Chiemgau. Lustig ging’s zu beim Interviewtermin mit Kamil Müller, Florian Starflinger, Michael Fenzl und Jan-Philipp Wiesmann. Die vier Burschen aus dem Chiemgau gehören zur derzeit wohl erfolgreichsten Gypsy-Pop-Band Deutschlands: Django 3000. Einer der Gründe für ihren Erfolg: Sie nehmen sich selbst nicht allzu ernst, machen Gute-Laune-Musik zum Abtanzen und Rumfetzen – und geben auf der Bühne alles, um ihr Publikum mitzureißen. Geballte Energie, pure Lebensfreude. Über ihre bisher wildesten Erlebnisse auf Tour, ihre ganz persönlichen „Heidis“, darüber, in welchen Momenten sie selbst einmal gerne abtanzen und was für sie der Begriff „Freiheit“ ausmacht, haben sie mit Hog’n-Mitarbeiterin Susi Grünzinger gesprochen.
Liebe Djangos: Ihr seid ja in letzter Zeit viel unterwegs gewesen – und geht demnächst schon wieder auf Tour. Ist das nicht ultra-anstrengend, jeden Tag woanderes zu sein und immer nur aus ein und demselben Koffer zu leben? Wie haltet Ihr Euch da fit?
„Wir haben uns über jeden gefreut, der da war“
Flo: Wir haben uns ein Sprungseil gekauft (lacht). Also wir treiben auch Sport während wir auf Tour sind – unter anderem machen wir Krafttraining. Eben alles, was im Hotelzimmer geht. Stühle und Tische heben zum Beispiel …
Aha. Verstehe. Bei so einer Tour gibt’s ja sicherlich sehr viele neue Erlebnisse. Was war denn bisher Euer bestes?
Michi: Meinst Du das beste? Oder das wildeste?
Gerne beides.
Flo: Das beste gibt es nicht – weil auf der bisherigen Tour jeder Auftritt so war, wie er sein sollte: bestens! Ein besonderes Highlight war etwa der Auftritt in unserer Heimat, in Traunstein, vor 1.500 Leuten. Aber auch in Hamburg und Berlin hatten wir viele Konzertbesucher. Wir haben uns über jeden gefreut, der da war.
Die Besucherzahlen haben unsere Erwartungen sogar noch übertroffen. Ein Auftritt war allerdings dabei, bei dem uns das Wetter nicht besonderes mitgespielt hat: Beim BR-Dorffest in Bad Wiessee, wo wir einen größeren Hagelschaden abbekommen haben. Aber auch eine schöne Auszahlung der Versicherung (lacht) …
Mit „Heidi“ haben die Jungs von Django 3000 einen echten Party-Hit gelandet:
Und das wildeste Erlebnis?
Kamil: Das wildeste hatten wir, als uns die Bühne zusammengekracht ist und wir bei dem Song ‚Heidi‘ kurzfristig unterbrechen mussten. Die Situation war relativ gefährlich. Wir hätten die Bühne nicht mehr betreten dürfen, haben es aber dann trotzdem gemacht … Wenn man so direkt gefragt wird, fällt einem meistens nichts ein – aber eigentlich erleben wir jeden Tag etwas Wildes.
Vodka: „Wenn’s zuviel wird, schmeckt er nicht mehr“
Von vielen Künstlern hört man die verrücktesten Dinge, die sich ihre Fans einfallen lassen, um ihnen nahe zu sein. Kennt Ihr dieses Phänomen?
Flo: (lacht laut) Wir nennen jetzt keine Namen! Aber sagen wir mal so: Es gibt immer wieder so nette Leute, die soooooooo nett sind, dass man es fast gar nicht mehr aushält, so nett sind die … (mit ironischen Unterton) solche Leute sind dann eben nicht verrückt – sondern nett…
Machmal wird es schon a bisserl zu viel. Man kann das mit Vodka vergleichen: Vodka ist auch gut, aber wenn’s zu viel wird, schmeckt er nicht mehr so gut wie vorher (alle lachen) …
Wie heißt es so schön: Der letzte Schnaps ist meistens schlecht.
Jan: (lacht) Wir wissen, wann wir aufhören müssen. Diese Disziplin beherrschen wir schon …
Eine Frage, die die Damenwelt sicherlich sehr interessiert: Seid Ihr noch zu haben oder hat jeder schon seine persönliche „Heidi“ gefunden?
„Wir haben alle eine Heidi daheim sitzen“
Kamil: (lacht) Also ich bin schwul. Momentan zumindest. Und der Rest ist vergeben.
Flo: Ja, wir haben alle eine Heidi daheim sitzen – außer Kamil, der ist schwul. Momentan. Das wechselt bei ihm ständig – je nachdem wie das Wetter ist …
… womit wir nun ja beim Thema Musik angelangt wären: Heidi ist ja Euer erster großer Hit. Wie seid Ihr auf den Titel gekommen?
Kamil: Das hat keinen bestimmten Hintergrund. Es würde genauso gut Claudia oder Sissi passen. Aber Heidi ist natürlich ein typisch bayerischer Name. Man denkt sofort an Alm, Bergluft und an den Ziegen-Peter. Die Heidi ist halt ein flottes Mädel …
„Bei einem gewissen Pegel tanzen wir mit den Füßen nach oben“
Man kennt Euch ja als fetzige Live-Band, die die Leute zum tanzen animiert. Auf Eurem Album ist aber auch ein Lied vorhanden, das eher ruhigere Töne anschlägt: „Wuide Rössa“. Gibt es künftig mehr Songs in dieser Machart von Euch zu hören?
Flo: Ja, ein oder zwei Nummern werden wir auch auf das neue Album packen. Das Hauptthema bleibt natürlich das Fetzige. Wir sind auf Party aus, ganz klar. Aber es braucht auch einen Ruhepunkt, damit sich die Leute zwischendurch auch mal erholen können (lacht).
„Schwarze Augen“ ist anfangs auch etwas ruhiger, aber dann wieder nicht. Und dann doch wieder. Und dann aber wieder nicht. Und bis man weiß, was es nun ist, ist es auch schon wieder vorbei. Der Song endet sozusagen unentschieden. Man muss ja flexibel bleiben …
Okay, Musik zum Abtanzen ist Euer Ding. Auf was für Musik tanzt Ihr denn gerne ab?
Kamil: Ja, wir tanzen schon auch gerne mal – wobei ein gewisser Pegel vorhanden sein muss. Und dann meistens mit den Füßen nach oben (großes Gelächter). Musiker tanzen genauer betrachtet eher selten. Aber auf Michael Jackson tanzt Kamil gerne, da kann er gar nicht anders …
„Zeit fia ois“ – Django 3000 ist und bleibt eine Band, die die Leute zum Abtanzen bringt:
In Euren Liedern besingt Ihr immer wieder die Freiheit, die für Euch ein besonders wichtiges Gut zu sein scheint. Was bedeutet Freiheit für Euch?
Jan: Freiheit bedeutet für uns das, was wir momentan machen: Musik, Rumziehen, Leute treffen, neue Gegenden kennenlernen. Sich selber seinen Tag gestalten können – was bei uns Musikern relativ gut möglich ist. Aber dann müssen wir auch wieder saubere Arbeit abliefern. Und in unserem Fall heißt das: die Menschen mit unserer Musik glücklich zu machen …
„Freiheit = Musik, Rumziehen, Leute treffen, Gegenden kennenlernen“
Euer Motto ist die Leute zu „zigeunisieren“, Ihr seht Euch selber als Zigeuner. Django 3000 bedeutet ja – im übertragenem Sinn – den „Gypsy Pop“ ins neue Jahrtausend rüberzubringen, also zu modernisieren. Was denkt Ihr: Was macht Euch zu „modernen“ Zigeunern?
Michi: Das Rumziehen – nicht mit dem Pferd, sondern mit dem Auto (Gelächter) … wobei das ja jeder Musiker macht … Wir würden sagen: Das Rastlose macht uns zu Zigeunern. Wir sind wirklich wahnsinnig viel unterwegs und wenig zu Hause. Wir fühlen uns überall auf Anhieb sehr wohl, wenn wir zusammen unterwegs sind – und nehmen alles mit, was nicht angebunden ist (lacht) …
Nein, im Ernst: Wir setzen bei unserer Art von Pop-Rock-Musik Instrumente ein, die eine typische Zigeuner-Band ausmachen. Vor allem das Schlagzeug ist das Element, das das Ganze auch modern macht. Wobei auch die Verstärkung und die Lautstärke zur Moderne beitragen. Die Musik ist sehr vereinfacht: Man muss nicht viel nachdenken, es reißt einen einfach mit – und der breiten Masse taugt’s.
„Jeder akzeptiert den anderen so wie er ist“
Wenn Ihr Euch gegenseitig mit einem Wort beschreiben müsstet …
Michi: … das ist schwer. Wir kennen uns mittlerweile so gut, dass es extrem schwierig ist uns mit einem Wort zu beschreiben. Was aber für jeden von uns spricht: Wir sind mittlerweile alle gute Freunde geworden. Man lernt sich über die Zeit kennen – mit seinen Macken und positiven Seiten. Und jeder akzeptiert den anderen so wie er ist, mit allem was dazu gehört. Wir haben mal gehört: ‚Freundschaft ist, wenn man sich trotzdem mag‘ – und das trifft auf uns gut zu. Außerdem hat jeder sein Sternzeichen, das reicht (lacht) …
Abschließend gibt’s die klassische Bewerbungs-Gsprächsfrage: Wo seht Ihr Euch in zehn Jahren?
Flo: Hoffentlich noch auf der Bühne. Und vor großem Publikum. In zehn Jahren vor 10.000 Menschen. Sozusagen jedes Jahr 1.000 Menschen mehr. Wenn Gott will, könnte das auch klappen. Wir wünschen es uns auf alle Fälle – und hoffen, dass uns weiterhin musikalisch gute Sachen einfallen.
Liebe Djangos: Danke, dass Ihr Euch für das Interview Zeit genommen habt – und noch viel Erfolg.
Interview: Susanne Grünzinger