Freyung-Grafenau. Der Bayerische Wald – ein Stück unberührte Natur, schier endlose Wälder, hügelige Landschaften. So erleben Gäste und Einheimische die größte Waldlandschaft Mitteleuropas, die nicht nur zu Wanderungen und Radtouren einlädt. Auch im Bereich Wintersport und Wellness ist unsere Region durchaus konkurrenzfähig – und muss sich nicht verstecken. Genau diese Attraktivität, aber auch die touristischen Probleme und Herausforderungen des Bayerwaldes wurden am Dienstag beim fünften „Tourismustag Bayerischer Wald“ diskutiert.
Zentrales Thema: „Den Bayerwald einheitlich nach außen vermitteln“
„Den Bayerischen Wald einheitlich nach außen vermitteln“, das war das zentrale Thema der Veranstaltung. Sebastian Gruber, zweiter Bürgermeister der Kreisstadt, zeigte sich erfreut über die Austragung des Tourismustages in Freyung, das etwa mit dem heuer noch zu eröffnendem StadtplatzCenter positiv zum Fremdenverkehr beitragen könne. Außerdem sei man stolz auf das weltweit größte Seniorengolfturnier, das jährlich viele Besucher anlockt, so Gruber. An diese Begeisterung schloss Landrat Ludwig Lankl an – und betonte die Zusammenarbeit mit dem tschechischen Nachbarland. Laut Lankl sind 50 bis 70 Prozent der Besucher unserer Wintersportgebiete Bürger aus Tschechien. Man müsse also miteinander und über die Grenzen hinaus zusammenarbeiten, um die Tourismusbranche vorantreiben zu können.
„Beim Kurzurlaub sind wir an der Spitze“, erklärte Regierungspräsident Heinz Grunwald. Man habe 400.000 Übernachtungen mehr als vor zwei Jahren verzeichnen können – mit 1,75 Millionen Besuchern im Jahr 2012 eine klare Steigerung (fünf Prozent) zum Vorjahr. Es würden zwar mehr Gäste in den Bayerischen Wald reisen – diese verweilen jedoch nicht mehr solange in der Region als früher. Mehr Gäste, weniger Übernachtungen – nur eine von vielen Herausforderungen für den Tourismusverband Ostbayern (TVO) und dessen Marketingoffensive.
Markenregion Bayerischer Wald – „erfrischend natürlich“
Alexander Anetsberger (TVO-Ansprechpartner und Marketingleiter für den Bayerischen Wald) erklärte den Besuchern, dass „da Woid“ gleichauf mit dem Allgäu und dem Schwarzwald liege. Zwei Regionen, die für eine florierende Tourismusbranche bekannt sind. Man müsse sich also vor anderen Bezirken und deren Fremdenverkehr keinesfalls verstecken. Ein weiterer Fakt für den Aufschwung sei die zunehmende Auslastung der Hotels. Der Trend geht laut Anetsberger hin zum „Bettenrückgang“ – mit mehr Übernachtungen in weniger Betten. Insgesamt hatte der Bayerwald im Jahr 2012 7,3 Millionen Übernachtungen zu verzeichnen. „Jeder Gast bleibt durchschnittlich 4,2 Tage hier.“ Damit rangiere der Bayerwald deutlich über dem Bayern-Durchschnitt von 2,7 Tagen und dem Ostbayern-Mittelmaß von 3,6 Tagen.
Die Prognosen für 2013 ergeben, dass zwölf Prozent aller Kurzreisen nach Bayern gehen werden. Eine durchaus gute Quote, die Anetsberger zufolge den Erfolgsfaktoren Ruhe, Natur, sanfte Aktivität und Landlust geschuldet ist. „Jeder sucht nach Sinn, Echtheit und Geborgenheit. Diese Kriterien kann man eindeutig mit dem Bayerischen Wald in Verbindung bringen“, so der Referent. Zudem würde man in unserer Region zahlreiche Angebote wie „Urlaub auf dem Bauernhof“, Aktiv-, Familien- oder Wellnessurlaub finden. Es sei somit für jeden eine Alternative dabei. Die unberührte Natur habe sich darüber hinaus mittlerweile zu einer Marke entwickelt. Mit dem Werbeslogan „Der Bayerische Wald – erfrischend natürlich“ finde eine Produktinszenierung statt, die zu einem großen Wiedererkennungswert führt.
Die Region habe jedoch (immer noch) mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, etwa mit steigendem Konkurrenzdruck und rasanten Veränderungen in der Tourismusbranche. Auch der demographische Wandel und die bevorstehenden klimatischen Veränderungen dürfe man laut Anetsberger nicht außer Acht lassen. Desweiteren habe der Fremdenverkehr – wie so viele andere Branchen auch – mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Zu kritisieren sei ebenso, dass das Projekt E-Wald nicht touristisch umgesetzt worden sei. „Das regionale Bewusstsein muss gestärkt werden, indem alle die gleichen Werte verfolgen. Wir stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, was eine einheitliche Marketingstrategie sehr notwendig macht“, schloss der Marketingleiter.
Daniela Jungwirth