Freyung. Wie schafft man es, dass sich Tschechen und Deutsche kennenlernen, sich der Nachbar also auch mal drent beziehungsweise herent umschaut – und sich daraus langjährige grenzüberschreitende Freundschaften bilden? Ein geeigneter Ort für solche Begegnungen ist zum Beispiel die Schule: Kürzlich besuchten erstmals vierzehn Schüler aus dem tschechischen Žliv mit ihren Lehrkräften die Realschule in Freyung. Aus diesem gelungenen Auftakt soll eine langfristige Partnerschaft entstehen. Dieses erste Treffen wurde unter anderem von der Euregio ermöglicht, die Mittel aus dem europäischen Förderprogramm dafür zur Verfügung stellte.
Gemeinsames Schulprojekt zu erneuerbaren Energien
Nach einer gut hundert Kilometer langen Fahrt trafen die vierzehn Schüler der Realschule aus Žliv, einem Städtchen in der Nähe von Budweis, gemeinsam mit ihren Lehrkräften an der Realschule Freyung ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich nur die Schulleitung gegenseitig besucht. Nach einem Jahr der Vorbereitung sollten nun also die Schüler in die Partnerschaft miteinbezogen werden.
Um mit der Schule in Žliv über das Kennenlernen hinaus gleich eine gemeinschaftliche Aktion zu starten, setzte man auf Initiative von Realschullehrer Thomas Aigner ein physikalisches Projekt um, das erneuerbare Energien behandelt. Aus den Mitteln des europäischen Förderprogramms Euregio konnten Schülerübungskästen und andere Versuchsgerätschaften angeschafft werden, mit denen sich Schüler eigenständig in die komplexe Thematik einarbeiten können. In Freyung setzten sich die Schüler der Klassen 9a und 9b im Rahmen ihrer verpflichtenden Projektarbeit mit den Aspekten derzeitiger und künftiger Energiebereitstellung auseinander. Sie sollten sich so Gedanken darüber machen, welche verschiedenen Möglichkeiten der Energieumwandlung es gibt – und welche technischen Voraussetzungen für eine tragfähige Energieversorgung erfüllt werden müssen. Die bereits ausgebildeten Schüler brachten das Gelernte anschließend als Tutoren ihren tschechischen Kollegen bei.
Frühe Kontakte zwischen Schülern sollen zu guter Nachbarschaft führen
Die Jugendlichen arbeiteten in gemischten Teams eifrig ihre Stationen ab und tauschten sich über die Ergebnisse aus. Als gemeinsame Sprache diente dabei Englisch. Denn obwohl die tschechischen Schüler Deutsch lernen, mussten sie bei der physikalischen Fachsprache oft mit Händen und Füßen reden, was die Schüler erstaunlicherweise aber eher verband als trennte.
Schulleiter Josef Wimmer bot den tschechischen Gästen außerdem einen ersten Einblick in den schulischen Alltag an der bayerischen Realschule. So durften sie unter anderem an einigen Unterrichtsstunden teilnehmen, wie „Mathematik am Computer“ und „physikalische Übungen“. Viel Anklang fanden auch die erneuerbaren Energien vor Ort: Die Hackschnitzelheizung, mit der fast der gesamte Wärmebedarf der Schule und auch der anderer Gebäude umweltfreundlich gedeckt wird, konnte ebenso vorgeführt werden wie die vor kurzem am Realschuldach installierte Photovoltaikanlage, die seit kurzem den Strom für etwa vierzig Haushalte liefert.
Nicht nur ein abendlicher Spaziergang durch Freyung, eine Stadtbesichtigung und die Übernachtung der tschechischen Gäste an der Realschule sorgten für gute Stimmung unter den Nachbarn, sondern auch die neuen Freundschaften, die an diesen beiden Tagen geknüpft werden konnten. Die Jugendlichen haben bereits Emailadressen und soziale Netzwerkkontakte ausgetauscht. Bleibt zu hoffen, dass sich diese frühen Kontakte zu einer guten, langjährigen Nachbarschaft entwickeln.
da Hog’n