der 25-Tonnen-Mostpresse gedruckt wurden.
„Viele Musiker sind ebenfalls schon bei mir aufgetreten, etwa die Wolfsteiner Stubenmusi“, berichtet da Goas Sepp. Ein unterhaltsamer, kurzweiliger Abend neigt sich dem Ende zu. Und Josef Gais schenkt noch ein letztes Mal behutsam nach, bevor auch in Freyungs einziger Straußenwirtschaft das Licht ausgeht …
Stephan Hörhammer
Das freut mich als Hesse der selbst Mostet und Apfelwein vergärt natürlich! Selbst im Bier Paradies wird Apfelwein hergestellt.
Im Bierparadies wird gemostet und Apfelwein gemacht.Das freut mich als Hesse der selbst Apfelwein herstellt, natürlich sehr!