Freyung. Das StadtplatzCenter in Freyung und die dazugehörige Tiefgarage werden gebaut – zu den anvisierten Kosten und in der geplanten Zeitspanne. Christian Fürst, Sprecher der Investorengruppe BFIK (bestehend aus Josef Brodinger, Christian Fürst, Ernst Ilg und Norbert Kremsreiter), zeigt sich davon überzeugt. Die ungewollte „Publicity“ der vergangenen Tage habe das Ganze zwar nicht leichter gemacht – einige Unternehmer aus der Region, die Aufträge auf der Baustelle übernehmen wollten, seien nervös geworden. „Aber wir sind absolut im Zeitplan und arbeiten konzentriert weiter“, so Fürst. Die finanziellen Probleme beim Generalunternehmen Alpine Bau seien bei weitem nicht so dramatisch wie in manchen Berichten dargestellt – und man sei bereits dabei, sie zu lösen. Auf die Baustelle in Freyung habe das Ganze jedenfalls keinerlei negative Auswirkung gehabt – und werde es auch nicht haben, so Fürst weiter, der im Gespräch mit dem Hog’n auch erklärt, warum man keine heimische Firma als Generalunternehmer für den Bau verpflichtet hatte.
BFIK-Sprecher Fürst: „Hätten Aufträge gerne in die Region vergeben“
FDP-Stadtrat Gerhard Drexler brachte die Sache vergangene Woche ins Rollen. Zunächst hatte er mittels seiner Facebook-Seite auf Berichte über eine mögliche finanzielle Schieflage des Alpine-Konzerns aufmerksam gemacht. Mit einem Antrag in der jüngsten Stadtratssitzung hat Drexler dann für eine breitere öffentliche Diskussion darüber gesorgt. Er hatte angefragt, ob die Stadt über „Liquiditätsprobleme der Salzburger Alpine Bau informiert“ sei und ob und welche Risiken für die Stadt bei der ganzen Angelegenheit bestünden. In der Tiefgarage unter dem StadtplatzCenter entstehen auch öffentliche Parkplätze, die Stadt steckt laut Drexler mit einem Betrag von rund drei Millionen Euro in dem Bau drin. In einem nachgeschobenen Antrag forderte Drexler außerdem die Offenlegung des „Städtebaulichen Vertrags“, in dem die Details für den Deal zwischen der BFIK und der Stadt festgehalten sind.
Christian Fürst ist nicht begeistert von dieser „ganzen Publicity“. Und auch mit Drexlers Vorstoß, den „Städtebaulichen Vertrag“ zwischen den Investoren und der Stadt offenzulegen, kann er sich nicht anfreunden. Die Alpine werde ihre finanziellen Schwierigkeiten in Kürze lösen, unter anderem durch eine Finanzspritze vom Mutterkonzern FCC und möglicherweise auch durch den Verkauf von Tochterfirmen. All das, so Fürst, könne man mittlerweile im Internet nachlesen. Für die Warnungen und Verunsicherungen habe also, so seine Meinung, keinerlei Anlass bestanden. Er jedoch habe deswegen viel zu tun gehabt. Mehrere Unternehmen aus der Region, die Aufträge auf der Baustelle übernehmen wollten, seien nun verunsichert – und überlegten dies nicht zu tun. „Wir hätten diese Aufträge gerne in die Region vergeben“, so Fürst. Nun sei das alles nicht mehr so sicher, beklagt er sich im Gespräch. Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Gerhard Drexler. Der hatte sein Engagement in der Sache unter anderem damit begründet, dass er regionale Subunternehmer auf die Situation aufmerksam habe machen wollen. „Es wäre schade wenn hiesige Unternehmen durch Alpine in Schieflage geraten“, betont Drexler immer wieder.
Eine Veröffentlichung des Vertrages bringe keine weiteren Sicherheiten
Auf die Nachfrage, wieso man anstatt Alpine Bau dann nicht gleich einen Generalunternehmer aus der Region genommen habe, wenn man so darauf erpicht sei, regionale Firmen zu beauftragen, erklärt Fürst, dass es „kein wettbewerbsfähiges Angebot“ gegeben habe. „Wir hätten gern jemanden mit einem FRG-Taferl gehabt“, so der Investorensprecher, aber die vorliegenden Angebote waren außerhalb der Kalkulationsgrenzen. Die zu erwartenden Mietpreise in der Region seien nunmal nicht besonders hoch, die zu erzielenden Margen für die Investoren dementsprechend klein. Mit dem Angebot aus der Region, so Fürst, hätte sich das Projekt für die Investoren nicht gerechnet: „Dann hätten wir nicht gebaut.“
Auch der Antrag von Gerhard Drexler, die Stadt solle die Vereinbarungen mit den Investoren offenlegen, stößt Fürst sauer auf. Angelegenheiten, bei denen die Rechte Dritter betroffen sind, würden eben nicht-öffentlich behandelt. Wenn eine Veröffentlichung solcher Verträge die Regel werde, würde niemand mehr Geschäfte mit der Stadt eingehen wollen, so Fürst. Aber haben nicht die Bürger auch ein Recht zu wissen, was mit ihrem Geld für die Tiefgaragenstellplätze passiert? „Natürlich“, so Fürst, müsse drauf geachtet werden, dass die Stadt mit dem Geld der Steuerzahler vernünftig umgehe. Dies sei aber bereits durch die Überprüfung des „Städtebaulichen Vertrages“ durch die Behörden, etwa in Landshut oder in München, geschehen. Sie hätten ihre Zustimmung gegeben und alles für in Ordnung befunden. Eine Veröffentlichung des Vertrages bringe keine weiteren Sicherheiten – auch wenn sie „die Neugier des einen oder anderen“ befriedigen würde, verteidigt sich der Investor.
Für die Stadt Freyung besteht keine Gefahr – „auf alles vorbereitet“
Zwar ist Fürst überzeugt, dass man den Bau mit Alpine zusammen zu Ende bringen wird. Aber natürlich habe man „auch einen Plan B“. Es seien für verschiedenen Szenarien in den Verträgen Regelungen und Absicherungen getroffen, so habe man etwa eine Vertragserfüllungsbürgschaft eingebaut. „Wir sind auf alles vorbereitet.“ Er selbst, so Fürst, habe bereits Szenarien erlebt, in denen der Generalunternehmer ausfiel. Auch in so einem Fall sei ihm nicht bange. Auch dann könne die Baustelle zu den gleichen Kosten für die Auftraggeber und im geplanten Zeitfenster abgeschlossen werden.
Für die Stadt, so betont zweiter Bürgermeister Sebastian Gruber, bestehe durch mögliche Probleme beim Generalunternehmer keine Gefahr. Man stehe in keinem vertraglichen Verhältnis zu Alpine Bau und auch für einen – wenn auch unwahrscheinlichen Ausfall des Unternehmens – sei man über Bürgschaften abgesichert, in deren Rahmen Banken und die vier Investoren für eine Fertigstellung des Baus haften.
Gerhard Drexler jedenfalls traut dem Frieden nicht. Für ihn ist Alpine Bau noch nicht gerettet. Auf seiner Facebook-Seite postet er fast im Stundentakt immer wieder kritische Texte zum Thema. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Dinge in nächster Zeit weiterentwickeln.
Christian Luckner