Aus dem alten Schulhaus in Leopoldsreut soll eine gemütliche Einkehrmöglichkeit werden - so der Plan von Besitzer Markus Trauner.

Leopoldsreut/Haus im Wald. Wo einst die Leopoldsreuter Buben und Mädchen das Lesen und Rechnen gelernt haben, sollen bald bayerische Schmankerl auf den Tisch kommen. Wo einst der „Sandhaisana“ Dorf-Lehrer gewohnt hat, sollen bald Gäste nächtigen können.

Hat ein Faible für das Alte: Markus Trauner möchte bis 2016 die Schule in Leopoldsreut renovieren – ein gemütliches Brotzeitstüberl für Wanderer und Touristen soll dort entstehen.

Markus Trauner (40) aus Furth bei Haus im Wald, seit mehr als eineinhalb Jahren Besitzer des ehemaligen Schulhauses in Leopoldsreut (Gemeinde Bischofsreut; im Volksmund wird das Dorf Leopoldsreut auch heute noch „Sandhäuser“ genannt), hat Großes vor: Aus dem im Jahre 1905 erbauten Gebäude soll ein schmuckes „Brotzeitstüberl“ werden. „Was Außergewöhnliches, nichts von der Stange“ – so das ehrgeizige Vorhaben des Unternehmers. Neues Leben im verlassenen Dorf!

„Leopoldsreut und seine Geschichte – das ist einmalig in Deutschland“

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Sein freiheitsliebender Gedanke und sein Faible für das Alte machten ihn auf das Gebäude aufmerksam. „Leopoldsreut und seine Geschichte – das ist einfach einmalig in ganz Deutschland“, schwärmt der 40-jährige Inhaber einer Lackiererei in Grafenau. Das Einzigartige des seit 1962 verlassenen und auf über 1100 Metern gelegenen Dorfes möchte Trauner aber nicht ausschließlich für sich behalten. Schon länger reifte in ihm der Gedanke, eine kleine Einkehrmöglichkeit in Leopoldsreut für Wanderer und Touristen zu schaffen.

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Bis 2016 soll aus dieser Idee Wirklichkeit werden. Ein relativ langer Zeitraum. Betrachtet man aber die Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hat, versteht man die drei Jahre Vorbereitungszeit nur zu gut: Viele Vorschriften und Normen müssen eingehalten werden. „Schritt für Schritt geht es voran“, gibt er sich kämpferisch – beklagt aber: „Es gibt viele Hürden, die man überwinden muss. Manche wollen einfach, dass hier oben nichts verändert wird.“ Vor allem der Denkmalschutz und die Bayerischen Staatsforsten sind Trauner zufolge hier an erster Stelle zu nennen.

„Das ist eine sinnvolle Ergänzung – wir sind um jede Nutzung froh“

Michael Held, Leiter des Forstbetriebes Neureichenau, weist diese Vorwürfe jedoch zurück. Er möchte sich an verschiedenen Gerüchten und Diskussionen nicht beteiligen, sondern stellt klar: Man befürworte das Projekt von Markus Trauner. „Das ist eine sinnvolle Ergänzung. Wir sind um jede Nutzung froh – allerdings unter bestimmen Voraussetzungen, die beispielsweise auch dem Denkmalschutz entsprechen.“ Ihm sei eine gute Zusammenarbeit mit den Investoren wichtig, so Held. Er erinnert sich an bereits gescheiterte Anläufe, die alte Schule in Leopoldsreut anderweitig wiederzubeleben. Kein Strom, kein Abwasser, weit entfernte Parkplätze – „die Investitionen wären einfach zu hoch“.

Das auf 1108 Höhenmetern gelegene Schulhaus galt bis zur Auflösung des Betriebs als höchstgelegene Schule Deutschlands.

Markus Trauner sieht darin kein Problem. Er hat sich sogar schon überlegt, wie die alte Schule gastronomisch wohl am besten genutzt werden könnte. Im ehemaligen Klassenzimmer im Erdgeschoss soll eine gemütliche Gaststube für bis zu 30 Personen entstehen. Im ersten Stock – dort befand sich die ehemalige Lehrerwohnung – sollen drei Gästezimmer Platz finden. Das Dachgeschoss wird Trauner mit einer kleinen Wohnung selber nutzen. Der Unternehmer denkt auch daran, die Gastronomie zu verpachten – wobei er „Scharfrichter“ Walter Landshuter ins Spiel bringt – selbst ein gebürtiger Leopoldsreuter. Obwohl das Gebäude umfunktioniert wird, möchte Trauner den Charakter des Schulhauses nicht verändern. „Vom Stil her bleibt es gleich“, macht er klar.

„Ansonsten stirbt meine frühere Heimat vollkommen aus“

Davon, dass wieder neues Leben in das leerstehende Schulhaus und in das verlassene Dorf Leopoldsreut einziehen soll, ist Stilla Moritz angetan. Die 85-jährige gebürtige Leopoldsreuterin besuchte von 1933 an die Schule, drückte in jenem Zimmer die Schulbank, in dem bald Wanderer bewirtet werden sollen. „Ich würde es schön finden, wenn es was wird“, sagt sie.

Aus dem Jahr 1939 stammt diese Aufnahme. Darauf zu sehen ist Karl Herzog (links), der letzte Lehrer in Leopoldsreut. Foto: zur Verfügung gestellt von Peter Hofer

Nur zu gerne erinnert sich die jetzige Herzogsreuterin an die Zeit in Leopoldsreut zurück. Sie erzählt von acht Mitschülern, mit denen sie die Schule in „Sandhaisan“ besuchte. Auch erinnert sie sich an den letzten Lehrer, Karl Herzog. Mit seiner Einberufung in die Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges endete am 1. September 1941 vorerst die Geschichte des alten Schulhauses. Ein neues Kapitel möchte nun Markus Trauner aufschlagen. Eine gute Idee, wie Stilla Moritz findet: „Ansonsten stirbt meine frühere Heimat vollkommen aus.“

Helmut Weigerstorfer


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0 thoughts on “„Sandhaisan“ – Neues Leben im verlassenen Dorf

  1. Das wäre spitze! Es wäre zudem eine große Bereicherung für den Tourismus rund um den Hadel sowie die ideale Ergänzung zum Aussichtsturm der Waldvereinssektion Leopoldsreut.

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