Zwiesel/FRG. Wie kann man den Nationalpark als Tourismusregion stärken? Indem man zum Beispiel auf eine gemeinsame Arbeitsorganisation der Region setzt. Der erste Schritt dafür wurde bereits im vergangenen Jahr gemacht: Die Ziele für eine einheitliche touristische Struktur in der Nationalparkregion Bayerischer Wald wurden formuliert. In dieser Woche wollen die Beteiligten im Glasmuseum Frauenau am Projekt „Touristische Neustrukturierung der Nationalparkregion Bayerischer Wald“ nun die ersten Vorschläge für eine neue Organisation des Tourismus diskutieren.
Das gemeinsame Ziel: die touristische Zukunft sicherstellen
Eine neue und effiziente Tourismusorganisation braucht eine gute Vorbereitung und klare Ziele: Beides haben die Zweckverbände „Werbegemeinschaft Zwieseler Winkel“ und „Nationalparkgemeinden“ mit ihren elf Mitgliedergemeinden nun nach Abschluss der ersten Projektphase festgelegt. Damit ist die Grundlage für eine neue Form der Zusammenarbeit geschaffen.
Dieser Auffassung ist auch Franz Xaver Steininger, der Bürgermeister von Zwiesel: „Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche interkommunale Kooperation – das gilt insbesondere für dieses Großprojekt, das erheblichen Veränderungsbedarf hat – sind gegeben und werden im Projektzeitraum bisher vorbildlich umgesetzt. Dazu gehören eine organisatorisch verankerte Projektsteuerung, Vertrauen und Gleichberechtigung unserer Partner, vergleichbare Verwaltungskulturen bei ähnlichen Mentalitäten sowie eine geeignete und vertrauensvolle Einbindung von Mitarbeitern und politischen Gremien. Durch die transparente, kontrollierte und in klar definierten Schritten erfolgte Projektgestaltung, wird sich der Erfolg unweigerlich einstellen und somit die touristische Zukunft Zwiesels im nationalen und internationalen Wettbewerb sicherstellen. Das ist unser aller Ziel.“
Gesucht: ein gemeinsames Modell für die Tourismusorganisation
In der im Dezember 2012 gestarteten Phase 2 des Projekts wird das neue Organisationskonzept der Region bis April 2013 entwickelt. Nachdem die Vorschläge der beauftragten Agenturen verschiedene Auswahl- und Konkretisierungsprozesse durchlaufen haben, werden sich die Gemeinden auf ein gemeinsames zukünftiges Modell einigen. Dabei konzentriert man sich zunächst auf die elf Projektgemeinden aus dem Kernraum der Nationalparkregion. Erklärtes Ziel ist es aber, aus Gästesicht auf die Region zu blicken – und die machen vor Gemeindegrenzen nicht halt.
Es werden deshalb in der Phase 2 auch strukturelle Überlegungen angestellt, wie und wann weitere Kommunen eingebunden werden können. Für das „Wie“ der Einbindung wird es einen Fahrplan geben und es werden rechtzeitig mit allen Interessierten Gespräche geführt. Die Tür steht in diesem ergebnisoffenen Prozess also weiterhin für zusätzliche Partner offen. Neuschönaus Bürgermeister Heinz Wolf ist als Vorsitzender des Zweckverbandes Nationalparkgemeinden überzeugt: „Der Zug für eine bessere Zusammenarbeit im Tourismus hat Fahrt aufgenommen und wir haben in der Projekt-Phase 1 sehr viele und gute Erkenntnisse gewonnen, die für die Entwicklung der neuen Tourismusstruktur in Phase 2 hilfreich sind. Die Ergebnisse haben uns aufgezeigt, dass zwar ein sehr großes touristisches Angebot für unsere Gäste in der Region vorhanden ist, aber dieses nicht gemeinsam genutzt und vermarktet wird. Nutzen wir dieses Potenzial und gehen wir die neue Tourismusstruktur an, denn nur gemeinsam sind wir stark.“
Zukunftswerkstatt: Modellvarianten vorstellen und diskutieren
Nach der erfolgreichen Visionswerkstatt im vergangenen Oktober in Spiegelau, auf der unter anderem die Ergebnisse der Analysephase diskutiert wurden, wird nun im Rahmen der Zukunftswerkstatt konkret an den Vorschlägen der Agenturen zur verbesserten und effizienten Zusammenarbeit der Beteiligten gearbeitet.
Vorgestellt werden verschiedene Modellvarianten, bei denen es unter anderem um Fragen der Rechtsform, der Finanzierung und der Einbindung öffentlicher und privater Partner gehen wird. Das Ziel: Es soll eine effizient arbeitende, professionelle Tourismusorganisation entstehen, die den Betrieb der Tourist-Informationen in der Region organisiert, sich um die konzeptionelle Infrastrukturentwicklung kümmert und in Kooperation mit den Unternehmen, dem Nationalpark und dem Tourismusverband Ostbayern ein gästeorientiertes Produkt- und Qualitätsmanagement übernimmt. Für den Projektleiter Alexander Schuler vom Beratungsunternehmen BTE steht jedenfalls bereits fest: „Die Ausgangsbasis für eine professionelle neue Tourismusorganisation sind gut: Die Akteure sind motiviert, finanziell verfügen die Partner zusammengenommen über einen guten Grundstock und in der Nationalparkregion gibt es eine Vielzahl an reizvollen Angeboten. Die neue Organisation wird dies bündeln und für die Gäste schmackhaft machen.“
Nächste Schritte sind bereits in Vorbereitung
Auch die nächsten Schritte nach der Zukunftswerkstatt werden bereits vorbereitet: Die Agenturen planen, allen Gemeinderäten der Projektkommunen im Februar einen Überblick zur Analyse sowie zu den Modellen zu bieten – und sich dabei Wünsche und Anregungen abzuholen. Bis April wird auch das ausgearbeitete Organisationsmodell, inklusive Businessplan und Fahrplan, für die Umsetzung vorliegen. Die Phase 2 endet schließlich im Mai 2013 mit einer erneuten Kommunikation und Diskussion in den Kommunalparlamenten und den unterschriebenen Absichtserklärungen der Kommunen zur Gründung einer neuen Tourismusorganisation. Ab Mai startet dann die letzte Phase des Projektes: Die Umsetzung des Modells und der Aufbau der neuen Struktur.
Die Strukturreform, die durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Rahmen des Förderprogramms Leader gefördert wird, ist kein einfaches Unterfangen. In der ersten Phase wurde deshalb zunächst ein Lagebild der touristischen Entwicklung der Nationalparkregion Bayerischer Wald erstellt.
Die Ergebnisse dieser Analyse werden auf Seite 2 zusammenfassend dargestellt: