Lichtenau. Paul Freund, besser bekannt als „Kelten-Paul“, kennt sich aus, wenn es um vergangene Zeiten, Brauchtümer und Traditionen geht – das ist weitum bekannt. Wann allerdings da Hog’n zum ersten Mal in seinem Heimatdorf Lichtenau (Gemeinde Ringelai) umgegangen ist, weiß er nicht. Zu alltäglich, zu allgegenwärtig war das Stückchen Holz mit dem daran befestigten Nachrichtenzettel zur damaligen Zeit, erinnert sich der 71-Jährige. Im Gegensatz zu anderen Dörfern geht aber in Lichtenau da Hog’n auch heute noch um. „Es würde etwas fehlen, wenn das nicht mehr so wäre“, ist sich Freund sicher und lächelt.
Aus dem Usus von damals ist mittlerweile ein Ritual geworden, das von den Dörflern gehegt und gepflegt wird. Müssen Wege instand gesetzt, Schneezeichen aufgestellt oder muss ein neuer Maibaum ausfindig gemacht werden, dann geht da Hog’n um – und alle sind schnell informiert. Zuständig für das traditionelle Nachrichten-Überbringen ist jedes Jahr ein anderer Hausbesitzer, von denen es insgesamt 13 in Lichtenau gibt.
Am Martinitag (11. November) trifft sich die Dorfgemeinschaft, diskutiert wichtige Themen – und gibt es aufm Hog’n weiter. Jahr für Jahr. Dorfbewohner an Dorfbewohner. Der sogenannte Ortsführer ist dann so etwas wie der Hog’n-Chefredakteur in Lichtenau: „Er bestimmt, welche Informationen mit dem Hog’n weitergegeben werden, er ist Ausgangs- und Endpunkt der Nachrichten“, erklärt Paul Freund. Die Mitteilung wird via Hog’n von Haus zu Haus gereicht – wurde sie gelesen, muss unterschrieben werden. „Denn dann kann keiner sagen, ihm wurde nichts gesagt.“
Schon viele wollten den Lichtenauern ihren Haselnuss-Hog’n „abschmatzen“, wie der Kelten-Paul erklärt. Aber nie haben die Dorfbewohner auch nur einen Moment daran gedacht ihn herzugeben. Zu stolz sind die Menschen dort auf ihre Tradition. „Da Hog’n ist sowas wie ein dörfliches Hoheitszeichen“, erklärt Freund nicht ohne Stolz – und legt das dünne Stöckchen sorgsam an seinen Platz zurück.
Da Hog’n