Freyung-Grafenau. Der Landkreis Freyung-Grafenau wird nicht in das Förderprogramm für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum aufgenommen. Dies hat Staatsminister Marcel Huber in einem Schreiben an MdL Alexander Muthmann mitgeteilt. Der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler hatte Huber im August gebeten die Förderkulisse noch einmal zu überarbeiten. „Der Grenzlandkreis liegt in einem demographisch schwierigen Gebiet, der Altersschnitt der Hausärzte liegt bei 53,7 Jahren“, so Muthmann. Außerdem befinde sich auch der Landkreis Regen, der sich in seiner Struktur kaum von Freyung-Grafenau unterscheide, im Fördergebiet.
Keine Förderung für FRG: „Landkreis ist wieder einmal benachteiligt“
„Es ist nicht der wirtschaftliche Wohlstand einer Region für die Förderung maßgeblich, sondern der ärztliche Nachwuchsbedarf“, heißt es in dem Schreiben von Huber. „Daher ist die Aufnahme des Landkreises Freyung-Grafenau in das vorrangige Förderprogramm – zumindest aktuell – nicht angezeigt.“ Muthmann zeigte sich von der Entscheidung enttäuscht: „Freyung-Grafenau ist als strukturschwacher Landkreis wieder einmal benachteiligt. Ich hoffe, dass er im nächsten Jahr in das Fördergebiet mit aufgenommen werden kann.“ Ausschlaggebend hierfür ist eine Bewertung der Kassenärztlichen Vereinigung, die für das Bayerische Gesundheitsministerium den jeweiligen Ärztenachwuchs in den einzelnen Landkreisen ermittelt hat.
Im Hog’n-Interview spricht Muthmann über die aktuelle medizinische Versorgung auf dem Land und darüber, was in Zukunft auf uns Bürger zukommen könnte, wenn nicht bald was gegen den drohen Hausärztemangel unternommen wird.
„Das Durchschnittsalter der Ärzte im Landkreis liegt bei 53 Jahren“
Herr Muthmann: Worin genau liegen die Ursachen für den Hausärztemangel auf dem Land?
Die Ursachen sind vielfältig, wir steuern aber in erster Linie auf eine Überalterung der jetzt schon niedergelassenen Hausärzte zu; für den Hausärztenachwuchs fehlt insbesondere die langfristige Planungssicherheit für die Hausarztpraxen. Dafür ist die bisherige Gesundheitspolitik verantwortlich.
Wie können die Ärzte generell entlastet werden? Bei Hausbesuchen etwa mittels „mobiler Krankenschwestern“, die einen Teil der Aufgaben des Arztes übernehmen?
Mobile Krankenschwestern sind eine Möglichkeit, Ärzte in Zukunft zu unterstützen. Die medizinische Verantwortung muss jedoch beim Arzt bleiben.
Ist ein weiterer Grund, dass der Beruf des Hausarztes schlichtweg nicht mehr attraktiv genug ist? Wie kann man diesen wieder attraktiver machen?
Der Hausarztberuf ist attraktiv, er ist eigentlich die Königsdisziplin in der Medizin. Junge Menschen ergreifen einen Beruf dann, wenn er attraktiv ist und eine gewisse Planungssicherheit besteht – und da sind die Selbstverwaltung, sprich: Ärzte und Krankenkassen, und die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Wie ist die Situation im Landkreis Freyung-Grafenau?
Die Versorgung mit Hausärzten ist im Moment gewährleistet, besorgniserregend ist die Altersentwicklung. 23,5 Prozent der Ärzte sind älter als 60 Jahre, das Durchschnittsalter beläuft sich auf 53 Jahre.
„Es darf nicht eines Tages heißen: Ärzte weg, Menschen weg“
Ist die medizinische Versorgung auf dem Land mittel- und langfristig gesichert – oder nicht?
Nein. Wir müssen handeln. Es darf nicht eines Tages heißen: Ärzte weg, Menschen weg.
Was muss sich künftig ändern, damit die medizinische Versorgung gewährleistet ist? An welchen Stellschrauben muss gedreht werden? Welche Lösungsansätze gibt es?
Gott sei Dank wird das Problem zumindest erkannt. Generell setzen wir Freie Wähler uns insbesondere für eine Minimierung der überbordenden Umsetzungsbürokratie im Deutschen Gesundheitssystem ein. Hier besteht nach neuesten Studien ein Einsparpotenzial von bis zu 40 Milliarden Euro. Dieses Geld kann wesentlich sinnvoller eingesetzt werden. Konkret fordern wir unter anderem Lehrstühle für Allgemeinmedizin an allen Bayerischen Universitäten einzurichten, also auch in Würzburg und Regensburg, was für unseren Raum besonders wichtig wäre.
Welche Rolle spielen die Krankenkassen bei dieser Problematik, welche der Hausärzteverband?
Krankenkassen und Hausärzteverband müssen, gegebenenfalls unter Moderation des Bayerischen Gesundheitsministers, für zukunftsfähige Strukturen sorgen. Dazu gehören auch zukunftsfähige Hausarztverträge, um den Hausärzten wieder Planungssicherheit zu geben.
„Wir brauchen unsere Haus- und Fachärzte dringender denn je“
Was glauben Sie: Wie wird sich die Situation in zehn, zwanzig Jahren darstellen? Gibt es dann nur noch Ärzte in den Ballungszentren und die ländliche Bevölkerung schaut mit dem Ofenrohr ins Gebirge?
Wir brauchen unsere Haus- und Fachärzte zur wohnortnahen Versorgung dringender denn je. Die politischen Weichen dafür wollen wir als Vertretung insbesondere auch des ländlichen Raumes in Zukunft mit stellen.
Was können Sie als Mitglied des Landtags konkret zur Lösung des Problems „Hausärztemangel auf dem Land“ beitragen?
Unsere Landtagsfraktion hat dazu die letzten vier Jahre zahlreiche Initiativen gestartet. Leider wurden diese von den Regierungsfraktionen fast alle abgelehnt. Umso wichtiger wäre eine Regierungsbeteiligung der Freien Wähler als Interessensvertreter des ländlichen Raumes im nächsten Bayerischen Landtag.
Interview: Stephan Hörhammer
Auf der nächsten Seite finden Sie einen Bericht über die Podiumsdiskussion zum Thema „Hausärztemangel auf dem Land“ vom vergangenen Freitag in Thurmansbang.
Stimmt ja alles, aber auf die Pflege wird generell nicht besonders eingegangen!
Schade