Freyung. Dem Regen hielt er schon mal stand, der neue Pavillon am Freyunger Bahnhof, der am Samstag eingeweiht wurde. Mit zwei Bänken und einer Überdachung versehen, dient der Infostand den Bahnfahrern jedoch nicht nur als bequemes „Wartehäuschen“, sondern vor allen Dingen als erste Anlaufstelle vor Ort. Weil viele Fahrgäste bei der Ankunft in Freyung oftmals recht ratlos auf dem Bahnsteig herumstanden, hat die Stadt als Bauträger reagiert und Info-Tafeln errichten lassen. Die Ankömmlinge werden nun von der Tourist-Info Freyung, den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava und der Ilztalbahn darüber informiert, was es in und rund um Freyung gibt – und mit welchen Bussen man weiterfahren kann.

Der Info-Pavillon am Bahnhof ähnelt dem Freyunger Y. Wie Stadtumbaumanager und Planer Markus Büttner am gestrigen Samstag informierte, wird ein Photovoltaik-Modul künftig noch für die Beleuchtung sorgen. Fotos: da Hog’n
Ilztalbahn: Der Erfolg hält auch in der zweiten Saison weiter an
In nur zwei Wochen stand der Pavillon laut Freyungs Stadtumbaumanager Markus Büttner und Alois Pauli von der gleichnamigen Baufirma. Die beiden haben die neue Infostelle geplant und umgesetzt. Dass dies derart schnell realisiert wurde, zeigt, wie bedeutend die Ilztalbahn mittlerweile für die Kreisstadt geworden ist. Die Ilztalbahn GmbH und der Förderverein Ilztalbahn e.V. haben es vielen Skeptikern gezeigt: „Der Erfolg hält wirklich an! Das erstaunt uns selber“, verkündete der Vorsitzende des Fördervereins, Michael Liebl, erfreut. In der zweiten Saison weise man derzeit etwa dieselben Zahlen vor wie in der ersten. Deswegen werde man in den nächsten zwölf Monaten weitere 1,5 Millionen Euro in die Strecke investieren – unter anderem in die Bahnübergänge und Bahnsteige, die sich zum Teil in einem sehr schlechten Zustand befinden. Auch eine neue Haltestelle in Karlsbach steht auf dem Plan.
Info-Pavillon: Zeichen für die deutsch-tschechische Freundschaft

Keine Frage der „Schirmherrschaft“, sondern eine der engen Zusammenarbeit: Freyungs Bgm. Dr. Olaf Heinrich (von links), stellv. Landrat Helmut Behringer und Vimperks Bgm. Bohumil Petrášek wollen gemeinsam die letzten Reste des Eisernen Vorhangs abbauen.
Aber der Info-Pavillon hat noch eine ganz andere Funktion: Er soll ein deutliches Zeichen für die deutsch-tschechische Freundschaft setzen, denn die umfangreichen Informationen zur Region gibt es sowohl auf Deutsch als auch auf Tschechisch. Dafür gibt es dann auch Fördergelder im Rahmen des Interreg-Projekts Ilztalbahn. Die Frage, die sich hier aufdrängt: Tragen Info-Pavillons zur Verbesserung des deutsch-tschechischen Verhältnisses bei?
Mit der zweisprachigen Ausweisung einer Infostelle ist es beileibe nicht getan, um die Beziehungen zu den tschechischen Nachbarn weiter auszubauen. Auch wenn die Grenze zwischen den beiden Nachbarstaaten fiktiv sei, wie der Bürgermeister von Freyungs tschechischer Partnerstadt Vimperk, Bohumil Petrášek, anmerkte, haben er und der stellvertretende Landrat Helmut Behringer vollkommen recht, wenn sie betonen, dass das für die Sprachgrenze noch lange nicht gelte. Die sprachliche Grenze solle nicht am Info-Pavillon halt machen – weshalb man auch in Freyung plant, die Stadt umfangreich zweisprachig auszuschildern, wie Freyungs Rathauschef Olaf Heinrich versicherte.
Nur eineinhalb Kilometer verhindern die bequeme Grenzüberquerung

Der Vorsitzende des Fördervereins, Michael Liebl: „Seit zwanzig Jahren ist keiner fähig, die kleine Lücke zwischen Haidmühle und Nové Údolí mit dem Bus zu erschließen.“
Damit unsere tschechischen Nachbarn zu uns kommen können – und wir zu ihnen -, sind die Menschen drent & herent auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Und da gibt es zum Teil noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Ein konkretes Beispiel nannte Liebl: Der RBO-Bus, der von Waldkirchen nach Haidmühle fährt, hält in Haidmühle, wartet dort eine halbe Stunde und fährt dann wieder zurück, anstatt in der halbstündigen Wartezeit zum eineinhalb Kilometer weiter entfernten tschechischen Bahnhof Nové Údolí (dt. Neuthal) zu fahren. Von dort hätten die Fahrgäste ganz bequem Anschlussmöglichkeiten nach Prachatice (dt. Prachatitz), Český Krumlov (dt. Krumau) und Vimperk (dt. Winterberg) – gehen wollen die Strecke natürlich die Wenigsten. Nur: Irgendwie wisse keiner so recht, wer für die Antragsstellung zuständig ist. Und niemand mag so recht die Initiative ergreifen – also geschieht … nichts! Aber der Förderverein Ilztalbahn e.V. werde dran bleiben, damit sich hier etwas ändert, versprach Liebl.
Ohne gute Infrastruktur setzen wir die eigene Zukunft aufs Spiel

Euregio-Geschäftsführer Kaspar Sammer: „Für unsere Region ist es in der Zukunft sehr wichtig, über die Grenzen zu schauen und unsere Stärken weiter auszubauen!“
Denn ohne eine gut funktionierende grenzübergreifende Infrastruktur werde die eigene Zukunft aufs Spiel gesetzt. Euregio-Geschäftsführer Kaspar Sammer brachte es auf den Punkt: „Die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava sind ein unschätzbares Gut – nur deswegen kommen die Leute hierher.“ Man könne die Region deshalb nur gemeinsam weiterentwickeln. Projekte wie die Europaregion Donau-Moldau gelte es daher mit voller Kraft zu unterstützen. Zumindest Fördermittel-technisch rechnet Sammer aber auch nach 2013 mit einem sehr interessanten Förderprogramm – wichtig in Anbetracht der Tatsache, dass viele Projekte zur wichtigen Völkerverständigung sonst nicht zustande kommen könnten.
European Cooperation Day – für eine mediale Aufmerksamkeit
Der neue Info-Pavillon wurde übrigens nicht an irgendeinem beliebigen Tag „eröffnet“, sondern am sogenannten European Cooperation Day (ETC-Day). Ein Tag, der erstmalig in diesem Jahr eingeführt wurde, um die Europäische territoriale Zusammenarbeit in den Medien und der allgemeinen Öffentlichkeit herauszustellen. In ganz Bayern wurden am Samstag, als Zeichen der Zusammenarbeit, 24 Veranstaltungen oder Projekte deutsch-tschechischer Zusammenarbeit eingeweiht beziehungsweise vorgestellt, wie Sammer bekannt gab.
Und auch wenn ein zweisprachiger Info-Pavillon so gesehen ein vermeintlich kleiner Schritt in Richtung Zusammenführung ist, ist er dennoch ein wichtiger. Nur wenn wir auf der bayerischen Seite öfter mit der tschechischen Sprache in Kontakt kommen und es zu einer Selbstverständlichkeit wird, unsere tschechischen Besucher als Zeichen der Gastfreundschaft in ihrer Landessprache zu empfangen, wird Tschechisch für uns „normal“. Dann sind wir vielleicht auch eher bereit, es unseren Nachbarn gleich zu tun und ihre Sprache zu lernen. Wenn dann noch die Verkehrsanbindung stimmt, steht einer langdauernden Freundschaft nichts mehr im Wege!
Dike Attenbrunner