Veicht-Haus: „Stadt Freyung hätte sein Gesicht verloren“
Es gibt Stimmen, die behaupten, es wäre vernünftiger gewesen den vorderen Teil des Veicht-Hauses abzureißen und dafür den hinteren Teil herzurichten – statt umgekehrt. Damit Freyungs Mitte mehr Stadtplatzcharakter bekommt. Einige sind der Ansicht, dass das Veicht-Haus, so wie es jetzt ist, zu weit in die Straße hineinragt …
Der Stadtrat hat hier eine sehr gut abgewogene Entscheidung getroffen. Es liegt an der historischen Entwicklung Freyungs, dass der Gasthof derart in die Straße hineinragt. Freyung war nie ein großer Marktplatz, sondern ein Straßendorf. Dadurch ist das Gebäude ortsbildprägend an dieser Stelle entstanden. Es geht zum Beispiel um gewisse Blickachsen: Wenn man an einem Ort von Norden bis Süden durchschauen kann, dann verfließt das gesamte Ortsbild – und da hat der Veicht städtebaulich betrachtet absolut seinen Sinn. Hinzu kommt, dass es nie einen Stadtplatz gegeben hätte, weil die wenigsten wissen – mir war dies auch völlig neu –, dass zwischen dem südöstlichen und dem nordwestlichen Eck des Veicht-Hauses ein gewaltiger Höhenunterschied von 1,80 Meter besteht, der durch das Gebäude aufgefangen wird. Das hätte im Fall des Abrisses bedeutet, dass man eine riesige Treppenanlage mitten im Zentrum bekommen. Einen Stadtplatz hätte man so nie hingekriegt. Und drittens ist uns von fachlicher Seite unisono gesagt worden, dass wir dem jetzigen Stadtplatz den Charakter geraubt hätten. Auch bin zutiefst davon überzeugt, dass Freyung sein Gesicht verloren hätte, hätte man den vorderen Teil des Veicht-Hauses abgerissen.
Ort schafft Mitte: „Es ist hoch attraktiv im Zentrum zu wohnen“
Zum Modellprojekt „Ort schafft Mitte“: Gibt es schon private Investoren, die sich an die Altbauten in der Innenstadt wagen, sie herrichten und hier Geld in die Hand nehmen, um das Wohnen in der Innenstadt attraktiver zu machen? Sie haben ja auch ein Haus im Stadtkern gekauft …
Es gibt momentan zwei Projekte, bei denen auf privatwirtschaftlicher Ebene über den Verkauf verhandelt wird. Es gibt dafür Interessenten aus der Region und über die Region hinaus – was mich persönlich verblüfft hat. Ich denke, dass durch die „Ort-schafft-Mitte“-Diskussion ein Bewusstseinswandel eingetreten ist, weil es tatsächlich hoch attraktiv ist im Zentrum zu wohnen. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich selber dafür entschieden habe. Die Umbaumaßnahme meines Hauses wird bald beginnen, ich habe jüngst die Genehmigung dafür bekommen. Ich werde dann voraussichtlich im nächsten Jahr einziehen.
Es handelt sich ja zumeist um sehr große Gebäude, weshalb viele vermutlich von horrenden Summen ausgehen. Wie kann man Leute dennoch vom Kauf überzeugen?
Ich denke, dass die Situation insofern sehr günstig ist, weil momentan die Finanzierungen günstig sind wie nie. Aber klar ist, dass es dabei kein Schema F gibt. Wir von der Stadt beraten jeden, der privat bereit ist zu investieren. Letztlich sind das immer maßgeschneiderte Konzepte, die man hier finden muss. Was ja oft nicht berechnet wird: Selbst wenn ich ein paar Euro mehr für die Investition bezahlen muss, spare ich mir ein zweites Auto. Durchschnittlich kostet ein Pkw, egal wie alt, 500 Euro im Monat. Und alles zu Fuß machen zu können ist etwas, was letztlich bares Geld einspart.
Landrat-Nachfolge: „Gehe davon aus, dass Lankl erneut kandidiert“
2014 sind die nächsten Wahlen: Kandidieren Sie nochmal für das Amt des Bürgermeisters? Viele sehen Sie schon als den nächsten Landrat …
Ich gehe davon aus, dass Landrat Ludwig Lankl erneut kandidiert – und sich diese Frage deswegen nicht stellt. Aber ich habe immer gesagt, dass ich Kommunalpolitiker mit Leib und Seele bin und dass ich vorhabe, mich in Freyung erneut zur Wahl zu stellen – solange ich gesundheitlich dazu in der Lage bin. Es gab in der letzten Zeit in meinem Freundes- und Bekanntenkreis manche Vorfälle, die zeigen, dass nichts sicher ist.
Anders gefragt dann: Sollte Ludwig Lankl nicht mehr antreten wollen – wäre der Job des Landrats etwas für Sie?
Da bewegen wir uns völlig im spekulativen Bereich. Man sollte respektieren, dass der Landrat gesundheitlich angeschlagen war und dass es ihm heute offensichtlich sehr gut geht. Dass es hier viele Spekulationen gibt, das hat Heinrich Schmidhuber im Hog’n-Interview ja schon beantwortet. Klar, die nächsten Wahlen kommen, manch einer erhofft sich, jemanden nicht als Gegner zu haben. Ich sehe das völlig gelassen und versuche hier meine Arbeit ordentlich zu machen. Und ich gehe davon aus, dass das auch in dieser Form so bleibt.
Interview: Stephan Hörhammer, Dike Attenbrunner