Gestärkt und voller energiegeladener Vorfreude auf eine weiße und gefrorene Landschaft, ging es wieder mal los in Richtung Lusen. Der Verlauf der Wanderung stand noch nicht fest. Jedoch machte ich mich früh morgens auf den Weg, um das schöne Wetter mit viel Sonnenschein so lange wie möglich zu nutzen – und nicht in Zeitdruck zu geraten.
Vielleicht führt die Spur ja zu einem schönen, versteckten Plätzchen …
Vom Waldhäuser-Parkplatz aus marschierte ich zunächst zur Glasarche. Hierfür galt es durch einen verzauberten und stillen Winterwald zu wandern. Es waren noch keine anderen Ausflügler unterwegs – und mein Hund Schoki und ich konnten die Ruhe in vollen Zügen genießen. An der Arche angekommen, stieg die Sonne höher und höher – und die ersten wärmenden Strahlen erreichten unsere leicht fröstelnden Glieder. Wir folgten einer Tourenski-Spur, die Richtung Teufelsloch führte. Mein Gedanke: „Ein kurzer Blick kann ja nicht schaden.“ Vielleicht führt die Spur ja zu einem schönen, versteckten Plätzchen …
Nach einem Weilchen bog sie dann nach rechts ab – und als der Weg immerzu weiterführte und der Blick sich in sämtliche Richtungen öffnete, kam mir irgendwann in den Sinn, dass es sich um den Grenzsteig handeln könnte. Und als wir an den ersten blau-weißen Wegmarkierung vorbeihuschten, war ich mir sicher: Dies ist der Grenzweg zwischen den beiden Bayerwaldbergen Lusen und Rachel.
Ich hatte immer noch keinen einzigen Menschen getroffen …
Ich hatte immer noch keinen einzigen Menschen getroffen, obwohl mittlerweile die Mittagszeit angebrochen war und die Spuren im Schnee sich häuften. Schoki und ich folgten weiterhin der blau-weißen Markierung und den Spuren – und hatten irgendwann freien Blick auf den Rachel. Es war einfach zauberhaft! Es schien, als ober der gesamte Woid tief schlummernd, in einer einzigartigen, eisig-weißen Pracht vor einem lag – und er geduldig auf eine wärmere Jahreszeit wartete, um wieder völlig zu erblühen.
Die „toten Bäume“ auf dieser Höhe waren allesamt „weißgefroren“, was auf einen recht frostigen Böhmwind schließen ließ. Jedoch nicht an diesem Tag. Es wehte zwar von Zeit zu Zeit ein kühler Wind, der mich vermutlich darauf hinweisen wollte, dass es schlauer sei bis zum Abend wieder von hier weg zu sein. Aber die Sonne tat ihr Bestes, um mich und meinen vierbeinigen Begleiter warm zu halten.
Baumstümpfe machten alles unwirklich
Es ging ein ganzes Weilchen lang weiter über so manche Anhöhe und durch einige Täler, bis wir irgendwann am Nachmittag den parallel verlaufenden Weg erreichten, der vom Rachelsee hinauf zum Berggipfel auf 1453 Meter führte. Oben angekommen, machten wir uns sogleich wieder auf den Weg hinab ins Tal Richtung Rachelkapelle (1212 Meter NN). Von hier aus genossen wir einen letzten Blick über den Rachelsee und die Weiten des Bayerwalds im goldgelben Licht der langsam versiegenden Sonne, zu unserer Rechten der schneebedeckte Gipfel des Großen Rachels. Lediglich die kahlen Baumstümpfe ragten heraus und machten das Landschaftsbild unwirklich und rau.
Beim Abstieg ließen wir den Rachelsee links liegen und sahen zu, den Parkplatz an der Racheldiensthütte vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen, der direkt an der Nationalparkstraße liegt. Als wir schließlich am Ziel waren und ich mir unseren „kleinen“ Ausflug nochmals durch den Kopf gehen ließ, stellte ich fest, dass aus der kleinen Schneeschuhtour ein Neuneinhalb-Stunden-Trip geworden ist. Ein sehr schöner Tag – auch wenn der Muskelkater sowohl bei mir als auch bei Schoki nicht lange auf sich warten ließ …
Anmerkung der Redaktion: Diese Tour hat BastianK nicht in diesem Winter unternommen, sondern bereits vor drei Jahren – und das vor dem Stichtag 15. November. Denn zwischen dem 15. November und dem 15. Juli ist es Wanderern im Nationalpark-Kerngebiet nicht gestattet die markierten Wege zu verlassen – zum Schutz artengefährdeter Tiere wie etwa den Raufußhühnern.