Neureichenau/Passau. Nein, Vorbilder hat Dagmar Isabell Schmidbauer keine. Sie hat im Laufe der Jahre ihre ganz eigene Schreibe entwickelt, die sie selbst als den „Schmidbauer-Stil“ bezeichnet. Und die 50-Jährige hat damit Erfolg. Ihre vier Krimis werden in ganz Deutschland verkauft. „Bisher habe ich nur positive Rückmeldungen und Bewertungen bekommen“, sagt die Neureichenauerin stolz. Diese Erfolge sind für sie der Antrieb für neue Krimis, für neue Ideen: Das nächste Buch ist schon in Arbeit, Ende 2013 soll es erscheinen.
Genauso wie „Der Tote vom Oberhaus“ und „Marionette des Teufels“ soll auch der nächste Krimi wieder in Passau spielen. Und wieder werden Franziska Steinbacher und Hannes Hollermann für die dortige Mordkommission ermitteln. Dass ausgerechnet die Dreiflüssestadt Hauptort in Dagmar Schmidbauers Büchern ist, ist dabei kein Zufall. „Passau gefällt mir einfach“, sagt sie. Obwohl die Mordfälle und Recherchen allesamt in der Region stattfinden, sind für Schmidbauer selbst ihre Werke keine Heimatkrimis der herkömmlichen Art. „Ich bin ja nicht von hier und ich wollte auch nicht, dass die Figuren im Dialekt sprechen.“ Dennoch: Die Krimi-Autorin, in Stuttgart und im Rhein-Main-Gebiet aufgewachsen, fühlt sich im Bayerischen Wald wohl. Spricht sie von Neureichenau, fällt immer wieder das Wort Heimat. Und sie möchte der Region etwas zurückgeben – mit ihren Büchern.
Sie ist begeistert von der Kombination aus Recherche und Kreativität
Das erste Mal als Schriftstellerin trat Dagmar Schmidbauer im Jahr 2003 in Erscheinung. Damals erschien ihr erster Krimi mit dem Titel „Dann stirb doch selber“. Nachdem ihre sechs Kinder einigermaßen selbstständig waren, wollte die heute 50-Jährige endlich wieder ihrem Hobby nachgehen – und das war seit jeher die Schreiberei. „Das hat mich schon in der Schule begeistert. Aufsätze schreiben war einfach schön.“ Vor allem im Krimi-Genre fand sie dann ihre Erfüllung. Denn dort kann sie ihr Interesse für Gerichtsmedizin und Kriminalistik am besten ausleben. Die Kombination aus Unfallszenerie, für die aufwändige Recherchen nötig sind, und den menschlichen Komponenten ihrer Figuren, bei denen man der Kreativität freien Lauf lassen kann, haben es ihr angetan.
Nach diesem Muster geht die Waidlerin dann auch beim Schreiben vor. Zuerst hat sie die Idee, welche Todesart in ihrem neuen Krimi vorkommen soll. „Das sitzt dann einfach in meinem Kopf fest.“ Dann fügt sie nach und nach einen Baustein nach dem anderen zusammen. Neben zahlreichen Ortsbegehungen sind das vor allem Szenen und Personen. Das hält Dagmar Schmidbauer auf verschiedenen Kartei-Kärtchen fest, bastelt sich ein Grundgerüst und schmückt es dann aus – und fertig ist der neue Krimi.
Nein, ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht … Von der viel zitierten Schreibblockade bleibt Dagmar Schmidbauer aber glücklicherweise verschont. „Sowas gibt es bei mir nicht. Wenn ich nicht weiter weiß, lese ich mir alles nochmal durch – und dann läuft es wieder.“ Bis zu einem Jahr arbeitet die Neureichenauerin an einem Buch, erst dann gibt sie es an ihre Lektoren und Korrektoren weiter. Der nächste Schritt wäre die Weitergabe an einen Verlag.
„Bei mir gibt es nur schwierige Fälle und findige Kommissare“
„Die sind aber sehr schwierig. Ich habe mich bei einigen großen Verlagen beworben, aber die haben meine Vorlagen nicht mal angeschaut.“ Die logische Konsequenz: Dagmar Schmidbauer gründete ihren eigenen Verlag – „Renumero“. Nach dem Schreiben heißt es für die Schriftstellerin also nicht: zurücklehnen und neue Ideen ausgrübeln. Sondern vielmehr: packen, packen, packen. Neben ihrem Büro befindet sich nämlich ein Lagerraum, in dem sämtliche Schmidbauer-Krimis gehortet – und auch verpackt und verschickt werden. Rund 300 Buchhändler hat sie schon angeschrieben, um ihren Verlag bekannter zu machen – ein enormer Zeitaufwand. „Das ist schon alles sehr schwierig. Aber meine Kinder und mein Mann unterstützen mich, wo sie nur können.“
Viel lieber als im Lagerraum hält sich Dagmar Schmidbauer an ihrem Schreibtisch auf und überlegt sich neue, schauderhafte Mordfälle in Passau. Wichtig dabei: „Ich möchte die Polizei keinesfalls negativ darstellen. Bei mir gibt es immer schwierige Fälle, die von findigen Kommissaren gelöst werden.“ Eventuelle Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen schließt sie dabei aus, all ihre Figuren sind fiktiv. Eben wie die Kommissare Franziska Steinbacher und Hannes Hollermann. Die Autorin verrät über ihr neues Werk nur so viel: „Im nächsten Krimi sucht Passau ein Hochwasser heim – und freilich wird wieder gemordet.“
Helmut Weigerstorfer