Schönberg. „Jeder ist anders, jeder ist gut“, mit diesem Song starten die Chiemseer Burschen von der Keller-Steff-Band in gewohnt lässiger Manier ihr Konzert am Samstag im Schönberger Kunst- und Kulturzentrum (KuK). Mit seinen unverblümt schnittigen Mundarttexten beschreibt der „Bob Dylan vom Chiemsee“ Episoden aus dem ländlichen Alltagsleben, die das bayerische Gemüt bis ins Mark treffen. Angeln für Anfänger, oder: ein Konzertabend mit dem Keller Steff.

Als er im Kinderwagl lag, hat’s mal auf den Keller Steff draufgehagelt
Ob das jetzt der „hoizdammische Nachbar“ im Lied „Modorsog“ ist oder der Hagelsturm, der in „Naturgewalten“ sein selbst gebautes „Tomatenhäusl umgwachld hod“ – viele im Publikum, jung wie alt, können sich damit identifizieren. Laut seinem Vater hat’s im Kindesalter mal auf den Steff draufgehagelt, als er im Kinderwagl lag. Das soll erklären, warum er so ist wie er ist. Eine weitere Erklärung dafür könnte aber auch sein, dass er als Fünfjähriger beim händischen Anlassen eines Bulldogs mit einer Kurbel rückwärts weg geschleudert wurde, weil sich sein Anorak in der Kurbel verfangen hatte.
Der Bulldog spielt in seinem Leben eine große Rolle, denn „damit nix passiert, braucht ma imma an Bulldogfahrer, der sei Handwerk ko!“ Natürlich darf neben „Bulldogfahrer“ der andere Klassiker, nämlich „Kaibeziang“, nicht fehlen. In „Narrisch“ beschreibt er mit seiner unverwechselbaren Reibeisenstimme das Haare raufen des Vaters anlässlich seiner jugendlichen Eskapaden. Seine Musik ist eine Mischung aus Blues und Folk – getreu seinen Vorbildern John Lee Hoker und Bob Dylan. Aber auch eine Fredl-Fesl-Kassette hat er zwischendurch mal eingelegt und so seinen unvergleichlichen Sound gefunden.

Inzwischen kann sich der Vater über den beruflichen Erfolg seines Sohnes nicht mehr beschweren. Auch wenn er sich erst als Pistenraupenfahrer, KfZ-Mechaniker, Schlosser und Landschaftsgärtner ausprobiert hat, bis die Musik zum Geld verdienen reichte. Als Vorband und Bulldogfahrer der legendären „LaBrassBanda“, mit der er ab 2008 unterwegs war, schaffte er den Durchbruch. Doch inzwischen hat er sich quasi aus ihrem Schatten herausgespielt – auch mit der Mundharmonika, die er immer wieder einsetzt. Wer zu Ehren des großen Gerhard Polt bei der Bayerischen Kulturpreisverleihung auftritt, die letzte Woche in München stattfand, der hat’s geschafft!
A Fetzngaudi, brillant-kurzweilige Unterhaltung und die Lust auf mehr
In den Anekdoten zwischen den Stücken legt er ebenfalls „Polt-Qualitäten“ an den Tag – und zeigt den Zuschauern seinen selbst geschnitzten „Königswobbler“, einen „Angelhaken“ mit hundertprozentiger Erfolgsquote. Zum „Königswobbler“-Song liefert er den Grundkurs im Angeln gleich mit und ist froh, dass er bei den Waidlern nicht erst bei Null anfangen muss wie bei den Münchnern, wo sich schon mal eine Dame aus dem Publikum am „Wobbler“ verletzt haben soll. Wahrscheinlich kommen ihm seine Ideen beim Schippern auf dem Chiemsee, seiner Heimat, die er gegen nichts in der Welt eintauschen möchte.

Das Publikum wartet schon gespannt bis er wieder zu erzählen anfängt. Nur bei den Bandkollegen fängt er sich hin und wieder einen missbilligenden Blick ein. Das Stück „Oma und Opa“, das von seinen streitenden Großeltern handelt, wird dann schon mal zehn Minuten lang, wenn der Steff als Opa und der Gerhart als Oma den Streit nachspielen. Seine exzellente Band, das ist der Feuerwehr-Kommandant Gerhart am Kontrabass, der „nebenberuflich“ noch Lehrer ist; der Franzi an der Gitarre, den der Steff schon aus der Schule kennt; und der Profimusiker Chris am Schlagzeug. Sie sind ein eingespieltes Team und bieten dem Publikum brillant-kurzweilige Unterhaltung – von der ersten bis zur letzten Minute.
Ein Abend mit dem Keller Steff kann also nur eine Fetzngaudi werden. Und jeder darf sich schon auf weitere Termine im Woid freuen – schließlich gibt’s da noch einiges zu erobern. Gut, dass der Steff nicht nur Schnitzer geblieben ist, sonst wäre Bayern um einen grandiosen Liedermacher ärmer!
Text und Fotos: Nadine Vogl