Schönberg. Dr. Wilhelm Jobst liebt klassische Musik und führt seit mehr als 30 Jahren eine Privatpraxis für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren. Seine Liebe zur Musik hat den 60-Jährigen dazu bewogen ein Verfahren zu entwickeln, wie man damit Körper, Geist und Seele heilen kann. In Zeiten von Stimmungsaufhellern, Burn-out, Selbstverwirklichungsdrang und großem gesellschaftlichen Druck beschreibt er ein einfaches Verfahren, um wieder die eigene Mitte zu finden und Störungen zu beheben.
Herr Dr. Jobst: Wann nehmen Sie sich Zeit zum Musik hören und was hören Sie?
Ich höre Musik, wenn ich das Bedürfnis verspüre und Zeit dazu habe. Es ist zu einem Ritual geworden, für das ich mich an einen ruhigen, bevorzugten Ort zurückziehe. Bewusstes Musik hören sollte eine Art Musikmeditation sein – nur so kann sie ihre Wirkung optimal entfalten. In erster Linie höre ich Klassik, aber prinzipiell bin ich für alles offen. Es hängt zum Teil von einer Stimmung ab. Aber vor allem höre ich ganz bewusst in mich hinein und teste aus, zu welcher CD ich wann greife. Jedes Musikstück wirkt anders auf den Körper.
„Musik ist nichts anderes als Licht, Energie und Information“
Welche Vorgänge laufen ab im Körper, was bewirkt Musik aus medizinischer Sicht?
Die Quantenphysik sagt uns: Der Körper besteht eigentlich nur zu einem Milliardstel aus Masse – der Rest ist Licht, Energie und Information. Musik ist nichts anderes als Licht, Energie und Information oder Schwingung. Wenn man sich vorstellt, dass der Mensch in erster Linie aus diesen Schwingungsmustern und Frequenzen besteht – zumindest auf der feinstofflichen Ebene -, dann kann ich mir mit Musik Schwingungen zuführen, die mir gerade fehlen. Ich kann quasi in meinem Schwingungsmuster Löcher ausgleichen, indem der Körper diese Schwingungen aufnimmt.
Die weit verbreitete Klangschalentherapie erzeugt vermutlich eine ähnliche Wirkungsweise.
Sie ist ähnlich, aber: Hier wirken nur sehr tiefe Frequenzen – und vor allem meist nur auf das Körperliche. Während höhere Frequenzen eher auf Psyche und Geist, also spirituell wirken.
„Die Auswahl der passenden Musik ist nicht ganz einfach“
Man kann Musik also ganzheitlich einsetzen.
Ja, im Prinzip hilft Musik bei jeder Krankheit, bei jeder psychischen Störung, bei jeder geistig-spirituellen Entwicklungsstörung und bei jeder Krise. Natürlich kann ich nicht erwarten, dass Musik meinen Knochenbruch heilt. Aber die Heilung ist natürlich von verschiedenen Faktoren abhängig, unter anderem von meiner psychischen Verfassung und meinem Glückszustand. Diese Faktoren kann ich mit Musik beeinflussen und somit indirekt auf die körperlichen Vorgänge einwirken. Es hängt natürlich davon ab, ob ich die passende Musik für mein Problem finde. Die Anleitung dazu gebe ich in meinem Buch.
Das Requiem von Mozart hilft bei Trauerfällen, sagt Dr. Wilhelm Jobst:
Wie setzen Sie diese neue Erkenntnis in Ihrer Praxis ein?
Ich versuche herauszukriegen welches Problem der Patient hat – und empfehle ihm die Musik, die bei dieser Störung helfen kann.
Können Sie mir ein Beispiel geben?
Zum Beispiel das Mozart-Requiem bei Trauerfällen. Aber so einfach ist das nicht. Bei Trauerfällen kann auch ein anderes Musikstück das richtige sein. Es hängt davon ab, warum ich genau trauere. Wenn ein lieber Mensch stirbt, kann ich trauern, weil mir seine Liebe fehlt, ich mich dem Schicksal ausgeliefert sehe oder ich mir vollkommen hilflos vorkomme. Vielleicht trauere ich aber auch, weil mir derjenige monatlich einen Scheck geschickt hat – dann ist das auch eine Form der Trauer (schmunzelt). Vielleicht erinnert mich der Tod eines Menschen aber auch an meinen eigenen Tod und ich habe davor Angst. So wie es verschiedene Formen von Trauer gibt, gibt es unterschiedliche Krankheitsbilder – und somit ist die Auswahl der passenden Musik nicht ganz einfach.
„Es gibt Fälle, bei denen sich der Mensch wehrt sich zu ändern“
Wie kann ich mir mit Ihrem Buch selber helfen?
In meinem Buch nenne ich rund 70 Musikstücke bzw. CDs, die zwölf menschlichen Lebensbereichen zugeordnet sind. Wenn ich weiß, welchen Lebensbereich meine Störung oder Krise betrifft, kann ich nachschauen, welche CD ich mir besorgen könnte. So arbeite ich auch in meiner Praxis. Ich schaue, welcher Lebensbereich des Patienten betroffen ist und empfehle die entsprechende Musik. Die Verwendung von Astrologie hat sich hier ebenfalls bewährt.
Das heißt?
Dazu muss man eine Vorbemerkung machen: Astrologie wird heutzutage für vieles missbraucht. Letztlich ist es aber ein Wissen, das über Jahrtausende gesammelt wurde. Ich verwende in meinem Buch die zwölf astrologischen Häuser, die den verschiedenen menschlichen Lebensbereichen entsprechen: zum Beispiel Familie, Selbstverwirklichung oder Formen von Liebe. Wenn ich weiß, was mein Problem ist, kann ich es einem Lebensbereich oder Haus zuordnen.
Dazu muss man sich noch Planetenkonstellationen anschauen, die den typischen menschlichen Handlungsmustern entsprechen. Die Psyche ist ein sehr komplexes Thema, aber es gibt wiederkehrende Muster. So kann ich mein Problem einkreisen und herausfinden, welche Musik mir gut tut. Und wenn ich etwas geübt bin, kann ich das sehr schnell herausbekommen.
Wird diese Vorgehensweise immer von Ihren Patienten akzeptiert?
Nein, nein, dass stößt nicht immer auf Akzeptanz, weil es auch Fälle gibt, bei denen sich der Mensch wehrt sich zu ändern. Der Mensch besitzt eben eine gewisse Trägheit. Wenn es aber wirklich die richtige Musik ist – die einem übrigens nicht zwingend gefallen muss -, kippt diese Haltung nach einiger Zeit und schlägt ins Gegenteil um. Dann freut man sich vielleicht sogar darauf – und wird richtig süchtig.
„Viele sind so verkopft und sinnieren ständig über ihre Probleme“
Haben Sie die passende Musik im Selbstversuch zusammengestellt oder wie muss man sich das vorstellen?
Ich habe das hauptsächlich in den letzten Jahren erprobt, zusammengetragen und gesucht. Mir ist kein System bekannt, dass nach dieser Weise, wie ich sie beschreibe, vorgeht.
Wie reagieren junge Patienten, die vielleicht mit Klassik nichts anfangen können, auf ihren Musikvorschlag?
Musik ist ein homöopathisches Medikament. Wenn jemand einen Leidensdruck hat und er etwas für sich tun will, sollte er sich diese Musik anhören. Ein Medikament ist eben auch mal bitter – es geht dabei nicht um Unterhaltung. Das ist aber auch kein wirkliches Problem in der Praxis.
Aber schafft bewusstes Musik hören nicht einfach einen Raum, in dem ich mich mit meinem Problem auseinander setzen muss?
Das würde ich so nicht sagen. Musik wirkt, ohne dass ich sie verstehe. Viele sind so verkopft und sinnieren ständig über ihre Probleme – das bringt sie aber eher von ihrem Bauchgefühl und dem, was wirklich zu tun wäre, weg. Bei der Musik ist das aber nicht so. Ein großes musikalisches Kunstwerk vermittelt dem Mensch ein Bild von etwas, ohne dass er es verstehen muss. Ich kann nicht erklären, was zum Beispiel eine echte Mutterliebe ist, wenn ich es nicht weiß. Aber die Musik kann mir ein geistiges Bild vermitteln, das ich nicht beschreiben kann – und habe es dann kapiert.
„Man kann so Verantwortung für sein Leben übernehmen“
Man findet zurück zu sich selbst.
Genau. Man erkennt seine Mitte, bekommt einen Zugang zu seiner Intuition und Inspiration und kann Quellen anzapfen, die einem sonst nicht zur Verfügung stehen. Ein großes Kunstwerk vermittelt uns Botschaften, die den meisten Menschen nicht so ohne Weiteres zugänglich sind. Künstler spüren, wissen oder empfangen so etwas – und darum sind sie eben Künstler. Ich kann mit der passenden Musik Probleme von einer höheren Ebene aus betrachten.
Mit ihrem Buch leisten Sie Hilfe zur Selbsthilfe, so dass jeder erst einmal selbst versuchen könnte, sein Problem zu lösen.
Richtig. Man kann damit selbst Verantwortung für sein Leben und seine Gesundheit übernehmen und dazu beitragen, dass unsere Gesundheitskosten nicht ins Endlose explodieren.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Jobst!
Interview: Nadine Vogl
„Mit Musik Körper, Geist und Seele heilen“ (ISBN 978-3-88778-375-4) ist im Spurbuchverlag erschienen und in den Praxen von Dr. Jobst in Schönberg sowie in München-Bogenhausen oder im Onlineshop des Verlags erhältlich.
Astrologie und Quantenphysik… Ich sage nur http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/04/06/wie-esoterik-funktioniert/