Ainring-Mitterfelden/Grassach. Wer ist Hans Söllner? Was treibt den heute 56-Jährigen an, immer wieder auf die Bühne zu gehen, Politiker zu beleidigen, der Obrigkeit die Stirn zu bieten? Das wollten die Hogn-Schreiberlinge Luckner und Hörhammer herausfinden. Im Interview erkärt der bayerische Volksbarde und Rebell, wie er zu seinem Hofnarrenstatus gekommen ist, vergleicht seine Auftritte mit einer Pornoshow und spricht über Existenzängste wegen der hohen Geldstrafen, zu denen er immer wieder verurteilt wurde. Die „Institution im eigenen Land“ (Söllner über Söllner) erzählt, was er in seiner zweiten Ehe besser machen will, er philosophiert darüber, warum sich heute niemand mehr traut eine „Drecksau“ auch als solche zu titulieren und er erklärt, wie Marihuana die Welt retten wird.
Zur Erklärung der folgenden Zeilen: Ein Interview mit Hans Söllner ist über weite Strecken kein Dialog, eher ein Monolog, in den man Fragen und Kommentare einwerfen kann. Hans Söllner hört sich selbst sehr gerne reden – und das Geniale oder Schlimme dabei ist: Er kann das eben auch sehr gut. Journalisten sind dabei oft nicht viel mehr als Publikum und Söllner weiß, wie er mit seinem Publikum umgehen muss. Immer wieder streut er Anekdoten ein oder schimpft in seiner unnachahmlichen Weise über alle, die nach Söllner-Definition Arschlöcher sind: Politiker, nach Weltherrschaft strebende Industriekomplexe oder blöde Nachbarn. Wir hatten jedenfalls einen Heidenspaß bei dem Termin und hoffen, die folgenden Zeilen spiegeln zumindest ein bisschen was davon wider. Wir wollen uns schon im Vorfeld dafür entschuldigen, dass die kritische Distanz zum Interviewten mehr als einmal verloren gegangen ist. Aber manchmal – vor allem, wenn sie nach mehr als 20 Jahren zum ersten Mal einen Held aus ihrer Jugend treffen – sind auch Journalisten hauptsächlich nur Fans. Ach ja: Wenn man Söllner einigermaßen authentisch wiedergeben will, muss das natürlich auf boarisch geschehen …
Des Guade is: I kann mei Maul aufmacha und se lassn me in Ruah
Dei neis Album „SoSoSo“ erscheint am 26. Oktober. Dei momentan aktuelle Platte heißt „Mei Zuastand“. Wos is dei Zuastand?
Schau mi o. I bin subba im grünen Bereich. Mia geht’s einfach guad. I hob koane familiären Probleme, koane finanziellen Probleme, hob koane Suchtprobleme. I hob einfach koane Probleme im Moment, verstehst. Des hoasd aber ned, dass i iatzad mei Maul ned aufmach. Des Guade is: I kann mei Maul aufmacha und se lassn me in Ruah. Weil se song: Da Söllner, der red oiwei bled daher. Wahrscheinlich kannd i eigrauchd oder bsuaffa durch die Gengad fahrn. Weil’s song dadn: A des is da Hans, lossn fahrn (lacht). Es is einfach a guads Johr gwen. Family-, kindertechnisch ois is subba, verstehst. („verstehst“ ist ein Wort, das Hans Söllner praktisch (auch dieses Wort liebt er) hinter fast jeden Satz stellt – wir haben es im Interview der Lesbarkeit halber nur an ein paar ausgesuchten Stellen stehen lassen.)
Weilsd sogsd, dene is wurscht: Hosd Du des Gfühl, dass Du bei weitem nimma so aneckst wie früher?
Doch, i hob des Gfühl, dass e immer nu genau so aneck, owa dass se mitterweile midgriagd ham, dass i – i hoff ned, dass se des iatz arrogant ohert – a bestimmte Art von Institution bin in meim eigenen Land, verstehst. Und dass sa se mid mir einfach ned aleng, weil’s wissen: In dem Moment, wo’s mid irgendwos daher kemman, hams sofort de Kacke am Dampfen – über Presse, über Rundfunk, über eich. Weil de dann sofort dabei san. Und de Leid song: He, wieso kinnans den ned einfach moi in Ruah lossn.
I sog jo iatz ned, dass da Schäuble a behinderter Depp is, sondern i sog einfach, dass er a Depp is. Oder wenn’s um Familien und Kinder gehd, dann her i ma des Gequatsche vo dera von der Leyen a. Dann woaß e genau, deara muaß e do ned song, dass a blede Kuah is – des woaß doch sejwa. (Söllner setzt die erste kleine Pause, die beiden Zuhörer sind aber noch nicht so ganz drin; die ersten Lacher kommen noch recht verhalten.) I hob des natürlich scha moi dramatischer ausgedrückt. Owa des hod a wos mim Oida zum doan. I bin iatz 56, verstehst. I hob Kinder. I kann ned dahoam mim Stinkefinger de ganze Zeit umananda laufa. De Kinder mochan des in da Schui und ham nur Ärger. Des wui i ned.
Da Hofnarr hod am Kenig oiwei scha song derfa, dass er a Depp is
Hosd Du s’Gfühl, dass Du mittlerweile a gewisse Narrenfreiheit hosd?
Ja, de hob i. I bin eigentlich da Hofnarr vo Bayern. Und da Hofnarr hod am Kenig oiwei scha song derfa, dass er an fettn Orsch hod oder dass er a Depp is. Den Status hob i a bissl.
Du deafst eiso stellvertretend bled daher redn?
Ja. Des is a super Situation. Weil eigentlich derf I mi aufmandln und ko mi dabei ausleb’n – aber es passiert ma ned vui. Wenn iatz a Neia daherkam, der dessejwe probiern dad, der hod sofort a Problem. Und da Neie macht’s komischerweise a neda, weil er den Werdegang von mir miterlebt hod. Der woaß, i hob 300.000 oder 400.000 Euro Strafen zoid.
Draud se der dann ned?
Der draud se ned. Genau des is. Und des is, ganz banal gsogt, der Unterschied zwischen mir und am Weiherer zum Beispiel, oder am Keller Steff. De draun se des nimmer, weil’s wissen wos passiern kann. Also fangan’s glei political correct o. Zu meiner Zeit hod’s den Audruck nu gar ned gem. Do hosd hoid gsogd: Du bist a Drecksau! Dann war des a Drecksau und dann hod di de Drecksau fertig gmocht – und dann hosd eam danoch gsogd: Und Du bist trotzdem nu a Drecksau, verstehst. (Söllner ist in seinem Element und schimpft, wie nur er schimpfen kann; erste Lacher auf Seiten der Interviewer.) Des sogd da Weiherer heid nimma. Da Weiherer glaubt vielleicht, dass des wos er mochd political correct is – owa eigentlich is‘ nur feig. Des is da Unterschied.
Nix gegan Weiherer, owa: Er stehd ned dazua, dass i sei Vorbild bin
Des is eh de Frage: Segst Du bei de heidigen Musiker an junga Söllner?
Na. Wenn’s um den Weiherer gehd: I hob den erlebt auf Konzerte und dann schrein de Leid „Kannst Du wos anders aa wia Söllner?!“ Des is hoid a bissal bled. Wenn Du heid in Bayern bist und Du fangst noch mia o. I hob mein Nam und des hod eh lang gnuag dauert. Wenn do oana sitzd und ned guad Gitarr schbuin ka und dazua boarisch singd – des kennan de Leid hoid scha (lacht).
Bragdisch: Des Gleiche mocha wia Du und dann glaum, dass ma großn Erfolg damit hod, dess ka ned laufa?
Nix gegan Weiherer, Du verstehst mi. Owa: Er stehd ja dann a ned dazua, dass i sei Vorbild bin. Er verleugnet mi ja. I woaß na nu, wiara ois jungs Birscherl vor meiner Hausdür aufdaucht is mid seine Schbezln, vor 20 Johr oder so. Und iatz redt a von am Wecker und von am Bob Dylan. Des is ois des, wos i scha gsogd hob. Des sogd da Weiherer numoi. (Es geht noch lägner um den Weiherer, aber auch wenn’s lustig ist, bewegen wir uns etwas im Kreis; wir steigen deshalb wieder ein an einer Stelle, bei der es um Körperausscheidungen geht.) Des Gleiche einfach numoi mocha wia i, des is fad. Wennst iatz numoi oan drauf duasd, song ma amoi, dassd nackad auf de Bühne gehst und „He fickts eich! Leckt’s mi am Arsch!“ sogsd …
(der Interviewer fühlt sich inspiriert und will mitmachen) … oder hischeißt …
… ja genau, oder hischeißt, ja, wia da Zappa, verstehst. Dann dadn olle song: „Ja Wahnsinn, der draud se!“ Aber: Des wos i gmacht hob in a entschärften Version bringa, des is wia wennst a Pornoshow machst und vorher vegelns – und de Nächstn sitzn se hi und redn nur iwas Vegln. (großes Gelächter) Und Du griagst ned amoi an Ständer, weilsd sogsd: Na mia san o Buddhisten! (Nur Hans Söllner weiß, was dieser Satz wirklich bedeutet.) Owa wia gsogd: Eigentlich howe iatz nix gegan Weiherer. (Söllner merkt, dass er sich in einem seiner Monologe verloren hat und wir uns eigentlich schon viel zu lange bei diesem Thema aufhalten, um noch sagen zu können „Mia is der wurscht“. Söllner will einfach nicht kleinlich rüberkommen, was er auch nicht ist, nur a bisserl enttäuscht vielleicht.) I kenn na ned persönlich. Und der red a ned bled iwa mi daher. Und i mecht a ned bled iwa eam daher redn. Es is hoid nach mir schwierig. I hob hoid scha vui obdeckt. Wennst heid Reggae machsd und boarisch singsd, songs: „wia da Söllner.“ Gehst mid da Klampfn auf de Bühne, songs aa: „da Söllner“. Ois des hob i scha gmacht! (Die längeren Ausführungen über Fredl Fesl und Söllner als Vorreiter in der Mundart-Singer/Songwriterszene in Bayern führen bis auf diese Grundaussage nicht viel weiter. Wir kommen zu einem seiner Lieblingsthemen …)
Vor dreißg Johr hod ma oana a Gitarr gschenkt
Weil ma beim Thema Kiffen san: „Da Marihuanabaam“ is ja sowos wia a Wiesn-Hit …
Ja, is a.
Wia is des fia Di?
Des find i super. Des find i total schee. I hob do überhaupt nix dagegn. I hätt gern vo oana oanzigen Auskopplung, vo oana Scheißsingle, wos woaß i, „Edeltraud“ oder so, drei Millionen Platten oder CDs verkauft. Dann hätt i mei Haus bar zoin kinna, verstehst. Des gib i zua. In meim ganzn Leben werd i nie wieder so leicht Geld vadiena wia iatz. Do brauch ma doch gar ned redn. I brauch doch Dir ned erzähln: Mensch, i hons so schwar, i muaß ma do imma auf de Gitarr de Saitn aufedoa und dann muaß eh a nu an neia Griff lerna. (Söllners Erklärungen werden von entsprechenden, möglichst angestrengten Bewegungen begleitet.) Do liage doch! Neilich war a Diandl vor mia beim Saturn, de hod a Kabel kauft fia ihran Ipod oder sowos – und hod do ewig lang ihr Geld zammkratzt. Dann habe zur Verkäuferin gsogd: Doan ses bei mir auf d’Rechnung. Dann hod’s me glei so agschaut, dann howe gsogd: I hob im Lotto gwunga. (Die Pointe sitzt und die Lacher folgen.) Sie: Wann? I: Vor dreißg Johr. Do hod ma oana a Gitarr gschenkt.
Is des so?
Ja, freilich. Des is a Lotto-Gewinn gwen für mi. Sunst war i heid nu Mechaniker und hätt a krumms Greiz. Und miassad ma von am 22-jahrigen Moasta song lossn: „He Oida, wennsd as Getriebe nimma einehem kannst, do draußn wartn Fünfe“ …
Du bist eiso dodal zfriedn mid Deim Weg?
I bin ned zfriedn mid dem Zuastand der Welt, mid dem Zuastand der Schulen. Owa mid mir persönlich bin i im Einklang. I bin ned zfriedn. Weil i kannd natürlich a nu vui mehra doa. Owa i hob iatz gloane Kinder und i kann ned auf jede Demo fahrn. Obwoi mi vui mehra Leid braucha kanndn fia eanane Sachan.
Eiso eher so der politische Anspruch …
Eigentlich scha. I war gern dabei bei vui Sachan – und dad mi gern für oder gegen irgendwos eisetzn. Oba i woaß, dann gehd ma mei zwoate Familie aa drauf. Und des is ma einfach zu vui wert, ois dass es aufs Schbui setzn wui. I hob numoi zwoa kloane Kinder mid zehn und fünf Johr. Meine Buam san groß. De erste Ehe hod ned funktioniert, weil’s i auf der Bühne einfach wirklich kracha hob lassn – und des so vui Gejd kost hod. I hob do richtig Angst, direkte Verfolgungsängste ghobd. I hob ja gmoand, de bringan mi um …
Ich drau dem Staat überhaupt nicht – owa: Ich drau ihm alles zu!
(Es wird ernster. Söllner erzählt von Angstzuständen wegen der hohen Geldstrafen, die ihm seine – aus Staats- und Polizeisicht – beleidigenden Texte eingebracht haben („Do stengan dann 150.000 Euro irgendwo auf am Strafbefehl. Des is amoi a Hausnummer“). Und davon, wie ungerecht er das alles empfunden hat, weil vor allem seine Frau und seine Kinder darunter leiden mussten.)
Des überrascht mi iatz scha a wengal. Du hosd as ja in Deine Liada oder bei Deine Auftritte immer recht cool umabrocht. Ois ob Dia de Strafen und des ganze „Staatsfeind“-Ding eigentlich nix ausgmocht hättn.
Ja, eh. Des war mei Eigentherapie. I hob vor mir sejwa guad dosteh kinna, nur weil i ma des dann nu draud hob. Weil i eben ned – wia andere – bestimmte Sachan weglassn hob. Manchmoi hod der Teil von mir owa a Art Eigenleben entwickelt. Es hod oa Situation gem: De Polizei war auf meim Konzert und i hob drei Wochan schbäda an Strafbefehl über 48.000 Euro griagd, weil i wieder des Liad über de Polizistin gsunga hob. Dann howe gsogd: „I hob des ned gsunga an dem Abend!“ I hob des steif und fest behauptet.
Wos fira Liad? Des mit da Irmgard?
Mid da Irmgard genau. Des war ja des. Jedes moi 48.000 Euro. Jedenfois howe gsogd: Nein, i hob des gar ned gsunga! Und dann howe ma de Bänder agheard und dann howe gheard: I hobs doch gsunga! Und dann howe gread, weil i ma dengd hob, i hob des gar ned unter Kontrolle. (Es geht wieder darum, wie ungerecht die Situation für seine Familie war. Söllner holt zum großen – aus der Nach-Interviewsicht leicht paranoiden – Schlag aus: gegen die Pharma-, die Zucker- und die Weißmehlindustrie. Das Ganze gipfelt in dem Schluss: Wenn man diesen Leuten im Weg sei, „dann daschiaßns de einfach“. Die Interviewer sind zu gefangen von der Söllner’schen Schwarzmalerei – und vergessen genauer nachzufragen. Söllner macht weiter.)
Ich drau dem Staat überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich drau ihm alles zu, verstehst. Wir ham do koan freien Staat und koa Demokratie. Mia ham a Systemdiktatur. (Söllner schlägt einen Systemwechsel vor.) I mecht amoi von dem Staat belohnt wern und ned nur immer hean, wos i fira Oschloch bin und dass i zbled bin und fia wos i ois gschdroft gher. I mecht amoi, dass oana vorbei kimd und sogd: „Hey, des hosd einfach guad gmochd.“ Und aus! So in der Art: Für des, dass Du 23 bist, seit drei Johr koan Führerschein hosd und Du bist ned oamoi schwarz gfohrn – fia des griagsd iatz dein Führerschein zruck. Des fand i subba. Owa heid is a so: Oana fohrt drei Moi schwarz, dann kimd a in Knast, dann hams’n a Lebdog, verstehst. Des war bei meim Bruada aso.
Marihuana: Wenn’s legalisiert is, dann kannst as aa regeln
(Auch der Interviewer hat Bekannte, die wegen Schwarzfahrerei – aus seiner Sicht zu unrecht – kriminalisiert wurden.) Wega so am Scheiß …
Ja, wega so am Scheiß. Und des is genau des, wos i moan. Des geht ma ob bei dem System, des Belohnen. I kann ned meim Kind den ganzen Dog song: Du bist bled, Du bist bled. Wos soid denn dann aus eam wern außer a Bleda! Owa wenn i eam ab und zua sog: He, des hosd Du subba gmochd. Dann woaß a: Es lohnt sich etwas gut zu machen.
Numoi zum Thema Kiffen. Du warst oder ja sowos wia da Kiffer-Papst. Wie beurteilst Du Dei Rolle?
(Jetzt kommt ein Thema, zu dem sich Hans Söllner oft geäußert und sich viele Gedanken gemacht hat. Das merkt man.) I glaub, dass i des, wos e mach, fia 25-, 30-, 40-Jährige guad mach – und fia 14-, 15-, 16-Jährige schlecht. I bin ned dafür, dass 14-Jährige kiffen. Do brauch i aa gar ned groß diskutieren. I hob des ois dahoam ghobd. I woaß, woss se de Eltern für Sorgen mochand um eanane Kinder, wenn de rauchand. I woaß, wia a 14-Jähriger damit umgeht, der rauchd se, kifft se voi, schmeißt ois hi, der geht ned in d’Schui. Dem is des ois scheißegal, der hängd irgendwo ob, trifft se mid irgendwelche Junkies. Drum binne so hinter der Legalisierung her, weil i woaß: Wenn’s legalisiert is, dann kannst as aa regeln. Und fia Leid freigem, die damit umgeh kinnan. Wenn irgendwelche Psychologen oder Jugendberater song: Man muß die Jugend schützen. Dann sog i: Ja, des is nett, schützen Sie die Jugend!
Owa i bin 56, mi braucht koana schützen. Außerdem soiad ma de Jugend erst amoi vorm Zucker, vor Handy- und Computersucht schützen, bevor ma beim Marihuana akimmd. Des is so mei Plan. Natürlich brauchad ma a Altersgrenze. I dad bei Marihuana des Alter sogar auf 21 oder auf 25 festleng. Weil des wirklich a psychologische Sach is. Wenn Du nicht gefestigt bist, wenn Du in a Stresssituation bist, Scheidung der Eltern, Freindin weg, kimmst Du do vui eher eine. I persönlich hob mit 26 erst as Raucha agfangd. Desweng hobe überhaupt koa Problem, zwoa Joints im Jahr zum Raucha oder dreißig in einem Monat, verstehst. Für mi is des völlig egal. I hob diese Suchtproblematik nie ghobd. Mid 26 bist du fertig und Du hosd an Plan. Du hosd de erstn schweren Gänge hinter Dir. Wenn’s noch mia gang, sollte es Lehrgänge zum Umgang mit Marihuana gem.
Jah hod des ned auf de Welt brocht, damit ma uns wegbeamen
… an Marihuana-Führerschein …
Ja, an Drogen-Führerschein. Im ersten Moment lacht ma drüber, aber des is net blöd. I hob mit 26 s’Raucha agfangt und mid 33 binne noch Jamaika gfohrn. Mid 35 hobe de Rasta kenna glernt, de mia zoagd ham, wia des gehdt. I war aa oana vo dene: (mit betont „lätscherter“ Stimme) Iatz rauche i erst nu oan, scheiß drauf, dann steh e hoid schbäda auf morng. … Mi hod’s a nu dawischt, obwoi i scha 26 war. Oba i bin dann über diese Religion, Rasta, und über Jamaika zu dene Leid kemma, de gsogd ham: So gehd ma ned um mid dem heiligen Kraut. Jah hod des ned auf die Welt brocht, damit ma uns wegbeamen. Ganz im Gegenteil: Er hod uns des gem, weil des a wirkliche Bereicherung von unserm Leben sa kann. I bin immer nu überzeugt: Wenn de Marihuana legalisieren, dann dad des die Menschheit retten.
Weil olle dann vui entspannter waradn?
Ned nur desweng. Sondern weil’s einfach a wahnsinns Nutzpflanze is: im pharmazeutischen Bereich, in der Medizin, in der Psychiatrie. Aber auch als Futter, als Dämmmaterial, als Baustoff. Es is a Universalpflanze. Schau Dia den Mais o, wia der den Boden kaputt macht. Beim Hanf, do reißt Du den oana aus und pflanzt den nächstn an. Warum hams na den verboten? Weil de Bekleidungsindustrie, de Viehfutterindustrie und die Pharmaindustrie koa Geld gmochd hod damit.
I hob ned gwusst, dass des funktioniern ka, wenn ma boarisch singd
Themawechsel: Wia schaud’s denn musikalisch bei Dir aus? Welche Pläne hosd Du?
I muaß ganz ehrlich song, dass i musikalisch nu nia irgendwelche Pläne ghobd hob. I hob des ned vorghobd damois. I hob einfach zum Gitarrschbuin agfangt und hob dann gmerkt: I ka koa Englisch. Und i hob aa gmerkt, dass mi des ned befriedigt, wenn i irgendwelche Wörter auswendig lern, vo dene i ned amoi woaß, wia mas ausspricht. Des war der Grund warum i zerscht amoi deitsche Texte gschrimm hob, de eh koana kennd. I hob ned gwusst, dass des funktioniern ka, wenn ma boarisch singd. I hob domois aa blos an Fredl Fesl kennd – und des wos der gmochd hod, hod mi iatz ned wirklich befriedigt. Oba wenn i hochdeitsch gsunga hob, dann bin i ma genau so bled vorkemma, wia wenne Englisch sing. Des war ned mei Schbrach. Desweng hob i aufs Baorische gwechselt. Oba i hob nia an Plan ghobd, dass ma do Erfolg hom kannd domit.
Schbuist Du eigentlich aa nu oide Sachan auf Deine Konzerte, wia den Politessen-Song oder den Rasenmäher?
Ja, weile gmerkt hob, dass einfach aa vui 14-, 18-, 20-Jährige auf meine Konzerte kemman. De ham des Zeig nu nia live gheard. De finden den Rasenmähersong einfach saugeil, de brechan zamm. Dann klatschns scha, weil se kennan ja scha vo da Blattn, owa live hams na nu ned gheard. Fia mi is des a Wahnsinn.
De nächsten 15, 20 Johr binne einfach nu mid de Kinder beschäftigt
Des Musikalsiche war Dir eiso nia so wichtig? Eher die Texte?
Des Musikalische is ma dann wichtig worn, wo i übern Bob Marley zum Reggae kemma bin. I hobs zwar ned gschafft, dass i den Reggae mach, den da Marley mochd – wos owa aa ned mei Bestreben war. I woid einfach mein Reggae mocha. Und mittlerweile is a so, dass i einfach mein mach. Des konnst ned nochschbuin (lacht). I schbui hoid aso wia i grod drauf bin (lacht noch mehr).
Eiso fia mi heard sa se noch Reggae a.
(ahmt den Tonfall nach) Ja, es hört se nach Reggae a. Des reicht ma (lacht).
Musikalisch gibt’s koane Pläne, sogst. Wos hosd sunst nu so vor?
I wer da iatz moi wos song: Wenn i 70 bin, geh i wahrscheinlich nu auf an Elternabend. De nächsten 15, 20 Johr binne einfach nu mid de Kinder beschäftigt.
Deine Kinder hoidn de jung?
Ja, Du bist aa in Verbindung mid der Jugend. Du sigsd, wos se ändert. Des is des, wos guad is für mi, wos mi jung hoid, wos mi rettn wird. Wennst am Puls der Zeit bleibst. Und den Puls bestimmt de Jugend. Da Puls is ned mei Altersgruppe. De hams vaschissn. De hand dafia verantworltich, dass dera Jugend so schlecht geht. Des warn de Mitmacher, de Mitläufer. De bei jedem Scheißdreck gsogd ham: Ja, wenn’s de song, dann wird’s scha bassn.
I stirb wahrscheinlich auf der Bühne oder in irgendam Hotelzimmer
Und de Bühne? Du bleibst so lang auf da Bühne wia’s gehd?
I stirb wahrscheinlich auf der Bühne oder in irgendam Hotelzimmer. Des is ja koa Job, wos’d in d’Rentn gehst. Des is ja ned a Firma, de i vererben ka, dass meine Buam des späda moi übernemman wia a Schlosserei. Noch dem Motto: Do is Mikrofon, do hosd mei Gros, vielleicht foid da wos Gscheids ei (lacht). Owa im Ernst: Es gibt ned vui, de oid worn san in dem Job, desweng deans ja aa so umanand midm Dylan oder mim Santana. Für mi persönlich hoff i, dass i bis zum Schluss fit bin und einigermaßen dabei bleib.
Mid Deine 56 Johr kimmst Da Du nu ned oid vor?
Bisher ned. Vielleicht kimma ma mid 70 moi oid vor. Owa do drinna (zeigt auf seine Stirn) bin i jung. Freile werd i vielleicht irgendwann amoi auf de Bühne auffe hatschn. Wenn i ma an Dylan aschau, dann sog e: Des is a oida Ma. Dann hear i ma sei neie CD a und dann sog i: De letztn 10 oder 15 Johr hod a nix dermaßen Geniales obgliefert wia de CD, verstehst. Und dann woaß i einfach, dass der do drinnan nu do is. Und dann interessiert mi ned, ob der buglad daher kimmd oder ob der an Orden animmt. (Söllner driftet ab) Wenn mia heid da Innenminister an Ordn gabat, dann dad i vorbei fohrn bei eam, mid am Tuberl Vaseline dabei, dann dad i den Ordn eischmiarn und song: „Den schiab i da iatz in dein Osch“ (großes Gelächter allerseits)
Möglichst wenig Geld ausgem, damitsd möglichst vui dafia griagst
Zum Schluss no a technische Frage: Wia vui Auftritte hosd Du eigentlich nu so im Jahr?
So 60. I schau generell, dass i weg vo dene großn Sachan geh, weg vo de Halln. I geh do hi, wo mei eignes Zeig glangd. Des kosd mi nix. I schau, dass i effizient arbat. Möglichst wenig Geld ausgem, damitsd möglichst vui dafia griagst. I arbat ökonomisch. Wenn i heid in a Stadthalle geh, dann brauch i fia 1200 Leid 6000, 7000 Euro bis i vor meim Mikrofon steh. Do brauch i nimma diskutieren.
Unser Stichwort! Wir bedanken uns bei Hans Söllner für das abwechslungsreiche Gespräch. Auch er bedankt sich und lädt uns noch auf das anschließende Konzert ein, auf dem er beweist, dass er für sein Publikum immer noch der einzig wahre Rebell auf bayerischen Bühnen ist.
Interview: Christian Luckner und Stephan Hörhammer
Ja wie geil ist das denn. Der Hansi, der kaum ein Interview gibt ist bei Euch!! Gratulation. Und in bayrisch noch viel besser. Falls Ihr Ihn mal wieder seht, ein Vermächtnis hat er schon in meiner Familie, mein Sohn heißt auch Dustin.
BG Andi aus Erding
na ja , wenn er den weiherer ois feig bezeichnet, oder den kellersteff, dann is des sei eigene meinung, und jeder derf a meinung ham. deswegn muass no lang net stimma, die beiden andern legn hoit wert auf feine unterhaltung mit zum teil konstruktiver gesellschaftskritik, de kritik vom hans is net konstruktiv, die is vernichtend und rundumschlagend. dawei hätt er so super liebesliada. da hört ma raus, wie gern er in dieser verbundenheit von menschn is und ma hört die sehnsucht nach dieser gemeinschaft raus. Er mog hoit aus seiner rolle net raus.
es is allerdings koa freiheit, wenn die rolle mit eahm spaziern geht und er hat das nimma im griff, was ausm mund kimmt. und sein monolog könnt ein zeichen sein dafür, dass die rolle redt und und er selber garnet creativ korrigieren braucht.und so werds weida geh, und er moant, er is sich treu und die andern san alle feiglinge, die net so san wie er. Aber: isn´t it lonely at the top? Und macht selbstgerechtigkeit nicht einsam? Oiso einsamer held machs guad und lass de kollegen so wias san, vielleicht konnst du von eahna was lerna- wennst mogst, dat net schodn, die zeit geht weiter, bleib du net steh! in freundschaftlicher verbundenheit, dein Rudi
starke Worte vom Hans der wenige Interviews gibt!
Aber live auf der Bühne Dinkelsbühl, Wassertrüdingen, Öttingen i. BY, etc.,
immer die richtigen Worte findet! DANKE dan sagt´s wengst oaner
Kompliment für dieses Interview und für dessen Aufbereitung. Hab sehr viel gelacht! Und euch a bissl beneidet!