
Seit vielen Jahrzehnten ein bewährtes Format im Bayerischen Fernsehen: „Jetzt red i“. Fotos: Georg Knaus
Freyung. Bürger sprechen Probleme an, Bürger stellen Fragen, Bürger erhalten Antworten. Das TV-Format „Jetzt red i“ um Moderator Tillmann Schöberl gastierte vor wenigen Wochen im Freyunger Kurhaus, um die beliebte BR-Sendung aufzuzeichnen und den Anliegen der Kreisstädter an höherer politischer Stelle Gehör zu verschaffen. Die Zukunft des Technologie Campus, die Finanzierung des Sportplatzes, grenzübergreifende Schulprojekte, Wasserkraft und vieles mehr waren die Themen, die unter den Nägeln brannten. Die Antworten gibt es heute, Mittwoch, ab 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen zu sehen. Dann haben nicht mehr die Bürger das Wort, sondern die politischen Verantwortlichen. Die Themen im Überblick:
- Zukunft Technologie-Campus Freyung: Wissenschaftler und Unternehmer fordern eine Grundsicherung, damit auch der Mittelstand weiterhin Forschungsaufträge an den Campus geben kann. Dazu präsentierten Prof. Dr. Andreas Grzemba, Julian Scheuchenzuber, Unternehmer Josef Liebl (SLE electronic Grafenau) und Jürgen Greipl (Technagon) die Vorzüge und die Bedeutung des TC für die Region. Der Campus und dessen bislang positive Entwicklung müssen weiterhin vorangetrieben werden. Zwar könne er sich nach fünf Jahren selbst finanzieren, doch: Wenn man kleine und mittelständische Betriebe unterstützen wolle, benötige man eine staatliche Grundfinanzierung, wie dies etwa auch bei den Fraunhofer Instituten der Fall sei. Dass die Kommune eine Hochschule finanziere, sei ohnehin ein Novum, wie Bürgermeister Olaf Heinrich betonte.
- Sportplatzfinanzierung: Der TV Freyung wartet seit mehr als zwei Jahren auf einen genehmigten Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro. Die Zinsen für die Zwischenfinanzierung belasten die Vereinskasse immens, wie Sebastian Gruber, zweiter Vorsitzender des mtigliederstärksten Vereins im Landkreis hervorhob. Der TV musste bei dem versprochenen BLSV-Zuschuss für den Bau der FreYarena in Vorleistung gehen. Dafür sind jährlich bis zu 4.000 Euro an Zinsen zu begleichen, wobei man nicht genau wisse, ob das Geld in drei, fünf oder sieben Jahre vom Verband überwiesen werde. Schuld an der Situation sei das Kultusministerium ob der bislang fehlenden zeitlichen Zusage.
- Temelin: Die überparteiliche Plattform gegen Temelin fragt: „Was tut die Staatsregierung gegen den Ausbau des Atomkraftwerks Temelin?“ Die Erhöhung des politischen Drucks von bayerischer bzw. bundesdeutscher Seite auf die tschechische Regierung gegen den geplanten Ausbau des Atommeilers Temelin fordert Plattform-Sprecher Gerhard Albrecht. Weder Landes- noch Bundespolitiker würden in der Öffentlichkeit protestieren, im Gegenteil: „Da werden nur Kompetenzen hin und her geschoben. Man hat den Eindruck das Ganze ist kein Thema.“ Die Plattform gegen Temelin verlangt daher von den heimischen Politikern den Ausbau der Energiewende, um den tschechischen Nachbarn mit gutem Beispiel voranzugehen.
- Wasserkraft: Die Bürger im Bayerischen Wald wollen kleine Wasserkraftwerke bauen; dafür gibt es aber jedoch keine Genehmigung, weil eine Verordnung nur große Wasserkraftwerke mit Höchstleistung vorsieht. „Wenn man heute neue Wasserkraftwerk bauen will, wird dies von der Staatsregierung enorm erschwert“, monieren Grainets CSU-Ortvorsitzender Jürgen Schano und Karl Schreiner. Vor 17 Jahren (!) sei der letzte Neubau vonstatten gegangen. Ein aktueller Gesetzentwurf sehe vor, dass im Freistaat nur 60 Neubauten zugelassen werden. Um die Energiewende zeitnah in der Region mittragen zu können, sei eine optimalere Regelung für den Bau von Kleinkraftwerken von Nöten, so Schano.
- Crystal: Die Eltern in Freyung sind besorgt: „Crystal-Meth ist auch bei uns ein Problem!“ Sie fordern einen grenzüberschreitenden Kampf gegen die Droge. Lothar Dumm, Polizeibeamter und Elternbeiratsvorsitzender an der Realschule Freyung spricht das zunehmende Drogenproblem in unseren Breitengraden an und verlangt vom bayerischen Innenministerium den Druck auf die tschechischen Behörden zu erhöhen: „Die Toleranzgrenze bei Crystal ist ein Witz. Wir fordern vom zuständigen Minister null Toleranz.“
- Schulprojekte: Die grenznahen Schulen wünschen sich ein unbürokratisches Budget für Projekte mit Partnerschulen in Tschechien. Realschulleiter Josef Wimmer setzt sich hier für mehr Nachhaltigkeit ein. Grenzüberschreitende Partnerschaften werden in Freyung sinnvoll praktiziert, die Kontakte sollen auch weiterhin vertieft und im Sinne der Europaregion ausgebaut werden. „Doch dafür müssen die Schulen auch mit einem entsprechenden Budget ausgestattet werden“, so Wimmer, um etwas Busfahrten etc. finanzieren zu können.
- Diabetes-Medikament: Otillie Fritsch vom Diabetikerbund Bayern kritisiert die allgemeine Krankenkasse AOK Bayern dafür, dass diese ein Präparat zur medikamentösen Behandlung von Altersdiabetes nicht mehr bezahle. Deutschlandweit würden die Kassen die Kosten für das Medikament erstatten – in Bayern wehre sich die AOK dagegen. Da im gesamten Bundesgebiet der Thearpie-Gleichheitsgrundsatz gelten müsse, verlangt Otillie Fritsch die Nennung der Gründe für die rigide Haltung der Krankenkasse.