
Der Beruf des Kaminkehrers hat sich verändert. Hier macht Klaus Schuster eine CO- und Feinstaubmessung an einer modernen Pelletsheizung. Foto: privat
Schönbrunn am Lusen. Genau 20 Jahre ist es her, dass Bezirkskaminkehrer und Energieberater Klaus Schuster seine Gesellenprüfung abgelegt hat. Vieles hat sich seitdem in dem traditionellen Handwerksberuf verändert: Mit dem bloßen Reinigen der Schornsteine ist es längst nicht mehr getan – mittlerweile prüfen die Kaminkehrer Heizanlagen, kümmern sich um Energieeinsparmöglichkeiten und vieles mehr. Als „Sicherheits-, Energie- und Umweltexperte“ bezeichnet der 42-jährige Schönbrunner heute die Mitglieder seines Berufsstands. Wir wollten von ihm wissen, welche Fähigkeiten Schulabgänger für die Ausbildung zum Kaminkehrer mitbringen müssen, wer sich heute dafür bewirbt und was er denjenigen Berufseinsteigern antwortet, die mit Handwerksberufen nicht viel anfangen können.
„Mehr Frauen würden dem Handwerk gut tun“
Herr Schuster, beschreiben Sie doch einmal kurz Ihren Betrieb.
Mein Betrieb besteht aus zwei Facharbeitern, einem Auszubildenden sowie einer Bürokraft. Wir decken die ganze Bandbreite des Kaminkehrerhandwerks ab: vom Prüfen, Messen, Kehren über Abnahmen von Heizungsanlagen bis hin zur Feuerungstechnik, vorbeugendem Brandschutz etc. Zudem bieten wir Energieberatungen und alles, was dazu gehört, an. Seit kurzem sind wir auch Fachbetrieb für Verkauf, Wartung und Installation von Rauchwarnmeldern. Man kann sagen: Wir Kaminkeher sind mittlerweile echte Sicherheits-, Energie- und Umweltexperten.
Mit welchen Abschlüssen bewerben sich die Schulabgänger bei Ihnen?
Die meisten Bewerber haben wir von den Realschulen, also mit Mittlerer Reife.
Der Beruf des Kaminkehrers gilt ja als Männerdomäne. Würden Sie sich im Handwerksberuf auch mehr weibliches Personal wünschen?
Es bewerben sich tatsächlich viel mehr männliche Schulabgänger als weibliche – doch von einer reinen Männerdomäne kann man nicht mehr sprechen. Immer wieder mal sind auch junge Frauen unter den Bewerbern. Mehr Frauen würden dem Handwerk im Allgemeinen gut tun. In ganz Niederbayern haben wir derzeit rund 15 Kaminkehrerinnen. Leider entscheiden sich immer noch zu wenige für diesen Beruf.
Kommen denn die Bewerbungen ausschließlich aus der Region? Oder auch von weiter weg?
Nein, die kommen hauptsächlich aus dem Landkreis Freyung-Grafenau.
Wie viele erhalten Sie im Schnitt jährlich? Ist die Anzahl rückläufig oder eher steigend?
Im Schnitt sind es zwischen sechs und acht pro Jahr. Momentan steigt die Anzahl der Bewerbungen wieder leicht an.
„Büroarbeiten sind mittlerweile genauso anstrengend“
Woran liegt das, glauben Sie?
In unserer strukturschwachen Region – dazu zähle ich die Landkreise Freyung-Grafenau, Regen und Passau – sind Handwerksberufe anscheinend noch etwas gefragter als anderswo. In den anderen Landkreisen sieht es da schon schlechter aus: Gegen große Firmen in der Industrie kann man da als kleiner Handwerksbetrieb nicht mithalten. Zudem denke ich, dass das Handwerk ein Image-Problem hat. Denn viele Jugendliche wissen heutzutage gar nicht mehr, was sich hinter einem Handwerksberuf eigentlich genau verbirgt.
Was antworten Sie denjenigen Schülern, die die Meinung vertreten: ‚Handwerkliches Arbeiten ist mir zu anstrengend – und damit kann ich ohnehin kein Geld verdienen‘?
Ich denke: Büroarbeiten sind mittlerweile genauso anstrengend. Die Löhne im Handwerk können sich sehen lassen und werden sich in der Zukunft aufgrund des demografischen Wandels nach oben bewegen. Zudem hat man gute Aufstiegsmöglichkeiten zum Kaminkehrermeister, Techniker für Umweltschutz oder Betriebswirt.
Als Meister kann man seinen eigenen Betrieb gründen oder Führungsaufgaben in einem Betrieb übernehmen. Außerdem gibt es die Studiengänge Versorgungs- und Umwelttechnik, Klima- und Heiztechnik, Energie- und Wärmetechnik sowie Umwelttechnik und Umweltschutz.
Sind die Anforderungen an die Azubis gestiegen?
Eigentlich nicht. Gefragt sind nach wie vor: ein gutes Allgemeinwissen bzw. gute Schulkenntnisse in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie und Deutsch. Hinzukommen die körperliche Fitness, Kontaktfreudigkeit und Ehrlichkeit. Außerdem sollte man selbständig arbeiten können und höhensicher sein.
„Aber das ist eben der ganz normale Lauf der Dinge“
Was sollte an der Ausbildungssituation in Ihrem Handwerkszweig verbessert werden?
Zum 1. September 2012 ist die neue Ausbildungsordnung in Kraft getreten. Das Berufsbild wurde dadurch noch umfangreicher definiert. Viele neue Themen sind hinzugekommen, viele alte wurde gestrichen. Meiner Meinung nach sind wir somit für die Zukunft gut aufgestellt.
Wenn Sie 20 Jahre zurückblicken: Was hat sich in Ihrem Beruf in Sachen Ausbildung alles getan?
Es hat sich sehr viel verändert. Damals gab es etwa noch keine Energieberatungen. Auch das Thema Feuerungstechnik steckte noch in den Kinderschuhen – und war mit der heutigen Technik nicht vergleichbar. Aber das ist eben der ganz normale Lauf der Dinge.
Herr Schuster, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Helmut Weigerstorfer
Ich denke schon, dass das Imigage-Problem der Handwerksberufe mit dem Lohn in den ländlichen Gegenden zu tun hat. Ein Fliesenleger im LDK Cham verdient nur 1300 € netto; im Backgewerbe geht man sogar nur mit 1150 € heim so schaut es an den meisten Handwerksfronten wohl ähnlich aus in unserer Gegend. Wer das Geld für den Meister überhaupt aufbringen kann,wir sich auch schwer tun gleich seine eigene Firma aufzumachen und eine Anstellung als solcher zu finden ist auch sehr schwierig, geht man nicht von zu Hause weg oder auf Montage!
Außerdem können in den meisten Berufen ungelernte Hilfsarbeiter billig eingestellt werden was den Gelernten zusätzlich die Berufsaussichten verschlechtert.
Da ist der Kaminkehrerberuf noch einer der besseren Ausbildungen mit weitreichenderen beruflichen Chancen.