Nicht gerade zimperlich ist Spiegel-Online-Kolumnistin Silke Burmester bei ihrer Schimpftirade ihrem Plädoyer für eine Abspaltung Bayerns vom Rest Deutschlands vorgegangen. Nicht nur politisch, auch ästhetisch sei Bayern eine Zumutung, schreibt sie. Provinziell, kleingeistig, deutschtümelig – Kollegin Burmester packt die grobe Kelle aus, keine Spur vom feinen Degen. Deshalb will sie eine Mauer um Bayern errichten oder „zumindest einen Holzzaun“. Ihre Kolumne hat im Netz bereits für so manche Aufregung gesorgt. Hogn-Redakteur Christian Luckner hat Burmester deshalb einen Brief geschrieben, in dem er die Verantwortung für die von Burmester so gehassten Oktoberfeste in Hamburg weit von sich weist, der werten Kollegin erklärt, dass Bayern eigentlich ganz umgängliche Menschen sind und ihr rät, sich doch am besten selbst davon zu überzeugen – bei einem Besuch in Bayern.
Liebe Frau Burmester,
woher kommt dieser Hass, diese Verachtung für alles Bayerische? Entschuldigen Sie den etwas drastischen Vergleich, der sich aber dennoch aufdrängt: Das ist ein bisschen wie bei den Islamisten, die losmarschieren, um Fahnen zu verbrennen und Botschaften anzuzünden, ohne genau zu wissen, worüber sie sich jetzt gerade eigentlich genau aufregen. Diese ungläubigen Teufel, wollen sowieso nichts anderes, als den Propheten beleidigen … Wieso sich den Film oder die Karikatur also eigentlich anschauen, wenn man schon weiß, was der Kern des Problems ist.
„Auffi geht’s“: Wenn Meike und Hinnerk sich als Bayern verkleiden …
Ein bisschen so muss es Ihnen wohl auch gegangen sein, als Sie gehört haben, dass da irgend so ein Seppl (ihre Wortwahl) ein Buch geschrieben hat und darin die Loslösung Bayerns von Deutschland fordert. Und interessanterweise kommt auch Ihre Aufregung – wie bei den Islamisten – mit einer gewissen Verspätung zustande. Das Buch ist schon über einen Monat auf dem Markt.
Also mal von Anfang an: Ich, selbst Bayer von Geburt und Gemüt (danke für den schönen Ausdruck), habe keinerlei gesteigertes Interesse daran, dass sich in Hamburger Einkaufszentren Meike und Hinnerk ins Dirndl und die Lederhose (oder das, was sie dafür halten) schmeißen und bitteres Bier aus für sie viel zu großen Gläsern schlürfen – am besten unter einem Schild mit der Aufschrift „Auffi geht’s zum Oktoberfest!“ Derlei Umtriebe sind mir – und ich denke jedem anderen Bayern – zunächst einmal zutiefst peinlich und äußerst unangenehm. Aber der Bayer ist meistens – auch wenn Sie das wohl nicht glauben würden – erst mal ein umgänglicher Mensch. Er oder sie denkt sich: „Se moanans ja ned bes“ (Übersetzung: Es ist ja nicht böse gemeint). Er geht an dem Oktoberfest-Stand im Einkaufszentrum vorbei und schmunzelt vielleicht bereits in sich hinein, in der Vorfreude über die lustige Geschichte, die er zuhause erzählen wird – über die als Bayern kostümierten Preiß’n.
Es tut mir sehr leid, dass es für Sie eine solche Last ist, dass auch in Orten wie Hamburg, Lübeck oder Emden „Oktoberfeste“ gefeiert werden. Ich muss Ihnen aber leider mitteilen, dass meistens keine Bayern hinter diesen Veranstaltungen stecken. Die Grenzen zwischen Bayern und dem Rest der Republik dicht zu machen, würde Sie von diesem „Übel“ also wohl kaum befreien. Sie müssten also auch dafür sorgen, dass niemand außerhalb Bayerns (und vor allem nicht in Hamburg) irgendetwas vom Oktoberfest oder sonst irgendeinem bayerischen Volksfest mitbekommt. Das geht natürlich nur mit einer kompletten Nachrichtensperre und speziellen Internet-Filtern – und irgendwie sind wir schon wieder bei den Islamisten gelandet …
Ich rate Ihnen, sich dieses wunderschöne Bundesland anzuschauen
Ich persönlich, liebe Frau Burmester, sehe derlei oktoberfestische Umtriebe im befreundeten Bundes-(Aus-)land als eine, wenn auch etwas fehlgeleitete, Art der Schmeichelei. Es scheint so zu sein, dass in Emden, Lübeck oder Hamburg derart ausschweifende Feste keine allzu große eigene Tradition haben – und man deshalb vielleicht auch nicht das große Talent dafür hat, diese Feste richtig zu feiern. Aber wenn jemand etwas schlecht nachmacht, kann man dann demjenigen einen Vorwurf machen, von dem die Idee geklaut worden ist?
Ich dachte eigentlich immer: Hamburg wäre eine weltoffene Stadt. Aber die Erfahrung, gerade mit dem Magazin, für dessen Online-Seite Sie schreiben, hat mich immer wieder etwas anderes gelehrt: Die Toleranz der Hamburger scheint oft an den weiß-blauen Grenzen zu enden. Ich weiß nicht, ob sie schon mal in Bayern waren – falls nicht, würde ich Ihnen dringend anraten sich dieses wunderschöne Bundesland mal anzuschauen. Sie würden sich wundern …
Herzlichst,
Christian Luckner
mei. de is hoid vom spiegel. aber das de spiegel sovui populismus braucht, hätt i mia ned denkt.
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-ich-glaub-es-hakt-a-381771.html
Wir halten’s da mit Judith Holofernes ;-)
—> http://www.wirsindhelden.de/2011/02/1069/
Beim Lesen der SPON-Kolumne schoss mir ähnliches durchs Hirn wie Ihnen, lieber Herr Luckner.
Herzliche Grüße –
von Maria, Bayerin von Geburt und Gemüt (der Ausdruck ist aber wirklich hervorragend und ich verwende ihn von nun an mit Stolz :-) !), wenn auch im deutschsprachigen Exil lebend
ich kann mich nur anschließen –
ich bin stolz darauf eine „tolerante gelassene“ Bayerin zu sein, und zwar von GEBURT und GEMÜT – ich bleibe meiner bayerischen Mundart treu……und ich freu mich jedesmal unser schönes Bayern aufs neue entdecken zu können….und Ja – ich lebe, liebe und arbeite sehr gern in meinem Oberbayern…….
Die is doch bloß neidisch.
Bin auch Bayerin von Geburt und Gemüt und mächtig Stolz darauf :D
Drei Dinge dazu:
1. de ged goa ned (bairisch für „die Frau geht gar nicht“)
2. Eine so ausführliche Klarstellung, die Luckner in seinem Brief bietet, hat meines erachtens diese „Kolumnistin“ nicht verdient.
3. Unser bayerisches Gemüt sollte uns auch dazu veranlassen, sogar so einen Schmarrn zu tolerieren und mit einem müden Lächeln abzutun. Wir wissen’s ja schließlich sowieso besser.
Abschließend halt ich’s mit Martina Schwarzmann: „Es muas oam a amoi wos wuascht sei kinna“ (http://www.youtube.com/watch?v=_jsX8cdTBGo)
NIEMALS sollte die nach Bayern reisen dürfen, wer so über uns herzieht ohne auch nur die geringste Ahnung von unseren Traditionen und Bräuchen hat, der sollte lieber nicht mal aus dem Haus gehen.
Wunderbar und vor allem niveauvoll gekontert bzw. Unwissende aufgeklärt :)
Ich muss der lieben Frau Burmester dringend zustimmen! Als echter Bayer – von Geburt und Gemüt wird auch mein neues Credo sein – wäre das mein dringendster Wunsch. Aber aus völlig anderem Gründen.
Wie einfach und schön könnte es sein: Bayern eigenständig. Wieder ein Königreich (eine parlamentarische, wie in Schweden z.B.), denn wir haben eine ordentliche königliche Familie, die das mehr als adäquat ausfüllen könnte. Eine Mauer müsste nicht unbedingt sein – eine kontrollierte Grenze tät es auch. Unsere Wiesen grün, die Berge hoch und im Winter weiß vom Schnee, unsere Seen blau und erfrischend, unsere Wirtschaft gesund…..
Naja, ganz so Ernst sollte man diesen Wunsch aber nicht nehmen.
Eine wirklich gelungene – weil gelassen souveräne – Antwort.
Ich hätte nur einen Wunsch, nur einen Verbesserungsvorschlag.
Lasst uns unser Land nicht „Bundesland“ nennen.
Damit werten wir es in meinen Augen ab.
Damit machen wir es nur zu einem „Teil“ von etwas.
Bayern ist unser „Land“ (und war es immer) und nicht nur ein „Bundesland“.
Wir sollten also Frau Burmester einlanden in „dieses (unser) wunderschönes Land“.
Und Frau Burmesters Wunsch nach einer Mauer (worum auch immer) wird hoffentlich keiner ernst nehmen.
Wir brauchen keine Mauern, weder um Länder herum noch in unseren Herzen.
Den Wunsch nach der erneuten Selbständigkeit unserers „Landes“ in einem freien und friedlichen Europa der Regionen sollten wir aber alle sehr ernst nehmen.
Auch ich bin Baier (Altbayer) und Bayer von Geburt und von Gemüt (tatsächlich ein großartiger Ausdruck).
Ich liebe alle unsere Landesteile und die Menschen, die darin wohnen.
Sei es Franken, sei es Schwaben oder sei es Baiern (Altbayern).
Ich nehme den Wunsch sehr ernst.
Anders gesagt:
Ich wünsche es mir. Ich wünsche mir ein Bayern mit einer eigenen Stimme in Europa. So wie es früher immer war und so wie es gehört.
Frau Burmester braucht keine Mauer aufbauen lassen. Sie trägt sie schon selber um Ihrem Herzen herum…
Klar kann man Frau B. einladen. Aber hat schon mal einer daran gedacht, dass sie hier bleiben könnte und beim nächsten Volksfest im Dirndl dabei ist? Was für eine Vorstellung…
Also ich bin fasziniert, wie eine so schlecht geschriebene Satire so viel Beachtung erfahren kann. Und wie sich die Leute auch noch alle drüber aufregen können und in die Falle tappen….herrlich. Und jetzt auch noch ein offener Brief……aber zugegeben, wenigstens ist der schön geschrieben, wenn auch völlig unnötig. Und wenn ich mir die Kommentare auf SPON und Facebook so ansehe muss ich mich als Bayer echt schämen. Nehmt doch diesen schlecht geschriebenen Quatsch nicht so ernst und stehts drüber…..das ist nicht ernst. Obwohl…..wenn man es mal anders betrachtet und sieht, wie viel unqualifizierter beleidigter Leberwurscht Müll jetzt so von meinen ganzen bayerischen Landsleuten zurückschwappt, wars vielleicht gar nicht so schlecht geschrieben und hat genau das bewirkt, was die Dame erreichen wollte…….
Ich fand die Kolumne lustig.
War ja als Antwort auf dieses lächerliche Buch von Herrn Scharnagel gedacht.
Dass man Blödsinn nicht ernsthaft diskutieren sollte ist klar, deswegen finde ich, dass die Frau durchaus die richtige Stilistik gewählt hat.
Natürlich alles völlig überspitzt formuliert, dennoch hatte jede Übertreibung irgendwo einen wahren Kern.
Dass sich jetzt soviele drüber aufregen ist doch nur eine weitere Bestätigung.
Ich fand die ‚Kolumne‘ nicht lustig.
Ich finde auch nicht, dass jede Übertreibung einen wahren Kern hat.
Wie kommen Sie auf so etwas?
Und ich fand das Buch von Scharnagel auch nicht lächerlich.
Allerdings habe ich es auch gelesen, im Gegansatz zu den meisten, die es als ‚lächerlich‘ abtun.
Lächerlich wäre allerdings zu glauben, dass seine Partei, die CSU, ein gesteigertes Interesse an der Umsetzung hat, da gebe ich Ihnen recht.
Eigentlich gibt es nur ein Partei, die dieses Ziel ‚Bayern kann es auch selbständig‘ tatsächlich – und schon immer – verfolgt.
Nicht umsonst wurde Scharnagel auch schon vorgeworfen, dass er hier ein Plagiat der Bayernpartei Argumente verfasst hat.
Ich finde, dass man diesen „Blödsinn“ (ihr Ausdruck!) sehr ernsthaft diskutieren muss!
Es ist nie lächerlich sich Gedanken um die Zukunft zu machen.
Wenn Österreich selbständig in Europa existieren kann, weshalb sollte Bayern das nicht können? Wieso sollte der Gedanke der erneuten Selbständigkeit ‚lächerlich‘ sein?
Ich finde es unpassend, dass sie das Wort ‚lächerlich‘ in diesem Zusammenhang überhaupt nutzen.
Das erinnert schon ein bisserl an das Vorgehen von Frau Burmester.
In welche Zukunft wir Bayern gehen wollen, das sollten schon noch wir in Bayern entscheiden dürfen.
Wären die Aussagen der Spiegelfrau völlig aus der Luft gegriffen hätten sie nicht derartige Wellen geschlagen.
Ich selbst(Geburtsmünchner) bin meiner Mutter bis heute dankbar, dass sie es mit 16 auf dem Land nichtmehr ausgehalten hat und nach München kam.
Denn jedes mal wenn ich jetzt dort bin(Kreis Eichstädt) um der restlichen Familie einen Besuch abzustatten bin ich froh wenn ich abends wieder heimfahren kann.
Ich mag diese Lebensart nicht. Ich finde es nicht gut in einem Dorf zu leben wo jeder jeden kennt und man schiefe Blicke erntet wenn man einmal nicht Sonntags in der Kirche aufkreuzt. Ich will nicht in einem Dorf leben wo die Kinder auf die Realschule gehen weil das Gymnasium zu weit weg ist und man sowieso nicht mehr als eine mittlere Reife braucht um bei Audi zu arbeiten.
Ich will nicht in einem Dorf leben wo jede kleinste Veränderung für Verunsicherung bei den Leuten sorgt und angefeindet wird. Ich will hier nicht von Rassismus sprechen aber diese unterschwellige Ablehnung und Abneigung gegen alles Andersartige ist echt widerlich.
Ich weiß nicht woher diese Trend kommt aber er nimmt gen Süden zu. In Österreich ist rechtes Gedankengut schon fast Gesellschaftfähig geworden. In der Schweiz sind sie schon soweit, dass sie Minarette verbieten. Das ist ganz und gar keine gute Entwicklung.
Dass Bayern zu Deutschland gehört ist wichtig, so bleiben wir politisch geerdet, ansonsten würden wir massiv Gefahr laufen dem Größenwahn zu verfallen. Desweiteren würde die Industrie sich in nullkommanix aus Bayern verabschieden wenn derartige Pläne ernsthaft zu Sprache kämen.
zum Buch:
Ganz hab ich mir das nicht angetan, einige Auszüge mit Kernthesen haben mir gereicht. Darauf stützt sich die Beschreibung „lächerlich“, denn diese Thesen waren lächerlich.
Und damit meine ich jetzt nichtmal die historischen Ungenauigkeiten und Falschdarstellungen.
Es ist vergleichbar mit den Forderungen nach dem Euro- oder gar EU-Austritt Deutschlands, nur noch eine Kategorie abstruser.
Nichts weiter als undurchdachtes, polemisches Gelaber.
„Deutschtümmelei“, wie die Spiegelfrau es nennt, spielt bei sowas durchaus eine Rolle.
„In welche Zukunft wir Bayern gehen wollen, das sollten schon noch wir in Bayern entscheiden dürfen.“
Falsch. Wir leben in einem föderalistischen Land.
Ihre Aussagen ‚zum Leben auf dem Land‘ haben rein gar nichts mit dem Burmester Artikel zu tun. Glauben Sie, dass ‚das Land‘ irgendwo auf der Welt anders ist? Wo sich Menschen näher kennen, schaut man auch anders auf einander. Sicher im negativen Sinn wie aber auch im positiven Sinn.
Den Begriff Föderalismus – und seine Bedeutung – sollten Sie nochmal nachschlagen.
Der steht dem Selbstbestimmungsrecht der Völker nämlich in nichts entgegen … im Gegenteil.
Föderalismus kommt von Bund oder Vertrag, und ein Bund wie auch ein Vertrag kann gelöst werden.
Schön, dass Sie sofort gewusst haben, wo in Scharnagels Buch die ‚Kernthesen‘ zu finden sind und den Rest weggelassen haben.
Lach.
Sie haben es nicht gelesen.
Und können somit auch nicht darüber urteilen.
Wieso sagen sie es nicht einfach so, sonst wird es ‚lächerlich‘.
Wenns nach Ihnen geht, dann sind wir Bayern auf ewig in dieser BRD – völlig egal in was sich diese BRD verwandelt – und können nie wieder über unser eigenes Schicksal selbst entscheiden.
Welch freiheitsliebender Mensch Sie doch sind.
Mein Menschenbild und auch mein Bild der Freiheit ist ein anderes.
Ich glaube viele Bayern würden und werden Ihnen noch wiedersprechen.
Und ‚Deutschtümelei‘ (als das Vertreten alles Deutschen), das betreiben sicher nicht wir Bayern, sondern letzlich Personen wie Burmester oder auch Sie Frau/Herr FlipFlap.
Sie können gerne auf diesen Kommentar antworten, damit Sie das letzte Wort haben.
Ich werde mich hier – zumindest was Sie betrifft – ausklinken.
Hab ihr und der Redaktion mal a bissl Response als Kommentar gesendet:
„Sie dumme Gans, Sie.
Mia san doch hia ned im Wirtshaus. Du blödes Gracherl. Du Maz du verreckte. Hoit dei Fotzn sog i, du Schoasskissn. Du mistige, sog i. Gell du Schoassblodan. Gell? Du Brunzkachl du ogsoachte. Sowas wia du kehrt doch mit da Scheissbürstn nausghaut.“
(Zitat: Gerhard Polt, aus Longline)