Stratosphäre/Bayerischer Wald. Crazy Lucko hat es gewagt: In einer Druck-Kapsel steigt der Extrem-Schreiberling an einem Heliumballon Richtung Stratosphäre. In 39 Kilometern Höhe öffnet „El Loco“, wie ihn seine engsten Freunde nennen, die Tür und stürzt sich hinab in die Tiefe. Zuerst hat er Angst, das Bewusstsein zu verlieren, kann dann aber sicher landen. Von höchster Stelle kommen die Gratulationen für seine drei Weltrekorde.
Im Fall habe er trotz Überschläge „jede Sekunde gewusst, was passiert“
„Manchmal musst du weit hinaufgehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist“, hatte Lucko vor seinem Absprung gesagt. Er steigt aus der Kapsel, salutiert und stürzt sich vom Rand des Weltalls in die Tiefe. Crazy Lucko schreibt mit seinem Rekordsprung aus rund 39 Kilometern Höhe Geschichte. Als erster Mensch im freien Fall hat er die Schallgeschwindigkeit erreicht. Der 38-Jährige habe nach ersten Daten bei freiem Fall Richtung Bayerwald eine Höchstgeschwindigkeit von 1342,8 Kilometern je Stunde erreicht, sagte Papierflieger-Bastel-Experte Sepp Hinterdobler gegenüber dem Hog’n.
Der Jubel des Teams in Freyung im Bayerischen Wald war grenzenlos. Zwei weitere Weltrekorde hat „El Loco“ gebrochen: den höchsten bemannten Ballonflug und den höchsten Fallschirmsprung.
Die Bestätigung dafür, dass Lucko das Durchbrechen der Schallmauer gelungen ist, musste eine anschließende Auswertung der Messgeräte liefern. Bewusst wahrgenommen hat Lucko dies jedenfalls nicht. „Ich habe den Überschall nicht gespürt, ich war so beschäftigt mit anderen Dingen“, sagte der Ortenburger im ersten Interview nach der Landung. Auf seine Gefühle angesprochen, meinte er: „Mir sind 20 Tonnen Last abgefallen.“ Im Fall habe er trotz zwischenzeitlicher Überschläge „jede Sekunde gewusst, was passiert“.
Glückwünsche kamen von höchster Stelle: „Ich gratuliere Crazy Lucko herzlich zum großartigen Erfolg, der mit Mut und Beharrlichkeit erreicht wurde und weltweite Aufmerksamkeit findet. Der Bayerische Wald ist stolz auf Ihre Leistung!“, lobten die Landräte Ludwig Lankl (Freyung-Grafenau), Michael Adam (Regen) und Franz Meyer (Passau) auf ihren Facebook-Seiten einhellig. Die Europäische Weltraumorganisation ESA gratulierte via Twitter: „Sicher gelandet! Glückwunsch auch von uns an Crazy Lucko, einen sehr, sehr mutigen Fallschirmspringer!“
Lebensgefährlich, aber: Sterben sei für „El Loco“ keine Option gewesen
In Sozialen Netzwerken war der Sprung stundenlang ein Thema. Millionen Menschen verfolgten ihn live. Während der wissenschaftliche Nutzen eher gering sein dürfte, hat sich das Projekt für den Sponsor „Red Hog’n“ damit wohl trotz der hohen Kosten gelohnt: Das Unternehmen hatte rund 50 Millionen Euro investiert.
Das Überwinden der Schallmauer ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Sterben sei für ihn jedoch keine Option gewesen, sagte „El Loco“ bei einer Pressekonferenz im Anschluss an den spektakulären Sprung. „Du willst nicht vor den Augen deiner Familie, deiner Eltern, deiner Freundin sterben, die dir gerade zuschauen.“ Sichtlich emotional bedankte sich Lucko öffentlich bei seinem Team. Auch sein Unterstützer, der frühere Rekordhalter Heinz Schmalzlhöfer, würdigte die Verdienste des Expertenteams, das den Sprung vorbereitet hatte. „Das Team hat die Arbeit gemeinsam geleistet – und Lucko hat sie umgesetzt“, lobte der ehemalige Fleischermeister, der den Ortenburger per Funk begleitete.
Einen Rekord konnte Lucko Schmalzlhöfer dann doch nicht ablaufen: Die Bestmarke für den längsten freien Fall verpasste der Hog’n-Redakteur um 17 Sekunden. Schmalzlhöfer war bei seinem Rekord vor 52 Jahren aus 31.332 Metern gesprungen und befand sich dabei 4:36 Minuten im freien Fall. „Der soll bei ihm bleiben. Das hat er sich verdient“, meinte Lucko, großzügig.
38 Jahre auf den Moment gewartet – doch dann fällt die Heizung aus
„Ich habe 38 Jahre auf diesen Moment hingearbeitet. Und dann funktioniert plötzlich die Visierheizung nicht richtig. Ich dachte: ‚Das kann doch nicht wahr sein'“, schilderte der Top-Journalist aus dem Passauer Land die brenzlige Situation, „dann haben wir uns aber dennoch für den Sprung entschieden. „Zudem sei er hoch oben in der Stratosphäre müde und dehydriert gewesen. Insgesamt sei sein Rekordsprung, bei dem er auch kurz ins gefährliche Trudeln geriet, deutlich härter als angenommen gewesen: „Ich habe kurz gedacht, ich verliere das Bewusstsein.“
Doch der Teufelskerl bewahrte die Nerven und verwirklicht e sich damit seinen Kindheitstraum. „Ich habe all meine Hausaufgaben gemacht“, sagte Lucko, der sich kurz vor dem Start noch mit einem Stück Fleisch und Reis gestärkt hatte.
Es wird nun einige Tage dauern, bis die wissenschaftlichen Auswertungen zeigen, ob „El Loco“ die Schallgeschwindigkeit tatsächlich als erster Mensch nur in einem Schutzanzug bezwungen hat. Währenddessen lässt sich der 38 Jährige in seiner Heimat von den Massen feiern – und macht sich bereits Gedanken über seinen nächsten Coup.
(Text-Inspiration: ntv-dpa/Fotos: da Hog’n-Stratos)