Rom/Schlinding/Grainet. Auch wenn am Ende nicht alles so gelaufen ist, wie sie sich’s vielleicht im Vorhinein ausgemalt hatten – die elf Bulldog-Wallfahrer aus Niederbayern, die sich vor knapp zwei Wochen mit ihren altehrwürdigen Vehikeln auf den Weg nach Rom gemacht haben, können erhobenen Hauptes resümieren: „Mission erfolgreich beendet!“
Mehr als 1200 Kilometer Fahrtstrecke, die Distanz zwischen Schlinding bei Thurmansbang im Landkreis Freyung-Grafenau und der italienischen Hauptstadt Rom, haben die Bulldog-Pilger in acht Tagen absolviert. Eine strapaziöse und bis dato einzigartige Reise, die ganz im Zeichen des Glaubens, der Schöpfung und des guten Zwecks stand. Eine Mammut-Wallfahrt, die Mensch und Maschine viel abverlangte.
Den Höhepunkt der Tour bildete am vergangenen Mittwoch eine Generalaudienz in Castel Gandolfo, das rund 40 Kilometer außerhalb Roms gelegene Sommerdomizil von Benedikt XVI. Bis auf 50 Meter durften die beiden Bulldogs von Organisator Andreas Bauer und dessen Weggefährten Erwin Holzbauer (mit 74 Jahren der älteste Teilnehmer) – ein Lanz-Schlepper Baujahr ´65 und ein Cormick Farmall Baujahr ´58 – auf dem Platz vor der Residenz parken. Neben tausenden von Pilgern aus aller Herren Länder versammelten sich die Wallfahrer, gemeinsam mit rund 30 per Bus nachgereisten Freunden und Verwandten, um auf den Auftritt des Pontifex zu warten – und ihm persönlich die Grüße und kleinere Mitbringsel aus der Heimat zu übergeben. Es hieß, dass eine kleine Delegation zu ihm nach vorne in den abgesperrten Bereich kommen dürfe…
Doch daraus wurde leider nichts. Bis auf Andreas Bauers Groß-Cousine Franziska Gotzhein, die die Traktoren über die gesamte Distanz in einem Versorgungswagen begleitete, sahen die Bulldog-Pilger das Kirchenoberhaupt nur aus der Ferne und auf der Video-Leinwand. Die gebürtig aus Irlach stammende Gelsenkirchenerin kam per Zufall in die Nähe von Benedikt XVI: Sie schloss sich einer kleinen Gruppe an, die die größeren Geschenke der niederbayerischen Wallfahrer – eine selbstgemachte Erntekrone und eine goldene Wachsglocke – in das Castel transportierte. „Ich kann ein bisschen Italienisch, weshalb ich den Sicherheitsleuten erklären konnte, wie wichtig es für die Bulldogfahrer ist, dass der Papst die Geschenke mit einem Gruß aus der Heimat überreicht bekommt.“ Und als sie dann tatsächlich ganz aufgeregt vor ihm stand und ihm die Hand reichte, sagte sie: „Das Bistum Passau und die Bulldog-Wallfahrer grüßen sie recht herzlich.“ Woraufhin Benedikt antwortete: „Vielen Dank, grüßen Sie mir die Heimat.“
Zwar war die Freude auf Seiten der niederbayerischen Pilgerschaft groß, als sie vor den Toren des Castels Franziska Gotzhein auf der Video-Leinwand erblickten. Doch als am Ende der Generalaudienz feststand, dass sie dem Papst letztlich doch nicht mehr die Hand geben könnten und es zu keinerlei persönlichen Kontakt kommen würde, war einigen die Enttäuschung deutlich anzumerken. Doch diese währte nur kurz – und Organsiator Andreas Bauer zog ein mehr als zufriedenstellendes Resümee: „Das war ein einmaliges Erlebnis, der Höhepunkt in unserem Leben.“
Vorgestern kehrten die Rom-Pilger wieder in den Bayerwald zurück und machten sich trotz strömenden Regens noch einmal mit den Bulldogs auf den Weg: von Deching aus, wohin die Schlepper per Spedition in die Heimat transportiert wurden, nach Grainet, dem Geburtsort der Idee der Traktor-Wallfahrt und Heimstatt des Bulldog-Oldtimer-Clubs. Dort fand ein Abschlussgottesdienst statt, an dem neben Bürgermeister Kaspar Vogl auch Landrat Ludwig Lankl teilnahm.“Wir sind glücklich und froh wieder daheim zu sein – die letzten Tage waren ein unvergessliches Erlebnis“, erklärten die Fahrer einhellig.
Zwei Bulldogs werden für den guten Zweick verkauft
Als nächstes gilt es nun, so Andreas Bauer, die beiden Bulldogs, die während der Papst-Audienz auf dem Platz vor dem Castel Gandolfo geparkt waren und von allen Fahrern und Mitreisenden unterschrieben wurden, für den guten Zweck zu versteigern. Mit dem Geld sollen Brunnenbauprojekte in der Demokratischen Republik Kongo initiiert werden, so der soziale Hintergedanke der Rom-Wallfahrt, der in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Hilfswerk „Spes Viva e.V.“ umgesetzt werden soll. „Die Menschen im Kongo brauchen nichts Dringenderes als sauberes Trinkwasser“, weiß Spes-Viva-Vorsitzender Rudi Spatschek zu berichten, der die Wallfahrer nach ihrer Ankunft in Rom als Seelsorger begleitete.
Angebote für den „Hanomag“ Schlepper (siehe Foto) können an die Email-Adresse andreas.bauer2@t-online.de gesendet werden. Dieser kann gerne persönlich bei Andreas Bauer (Schlinding 12, 94169 Thurmansbang) besichtigt werden. Näheres dazu ist auch unter Tel.: 0171/9908230 zu erfahren.
Bericht und Fotos: Stephan Hörhammer
Wer das Projekt mit einer Geldspende unterstüzten möchte:
Spes Viva e.V.
Konto: 23 24 636
BLZ: 750 903 00
Liga Bank München
Verwendungszweck: Trinkwasser für den Kongo
oder:
Spes Viva Bayerwald e. V.
Konto: 400 74 73 0
BLZ: 740 697 44
Raiffeisenbank Grainet
Verwendungszweck: Trinkwasser für den Kongo
(Spendenquittungen werden selbstverständlich ausgestellt)