Claudia Korecks „Honu Lani“ – reduzierter Sound, reduzierte Vielfalt
Der Sound reduziert aufs Wesentliche. Pur, natürlich, unverändert. Leider ist auch die Stimmung der Scheibe wie auch die Vielfalt der Songs etwas reduziert. Nach einem ausgefülltem Tour-Jahr war es für die Singer-Songwriterin offenbar nicht mehr ohne Weiteres möglich, neue musikalische Ideen zu kreieren. Da ist nun Timmi, ihr Sohn, der im Mittelpunkt steht. Verständlich, dass sich die junge Mutter auch ein bisschen nach Ruhe und Inspiration gesehnt hat. Auf Hawaii entstanden so zwischen Januar und März 2012 im Ferienhaus „Honu Lani“ vorwiegend melancholische und emotionale Lieder. Begleitet wurde sie dabei von ihrem Ehemann und Produzenten Gunnar Graewert. Sogar der zweijährige Timmi durfte sein Mundharmonika-Debut beisteuern.
„Danzn“: verführerisch und spannungsgeladen wie ein Flamenco
Der Opener „Unter Meiner Deckn“ beginnt recht vielversprechend. Bei dem fröhlichen, Country-beeinflussten Gute-Laune-Song lässt es sich bestens vorstellen, dass das Arrangement auf einer kleinen Insel seinen Ursprung nahm. Beim darauffolgenden „Sommerdog“ kann der aufmerksame Hörer sogar Anleihen von Sheryl Crow erkennen. Die aktuelle Single „Danzn“ galoppiert verführerisch und spannungsgeladen wie ein Flamenco daher. Sämtliche Gegenstände, die die beiden Musiker in „Honu Lani“ finden konnten, kamen auf der Platte zum Einsatz: etwa eine Holzfigur oder eine Kokusnuss. Ein dumpfes Pochen auf dem Boden des Schlafzimmers gibt mehreren Stücken ein charakteristisches Fundament. Auf den erdigen 60er- bzw. 70er-Sound des Albums ist Produzent Graewert besonders stolz. Hervorzuheben ist dabei das gedämpfte und zurückhaltende (manchmal ‚mundproduzierte‘) Schlagzeug.
Irgendwie vermisst man dabei Rock ’n‘ Roll und Südsee-Feeling …
Claudia Koreck singt wie sie es immer getan hat: einfühlsam und doch kraftvoll in ihrem geliebten bairischen Dialekt. Eine Stimme, die einen sofort in ihren Bann zieht. Doch beim weiteren Hören der Platte tingelt man dann irgendwann nur noch zwischen ruhigen, gefühlvollen Balladen und langsamen, von Folk und Blues angehauchten Songs umher. „Wenn I Moi Oid Bin“, „Schweigen“ und „Oktober“ bringen die Grundstimmung des Albums gut zum Ausdruck. Eigentlich unverständlich. Denn auf „Honu Lani“ hat Claudia „die Urgewalt dieses Ortes gespürt“: Schon früh am Morgen stand sie auf dem Balkon mit der Akustikgitarre, bei der die Songideen einfach so heraussprudelten. Schade eigentlich. Irgendwie vermisst man dabei Rock ’n‘ Roll und Südsee-Feeling.
Jason Ditshej