Schönberg. Auf zwei Brett’ln die Pisten hinunterwedeln und danach bei der Après-Ski-Party den Ausflug in die Alpen mit Jagertee und Aperol Spritz ausklingen lassen. Für viele Freizeit-Skifahrer sieht so der perfekte Wintersporttag aus. Diejenigen, die Skifahren zu ihrem Beruf gemacht haben – wie beispielsweise Felix Neureuther oder Maria Höfl-Riesch -, nehmen das Ganze freilich ernster. Auf der Schwelle zwischen diesen zwei Welten sind die Synchron-Skifahrer einzuordnen. Im Vordergrund steht dabei immer das Team, nicht der Einzelne. Die Sportart ist noch wenig verbreitet, jedoch eine wahre Augenweide für die Zuschauer. Mario Sigl aus Schönberg ist seit vielen Jahren Mitglied im international erfolgreichen „Synchro-Team Germany„. Aufm Hog’n erzählt er von seinem außergewöhnlichen Hobby.
Seine Passion beinhaltet alles andere als ein-, zweimal gemütlich mit ein paar Schwüngen den Berg hinabzurutschen. „Man muss schon sehr gut Ski fahren können, um sich nicht mehr nur auf die Technik, sondern auf seine Kollegen konzentrieren zu können“, erklärt der 40-jährige, der seit zwölf Jahren begeistert Synchronski fährt. Sigl wurde damals als Ausbilder im Bayerischen Skiverband von seinem Chef auf diese Sportart aufmerksam gemacht – und war sofort Feuer und Flamme. Seitdem fährt der Schönberger mit dem „Synchro-Mix-Team“ einen Erfolg nach dem anderen ein.
Zweimal im Monat Training im Stubaital – Sigl hat weiteste Anreise
Die Mannschaft besteht aus insgesamt 13 Synchron-Skifahrern, die alle zwischen 30 und 50 Jahre alt sind und aus ganz Süddeutschland stammen. Trainiert wird ein- bis zweimal im Monat, immer an einem Wochenende im Stubaital. „Wir trainieren deswegen dort, weil es für alle am besten gelegen ist. Die Kollegen, die aus Konstanz, Garmisch oder München kommen, haben allerdings bei Weitem keine so lange An- und Abreise wie ich“, sagt der Sportlehrer aus dem Bayerischen Wald. Gesponsert werden die Skiasse von bekannten Ausrüstern wie Bogner oder Völkl. Einiges muss allerdings auch aus der eigenen Tasche finanziert werden.
Ein wahre Augenweide – das Synchro-Team Germany in Aktion:
Die Voraussetzungen fürs Synchron-Skifahren sind ein technisch-sauberer Fahrstil, eine gehörige Portion Rhythmusgefühl sowie ein gewisses Vorstellungsvermögen für geometrische Formen: „Nicht jeder, der gut Skifahren kann, kann auch automatisch Synchron-Skifahren“, weiß Mario Sigl. Zu Beginn der Saison werden die anspruchsvollen Choreographien und Formationen auf einem Blatt Papier entworfen. Durch jahrelange Wettkampferfahrung hat die Mannschaft mittlerweile eine Vielzahl an selbstkreierten Choreographien angesammelt – und auch so manche von ausländischen Kollegen abgeschaut. „Jedes Land hat da seine eigenen Spezialitäten und Vorlieben. Manche wollen kleine und schnelle Schwünge, andere lieber größere und auffälligere Choreos“, erklärt Sigl. Nach der Planungsphase wird dann ausprobiert, was sich vom Papier auf die Piste gut umsetzen lässt – und was am wettkampftauglichsten ist.
Deutsche Meisterschaft: „Den Titel holen wir so gut wie jedes Jahr“
Und das hat auch in den letzten Jahren durchaus gut geklappt, wie man die beachtlichen Erfolge eindrucksvoll beweisen: 2002 ein fünfter und 2012 ein dritter Platz bei der Weltmeisterschaft, 2005 und 2007 der Vize-Weltmeister – und 2008 sogar der Weltmeister-Titel. Darüber hinaus unzählige Deutsche Meisterschaften. „Bei der Deutschen sind wir schon die Spitze des Teilnehmerfeldes, den Titel holen wir so gut wie jedes Jahr“, sagt Sigl nicht ohne Stolz. Dabei werden bei internationalen Wettkämpfen die Formationen mit acht, bei nationalen mit sechs Synchron-Skifahrern bestritten. Bewertet wird der Lauf von fünf Jurymitgliedern, die über den Schwierigkeitsgrad der Choreographie, die Synchronität und die Technik auf einer Skala von 0 bis 20 ihr Urteil abgeben.
Aber nicht nur solche „Standardrennen“ werden absolviert. „Head-2-head“ heißt eine zusätzliche Wettkampfart, die von Sigl und seinen Kollegen kreiert wurde: „Man fährt bei diesem Rennen in einer Vierer-Formation. Das Besondere daran ist, dass direkt daneben eine zweite Vierer-Formation unterwegs ist. Das macht das Ganze noch spannender für die Sportler – und natürlich auch für die Zuschauer.“ Eine weitere Neuheit, so Sigl, wird dieses Jahr erstmals bei der Deutschen Meisterschaft gezeigt: Man fährt zu zweit gegen ein anderes Paar im Tiefschnee. Gewonnen hat der, der am schnellsten im Ziel angekommen ist und gleichzeitig die beste Choreografie abgeliefert hat. „Wir wollen mit solchen Kreationen versuchen, das Synchron-Skifahren attraktiver zu machen, um neues Publikum zu gewinnen.“
„Es ist mir wichtig, diese Sportart noch populärer zu machen“
Für seine sportliche Zukunft wünscht sich der Schönberger noch einige erfolgreiche Jahre mit dem Synchro-Team Germany – sowie weitere WM-Titel. Ihm liegt aber auch die Sportart an sich sehr am Herzen: „Es ist mir wichtig, das Synchro-Skifahren noch populärer und attraktiver zu machen – und noch mehr Leute von deren Attraktivität überzeugen zu können.“
Daniela Jungwirth