Deching. Großes Unternehmen mit langer Tradition: 1926 wurde das Unternehmen Karl Bachl gegründet, Mauerziegeln wurden damals hergestellt. Mittlerweile gehört der Betrieb zu den „Big Player“ – mit gut 1.800 Mitarbeitern und zahlreichen Werken. Seine Wurzeln hat die Firma Bachl aber nicht vergessen: Die Firmengruppe um Chef Karl Bachl jun. setzt sich für die Region ein und rekrutiert die meisten seiner Auszubildenden aus dem Bayerischen Wald. Personalleiterin Christine Bachl spricht im Hog’n-Interview über die aktuelle Ausbildungslage und die Probleme der gewerblichen Berufe.
Frau Bachl, beschreiben Sie bitte kurz ihren Betrieb.
Unsere Firmengruppe bietet viele Produkte und Dienstleistungen rund um den Bereich Bau. Wir wickeln, teilweise als Generalunternehmer, Bauaufträge von öffentlicher sowie privater Hand ab und produzieren Baustoffe und Fertigteile aus Beton und Stahlbeton. Außerdem stellen wir an insgesamt 13 Standorten im In- und Ausland viele unterschiedliche Dämmstoffe und Folien her. Ebenso gehört die Produktion von Fenstern und Türen aus Kunststoff und Aluminium zu unserem Tätigkeitsfeld. Eine Autowerksatt und der Handel mit Neu- und Gebrauchtwagen sind weitere Standbeine. Insgesamt beschäftigen wir rund 1.800 Mitarbeiter.
Mehr Mädls im Handwerk – aber nur wenn es deren ehrlicher Wunsch ist
Welche Ausbildungsberufe bietet die Firma Bachl an?
Wir bieten Ausbildungsplätze für folgende Berufe an: Automobilkauffrau/-mann, Bürokauffrau/-mann, Fachkraft für Lagerlogistik, Bauzeichner, Metallbauer, Elektroanlagenmonteur, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Glaser für die Fachrichtung Fenster-, Türen- und Glasfassadenbau, Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik, Maurer, Straßenbauer, Beton- und Stahlbetonbauer, Rohrleitungsbauer, Kfz-Mechatroniker.
Wie viele Azubis haben Sie derzeit?
In der gesamten Firmengruppe beschäftigen wir derzeit 93 Auszubildende – fast alle an unseren Standorten in Niederbayern. Wir wissen, dass die Azubis von heute unsere Fachkräfte von morgen sind und versuchen daher, so vielen jungen Leuten wie möglich eine gute Ausbildung anzubieten.
Mit welchen Abschlüssen bewerben sich die Schulabgänger bei Ihnen?
Je nach angestrebtem Ausbildungsberuf: vom Mittelschulabgänger bis hin zum Abiturienten. Für die handwerklichen Berufe haben wir überwiegend Schulabsolventen mit Quali.
Bewerben sich mehr männliche als weibliche Jugendliche? Würden Sie sich bei den Handwerksberufen mehr weibliches Personal wünschen?
Im Handwerksbereich gibt es fast ausschließlich männliche Bewerber. Wir haben aber beispielsweise auch schon eine Kfz-Mechanikerin ausgebildet. Klar würde ich es begrüßen, wenn sich mehr Mädls für handwerkliche Berufe interessieren. Allerdings nur, wenn es ihr ehrlicher Wunsch ist einen solchen Beruf zu erlernen – und nicht nur eine vorübergehende Laune.
Kommen die Bewerbungen ausschließlich aus der Region?
Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, kommen die Bewerbungen ausschließlich aus der Region.
Wie viele Bewerbungen erhalten Sie pro Jahr? Geht die Anzahl der Bewerbungen zurück?
Das dürften insgesamt an die 120 Bewerbungen sein. In den letzten drei Jahren haben wir bemerkt, dass die Zahl der Bewerbungen für Ausbildungsplätze in den gewerblichen Berufen zurückgeht.
„Gerade im gewerblichen Bereich lässt sich gutes Geld verdienen“
Woran liegt das? Sind diese Ausbildungszweige vielleicht nicht mehr so gefragt?
Möglicherweise. Wahrscheinlich haben viele junge Leute eine falsche Vorstellung von den Berufsbildern. Insbesondere die Tätigkeiten „auf dem Bau“ haben – völlig zu Unrecht – ein schlechtes Image. Natürlich spielt bei den rückläufigen Bewerberzahlen auch der demographische Wandel eine Rolle, der zurzeit ja in aller Munde ist.
Was antworten Sie denjenigen Schülern, die behaupten, dass Handwerksberufe „zu anstrengend“ seien und sich damit ohnehin kein Geld verdienen lasse?
Wenn Sie einige Jahre zurückblicken: Was hat sich in Sachen Ausbildung alles getan, was hat sich verändert? Sind die Anforderungen an die Azubis gestiegen?
Ganz ehrlich: Aufgrund meines noch nicht ganz so fortgeschrittenen Alters fällt mir ein Rückblick schwer. Ich denke aber schon, dass in vielen Berufen die Anforderungen sowohl in der Berufsschule als auch in der betrieblichen Ausbildung gestiegen sind. Mit dem stetig wachsenden technischen Fortschritt steigen natürlich auch die Anforderungen in den einzelnen Berufen. Viele Anlagen und Geräte laufen jetzt computergestützt, was mehr technische Kenntnisse bei der Bedienung oder der Reparatur voraussetzt als früher.
Hat es der Bayerische Wald im Baugewerbe schwerer als anderswo in Deutschland?
Auch im Baugewerbe muss man im Bayerischen Wald wohl etwas mehr kämpfen als in anderen Regionen. Natürlich gibt es hier nicht so viele Bauaufträge wie in den Ballungszentren. Durch die relativ niedrige Bevölkerungsdichte ist auch das Angebot an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt nicht so üppig. Deshalb sind wir besonders froh, dass wir so viele zuverlässige, arbeitsame und loyale Mitarbeiter haben, die teilweise schon mehrere Jahrzehnte in unserer Firma arbeiten.
„Bei einigen Schulabgängern hapert es in Mathe und Deutsch“
Was denken Sie: Werden die Schüler heutzutage gut genug auf die Berufswelt vorbereitet?
Die Schulen legen heute großen Wert darauf, dass die Schüler zur Berufsorientierung teilweise an mehreren „Schnupperpraktika“ teilnehmen. Außerdem werden viele Berufsinformationstage, Ausbildungsmessen etc. organisiert. Dadurch haben die Schüler schon eine Vorstellung von dem Beruf, den sie später erlernen möchten – und können so bereits während der Schulzeit einige praktische Erfahrungen sammeln.
Die genannten Angebote kosten aber natürlich auch eine Menge Zeit, die meiner Meinung nach beim „normalen“ Schulunterricht fehlt. Es kommt deshalb vor, dass es bei Schulabgängern an den Grundlagen in Mathe oder Deutsch hapert.
Wie ist es um die soziale Kompetenz der heutigen Azubis und Bewerber bestellt?
Meinen Beobachtungen zufolge wurde in den vergangenen Jahren an allen Schulen sehr großes Augenmerk auf die Förderung der sozialen Kompetenzen gelegt. Die Bewerber sind sich zumeist auch dessen bewusst, dass die Firmen bei der Azubi-Auswahl neben guten Zeugnissen auch Wert auf soziale Kompetenz legen.
Andererseits sollte man bei teilweise erst 15-jährigen Bewerbern diesen Aspekt auch nicht überbewerten. Auch die Ausbildungsbetriebe sind gefordert, während der Ausbildung die sozialen Kompetenzen der jungen Leute zu fördern. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Lehrlinge hinsichtlich ihrer Persönlichkeit und ihrer sozialen Kompetenz während der Ausbildungsjahre weiterentwickeln.
Abschließende Frage: Was sollte ein Schüler mitbringen, der eine Ausbildung bei der Firma Bachl beginnen möchte?
Auf jeden Fall ein hohes Maß an Interesse – sowohl an der betrieblichen Ausbildung als auch am Berufsschulunterricht -, Fleiß, Durchhaltevermögen und natürlich das nötige handwerkliche Geschick.
Frau Bachl: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.
Interview: da Hog’n