Tourismus: „Weg vom kleinkarierten, hin zum einheitlichen Denken“
Stichwort Tourismus: Ihr Landratskollege Michael Adam verfolgt das Ziel, den gesamten Tourismus im Landkreis Regen unter dem Schirm einer GmbH zu vereinen, weg von der kommunal-behördlichen Schiene, hin zu einer privatwirtschaftlich-orientierten Verwaltung und Vermarktung. Der Gedanke ist ja auch in Freyung-Grafenau nicht neu. Ist dies das Modell der Zukunft?
Mein Ansinnen war immer schon: weg vom kleinkarierten, hin zum einheitlichen Denken – ob als GmbH oder anderweitig. Ich hatte das ja versucht voranzutreiben, nur ist leider der erste Anlauf gescheitert. Man ist eben bereits in vielen größeren Strukturen touristisch organisiert, wie etwa im Ilzer Land, Zwieseler Winkel oder der Haidel-Dreisessel-Region.
Bedeutet das, dass diese bestehenden, größeren Einzelstrukturen hinderlich sind auf dem Weg zur Einheitslösung?
Es gibt sie – und ich mache einen zweiten Anlauf. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht so leicht klein beigebe. Gemeinsam mit Landkreis-Tourismusmanager Ernst Kandlbinder arbeiten wir an einer einheitlichen Lösung. Eine denkbare Zentrale wäre dann etwa Schloss Wolfstein, von wo aus alles koordiniert wird.
Ist das trotz des ersten Rückschlags und der eher geringen Befürwortung seitens der Landkreis-Gemeinden noch umzusetzen?
Ja, wenn man überzeugt ist, dass dies der richtige Weg ist. Wir brauchen ein Einheitskonzept. Dem Urlauber ist es wurscht, welche Strukturen es hier gibt. Der fährt in die Region.
„Nicht gleich vom Großen ausgehen, mit kleinen Brötchen anfangen“
Apropos: Was ist denn eigentlich „die Region“? Wie werden wir wahrgenommen von außen?
In erster Linie als Bayerischer Wald und als Nationalparkregion. Das sind die beiden Hauptschlagworte bei der überregionalen Vermarktung – ohne dass ich jetzt andere Strukturen abwerten möchte. Aber mittel- bis langfristig müssen wir das großflächiger betrachten. Wie gesagt: Ich habe dieses Ziel der gemeinsamen Tourismus-Strategie noch nicht aus den Augen verloren. Die Zeit dafür ist jetzt reifer, weil der ÖPNV, der Öffentliche Personen-Nahverkehr, nach 30 Jahren neu überarbeitet wird. Da gehört der Schulbusverkehr dazu, aber natürlich auch der außerschulische Betrieb für Beruf und Tourismus. Denkbar wäre etwa, dass dann das „GUTI“, das Gästeservice Umweltticket, auch einmal auf die heimische Bevölkerung ausgeweitet wird. Hier wird man sicherlich auch mit anderen Landkreisen zusammenarbeiten können.
Ihr Regener Amtskollege möchte am liebsten eine fixe Regionalmarke „Bayerischer Wald“ entwickeln, mit einem wiedererkennbaren Logo auf jedem Produkt, um sowohl touristisch als auch wirtschaftlich davon zu profitieren. Was halten Sie davon?
Dieses Konzept ist sehr unterstützenswert. Alles andere wäre auch nicht zukunftsorientiert.
Woran mag es wohl liegen, dass dieses Konzept nicht schon längst realisiert worden ist?
Es ist manchmal nicht so einfach … (Pause) Ich war ja 15 Jahre Bürgermeister von Ringelai, wo ich die Schwierigkeiten im Kleinen miterlebt habe. Ich habe immer gesagt: Das kann’s doch nicht sein – wir brauchen eine Stabsstelle, die für die Organisation eines solchen Vorhabens zuständig ist. Aber es ist eben ein Prozess, wie in so vielen Bereichen – ich möchte da auch keine Wertung abgeben. Ich denke, das wird sich nach und nach entwickeln, wenn wir nicht gleich vom Großen ausgehen, sondern mit kleineren Brötchen anfangen.
Schade, dass in dem wirklich langem Interview kein Platz war für den Landkreis wirklich wichtige Fragen war. Zum Beispiel die Situation der Kliniken GmbH und deren finanzielle Ausstattung, die auch direkt den Landkreis-Haushalt betrifft.
Ich wünsche mir, dass das in Zukunft anders sein wird, denn ein weiteres unkritisches Medium braucht die Region wirklich nicht!
Also, man muß schon mal die Kirche im Dorf lassen. Der Mann ist noch nicht wieder ganz gesund und das war wohl der Haupthintergrund für das Interview. Insofern wurde das Thema getroffen.
Die Frage nach den Kliniken ist sicher berechtigt und wichtig, war hier aber wohl nicht im Fokus.